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34858-01 - Seminar: Den Zufall erzählen: Heinrich von Kleist 3 KP

Semester Herbstsemester 2013
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Hubert Thüring (hubert.thuering@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt "Der Boden wankte unter seinen Füßen, alle Wände des Gefängnisses rissen, der ganze Bau neigte sich, nach der Straße zu einzustürzen, und nur der, seinem langsamen Fall begegnende, Fall des gegenüberstehenden Gebäudes verhinderte, durch eine zufällige Wölbung, die gänzliche Zubodenstreckung desselben." Man fürchtet, die Syntax zerbreche an der Aufgabe, das Zufällige von Jeronimos Rettung in Kleists Erdbeben in Chili (1807) in eine plausible Erzählung hinein zu biegen. Als Jeronimo wenig später Josephe und ihr gemeinsames Kind umarmte, so war es, als hätte sie "ein Wunder des Himmels gerettet". - Kein Erzähler zuvor ließ die reine Kontingenz, die wissenschaftliche Probabilität und das göttliche Wunder so virtuos aufeinander treffen wie Kleist, der damit die Narration bzw. Narrato-Logik aristotelischer Prägung über ihre bisherigen Grenzen hinaustrieb. Das Seminar untersucht den Zufall in Kleists Erzählen mit den Instrumenten der Narratologie und Rhetorik anhand von Vergleichen mit anderen Erzählungen und Novellen (Schiller, Goethe, Hoffmann) und im diskurshistorischen Kontext. Tatsächlich führen naturwissenschaftliche Forschungen und Entdeckungen im Zusammenwirken mit anderen Diskursen zu grundlegenden Veränderungen in der Alltagsbewältigung wie in der Weltanschauung. Kleists Erzählungen, so eine Grundthese, ahmen nicht einfach eine neue "Realität" nach, sondern intervenieren experimentell in sie.
Lernziele Die Studierenden wenden die narratologischen Basisinstrumente an, um sie zu erweitern und zu verfeinern. Sie lernen Erzählen als eine historisch komplex vernetzte Diskurspraktik kennen.
Literatur Heinrich von Kleist: Sämtliche Erzählungen. Anekdoten, Gedichte, Schriften, herausgegeben von Klaus Müller-Salget, Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 2005 (Taschenbuchausgabe).
Torsten Hahn u.a. (Hrsg.): Kontingenz und Steuerung. Literatur als Gesellschaftsexperiment 1750, Würzburg: Königshausen & Neumann 2004.

 

Teilnahmebedingungen abgeschlossene Proseminarstufe
Anmeldung zur Lehrveranstaltung über ISIS erforderlich
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011))
Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Aufbaustudium Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Aufbaustudium Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011))
Modul Aufbaustudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft: Schwerpunkt vor 1850 (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul Disziplinäre Vertiefung (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul Disziplinäre Vertiefung (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Einführungswissen Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft II (Master Studienfach: Deutsche Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Inputreferat zur Erzählanalyse oder historischen Diskursanalyse.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft

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