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31435-01 - Vorlesung mit Kolloquium: Die Religion des Marktes (Studientag) 2 KP

Semester Herbstsemester 2012
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Jürgen Mohn (juergen.mohn@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Der Studientag widmet sich diesmal den ‚religiösen’ Aspekten des Marktes. Wie ist der in letzter Zeit intensiv diskutierte Zusammenhang zwischen Religion, Wirtschaft, Kapitalismus und Geld genauer zu bestimmen? Hierzu sind drei Referenten geladen, die sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zuwenden: der Volkswirtschaftler und Buddhismus-Spezialist Karl-Heinz Brodbeck referiert zu dem Thema „Das Geld als kollektive Illusion: Eine buddhistische Analyse“, der politische Ökonom und Philosoph Birger P. Priddat wird zu dem Thema: „Wechsel der Zeit. Der Beginn des Kapitalismus als Verweltlichung der Zeit.“ sprechen und der Basler Soziologe Axel Paul über die Geldwirtschaft und René Girard. Am Nachmittag werden wir die unterschiedlichen Perspektiven dann gemeinsam diskutieren.

Folgende Punkte und Thesen werden u.a. besprochen:

Dass der Kapitalimus eine Religion sei, ist eine Metapher, deren Gehalt wir kaum ahnen. Im 18. Jahrhundert aber wird die alte transzendente Aufteilung in Weltzeit/Himmelszeit (aeon) in eine Weltzeit/Lebenszeit-Relation verwandelt. Das, was man vordem vom Leben kaum erwarten konnte, sondern nur mehr im Himmel post mortem: Erlösung der Seele, wird in der Utopie des Adam Smith in eine lebenszeitliche Erlösung transformiert. Die Himmelerwartung wird weltlich einzulösen versprochen, durch eine kapitalistische wohlstandsmehrende Wachstumsökonomie. Das ist ein ungeheurer Geschichtsbruch, der mit neuen Zeitvorstellungen hergeht (allein Wachstum setzt die Möglichkeit von Geschichte voraus). Indem man das, was eigentlich in der Zukunft liegt, bereits gegenwärtig schon zu realisieren versucht, entsteht eine Maximierungsdiee, die zu einer Verdichtung der Zeit führt: nämlich das, was an Möglichkeiten zu realisieren ist, aktuell schon zu realisieren. Das Maximierungsgebot der modernen Ökonomik ist keine anthropologische Konstante, sondern eine historisch eingeleitete Konsequenz der Säkularisation der Zeit.

Der Buddhismus ist abseits seiner populären Form als Wellness-Religion für westliche Beliebigkeit ein sehr striktes logisches und epistemologisches System, dessen Potenzial bislang selten genutzt wurde. Als Religionssystem sind die Bezüge zur Wirtschaft eher vormodern. Dagegen birgt die buddhistische Philosophie, nachgerade die Schule des Mādhyamaka (Nāgārjuna u.a.), ein Potenzial, das erst schrittweise für die Analyse der Wirtschaft entdeckt wird. Das lässt sich exemplarisch an einigen Grundfragen der ökonomischen Theorie vorführen. Im Zentrum steht hierbei die Analyse des Geldes. Man kann im Verständnis der buddhistischen Philosophie das Geld als eine kollektive Illusion erkennen, die nicht auf eine Substanz (Gold, Nutzen, Arbeit etc.) als Stütze der Werte zurückgeführt werden kann. In buddhistischer Analyse ist die menschliche Gesellschaft, besonders die Wirtschaft, eine spezifische Form begrenzten Wissens, die für die Beteiligten vielfach zu als Leiden erlebten Handlungen führt. Die buddhistische Analyse bietet hier die Möglichkeit für zahlreiche neue Einsichten – nicht nur bezüglich der Irrwege der Ökonomik, sondern auch der krisenhaften Entwicklungen.
Literatur Wird während des Studientags genannt und auf der Webseite der Religionswissenschaft zum Teil zur Verfügung gestellt.
Bemerkungen Die TeilnehmerInnenzahl ist auf 40 beschränkt. Studierende der Religionswissenschaft haben Vorrang.

 

Anmeldung zur Lehrveranstaltung Alle Studierenden, die sich in Mona eintragen, erhalten im Oktober eine Einladung zum Studientag mit Anmeldeformular. Eine definitive Anmeldung mit dem Formular ist obligatorisch.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen)
Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien)
Modul Institutionen, Verbände, Religionsgemeinschaften (Master Religion - Wirtschaft - Politik)
Modul Religionswissenschaft 2 (RWTh 2) (Master Theologie)
Modul Religionswissenschaft 2 (RWTh 2) (Master Studienfach: Theologie)
Modul Religiöse Zeitgeschichte (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul Studientag Religionswissenschaft (Master Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul Transformationsprozesse und Religionstheorie (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul Vergleichende Religionswissenschaft (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul Wirtschaft, Wissen und Kultur (Bachelor Studienfach: Soziologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung 2 KP für die aktive Beteiligung am ganzen Studientag und das Verfassen eines ca. 8-seitigen Essays zum Thema des Studientags (ansonsten freie Themenwahl). Der Essay muss bis am 31. Dezember 2012 abgegeben oder eingesandt werden (per Mail: juergen.mohn@unibas.ch).
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Religionswissenschaft

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