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28669-01 - Proseminar: Entwicklungshilfe, -politik und internationale Solidarität in der Schweiz 1945-1995 3 KP

Semester Herbstsemester 2011
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Konrad Kuhn (konrad.kuhn@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fanden verschiedene kirchliche Hilfswerke und Entwicklungsorganisationen in der "Dritten Welt" ein neues Tätigkeitsfeld. Nach 1961 wurde die Entwicklungshilfe mit der Gründung des "Dienstes für technische Zusammenarbeit" auch eine staatliche Aufgabe. Die Begründungen aus wirtschaflichem und politischem Eigeninteresse, Paternalismus und antikommunistischer Abwehr wurden durch dependenztheoretisch motivierte neue Aktionsgruppen herausgefordert, die die Verhältnisse des Nordens zum Süden in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Finanzplatz, Kultur und Aussenpolitik kritisch thematisierten und auf Veränderungen drängten. Diese wiesen teilweise einen studentischen Hintergrund auf, waren teilweise aber auch kirchlich gestützt. Seit dem gesellschaftlichen Aufbruch der späten 1960er-Jahre war die Entwicklungspolitik zu einem heiss umstrittenen Diskursfeld geworden, das eine beträchtliche Öffentlichkeit beschäftigte und mobilisierte. Mit dem «Bundesgesetz über Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe» von 1976 wurden die auch weltweit im Fokus stehenden Verteilungsfragen und die armutsreduzierenden Ziele in der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit festgeschrieben. Diese emanzipatorische Sichtweise wurde noch verstärkt durch die von den Entwicklungsorganisationen zu Beginn der 1980er-Jahre geprägte und in ihrer Radikalität wie in ihrer Prägnanz kaum zu überbietende These "Entwicklung heisst Befreiung", die davon ausging, dass nur eine Konzentration auf die Ärmsten der Dritten Welt und deren Befreiung aus Abhängigkeitsstrukturen selbstbestimmte Entwicklungswege ermöglichen würden. Nach Vorstössen zur Budgetsenkung der öffentlichen Entwicklungshilfe, die auf die ab 1981 in der Schweiz spürbare Rezession zurückgingen, verschärften sich ab Mitte der 1980er-Jahre auch Diskussionen um Sinn und Zweck der Entwicklungszusammenarbeit. Gerade die zunehmende Verschiebung vom Bilateralismus hin zu einem verstärkt multilateral konzipierten Ansatz in der schweizerischen Aussenpolitik führte zu heftigen Debatten, die auch die Entwicklungsthematik betrafen.
Lernziele Die Teilnehmer/innen dieser Lehrveranstaltung erhalten einen vertieften Einblick sowohl in die Praxis als auch in die Auseinandersetzungen um die Entwicklungshilfe und Entwicklungspolitik der Schweiz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert. Dabei wird ein Fokus auf die Wechselwirkung zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und staatlichem Handeln gelegt. Die Beschäftigung mit der Metapher "Entwicklung" führt zu aktuellen global- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen und öffnet damit den Blick auf transnationale Vorgänge, ohne dabei den spezifisch schweizerischen Kontext zu vernachlässigen.
Literatur Büschel, Hubertus, Speich, Daniel (Hg.): Entwicklungswelten: Globalgeschichte der Entwicklungszusammenarbeit, Frankfurt a. M. und New York 2009.
Holenstein, René: Wer langsam geht, kommt weit. Ein halbes Jahrhundert Schweizer Entwicklungshilfe, Zürich 2010.
Kuhn, Konrad J.: "Der Kampf der Entrechteten dort ist unser Kampf hier!" Entwicklungspolitisches Engagement und internationale Solidarität in der Schweiz, in: Schaufelbuehl, Janick (Hg.), 1968-1978: Ein bewegtes Jahrzehnt in der Schweiz - Une décennie mouvementée en Suisse, Zürich 2009, S. 113-124.
Matzinger, Albert: Die Anfänge der schweizerischen Entwicklungshilfe 1948-1961, Bern und Stuttgart 1991.
Pigni, Sibylla: Eine Stimme für die Entwicklungspolitik: Entwicklungspolitischen Lobbying am Beispiel von Swissaid, Fastenopfer, Brot für Brüder und Helvetas, Frauenfeld, Stuttgart und Wien 2010.
Bemerkungen - Zielgruppe: Studierende der Geschichte mit abgeschlossenem Einführungskurs.
- Vertiefungsschwerpunkte Schweizergeschichte, Zeitgeschichte

 

Teilnahmebedingungen Einführungskurs Bachelor Geschichte oder Äquivalent. Anmeldung über www.isis.unibas.ch ist obligatorisch. Ebenso ist eine Anmeldung erwünscht per E-Mail an: konrad.kuhn@uzh.ch
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Anmeldung über www.isis.unibas.ch ist obligatorisch. Ebenso ist eine Anmeldung erwünscht per E-Mail an: konrad.kuhn@uzh.ch
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien Online-Angebot fakultativ

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Grundmodul Neuere und Neueste Geschichte (Bachelor Studienfach: Geschichte)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Aktive Teilnahme
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Departement Geschichte

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