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37868-01 - Proseminar: Einführung in die Visual Culture Studies 3 KP

Semester Herbstsemester 2014
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Till Förster (till.foerster@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Das Thema: In der Entstehungszeit des akademischen Faches Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Ethnologie das künstlerische Schaffen außereuropäischer Gesellschaften und Künstler vor allem als Zeugnis einer frühen Stufe der Menschheitsentwicklung wahr und selten als Kunst, die sich mit der eigenen messen konnte. Das änderte sich kurz nach der Jahrhundertwende. In der Folge der „Entdeckung“ der afrikanischen und ozeanischen Kunst durch Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein in
Deutschland oder Pablo Picasso und André Derain in Frankreich wurden auch die Ethnologie des künstlerischen Wertes dieser Werke gewahr. Anfang des 20. Jahrhunderts begann sie sich mit den Künsten als Kunst zu beschäftigen. Ab den 1930er Jahren wurden auch deren Schöpfer mehr und mehr als Künstler wahrgenommen. Obwohl nie zentral für die Geschichte des Faches gab es seitdem eine langsam aber stetig wachsende Literatur über aussereuropäische Kunst und Künstler. Die Ansätze folgten eher den großen Strömungen in der Ethnologie. Nur selten hat die sich formierende Kunstethnologie ihrerseits zentrale Debatten angestoßen. Einige wenigen verdienen jedoch heraus gehoben zu werden: Sind ästhetische Urteile universell oder relativ zu der jeweiligen Kultur? Sind Künstler und ihr künstlerisches Schaffen in diesen Gesellschaften genauso individuell wie in der westlichen Moderne?
Daneben beschäftigte sich die Kunstethnologie in einer funktionalistischen Attitude besonders mit dem Gebrauch, den man in anderen Gesellschaften von der Kunst machte. Es zeigte sich bald, dass eine Autonomie der Kunst, wie sie als l’art pour l’art in der abendländischen Geschichte seit etwa 250 Jahren dominiert, in anderen Gesellschaften nur höchst selten zu finden ist. Das Thema führte jedoch bald über den klassisch funktionalistischen Rahmen hinaus zu weiteren Fragen, die nur vergleichend zu beantworten waren: Welche Rolle spielen künstlerische Ausdrucksformen wenn sie nicht allein um der Kunst willen geschaffen werden? Mit welchen anderen Kriterien verbinden sich jene Urteile, die in der Moderne als „ästhetische“ geführt werden? Da die Einbettung künstlerischer Ausdrucksformen in andere Handlungszusammenhänge offensichtlich war und nur empirisch geklärt werden konnte, ging es aus einer allgemeinen und vergleichenden Perspektive nun nicht mehr darum, Kunst um der Kunst willen zu untersuchen sondern die Vielfalt des Künstlerischen selbst in den Blick zu nehmen.
Mit der Postmoderne verschob sich das Erkenntnisinteresse erneut. Da die Autonomie der Kunst als historische Besonderheit des Abendlandes bestimmt war, wurde nicht mehr von Kunstethnologie gesprochen. Vielmehr ging es zunehmend darum, kollektive Intentionalität und Wahrnehmung des Künstlerischen zusammen zu denken, so dass in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren der Begriff Kunstethnologie zunehmend von Visual Culture Studies oder, etwas unbeholfen, Studien zur visuellen Kultur abgelöst wurde.
Das Proseminar will diese Geschichte nachzeichnen. Es ist in drei Teile unterteilt:
• Der erste Teil beschäftigt sich mit einer Reihe von klassischen Texten der Kunstethnologie, angefangen mit Franz Boas und bis etwa in die Zeit der Dekolonisation.
• Der zweite Teil ist zwei der oben genannten Kerndebatten gewidmet: Sind äs-thetische Urteile universell oder relativ zu der jeweiligen Kultur? Ist künstlerisches Schaffen individuell?
• Im dritten Teil werden die jüngeren Debatten zur visuellen Kultur nachgezeichnet und diskutiert.
Das Proseminar bedient sich folgender didaktischer Mittel:
Die Texte zu allen Teilen werden auf Adam zugänglich gemacht. Alle Teilnehmenden sind verpflichtet, einen Text zu präsentieren und hierzu ein Handout von einer Seite zu schreiben (Standardseite: Schriftgrösse 12 Punkt, 1,5 Zeilen Abstand, Ränder links und rechts 2,5cm). Die mündlichen Präsentationen sollen ca. 20 bis 30 Minuten lang sein. Das Handout sollte eine Woche vor dem jeweiligen Termin vorliegen so dass es auf Adam geladen werden kann und die Teilnehmenden es vorab lesen können.


Programm „Einführung in die Visual Culture Studies“
Date Topic Presenter
24.9.2014 Einführung: Was war Kunstethnologie? Was ist Visual Culture Studies? Till Förster
1.10.2014 Klassische Texte:
Carl Einstein: Negerplastik. 1915.
Franz Boas: Primitive Art. 1927.
8.10. Raymond Firth: Art and Life in New Guinea. 1936.
Claude Lévi Strauss: Le dédoublement de la représentation. 1958.
15.10. Anthony Forge: Primitive Art and Society. 1973.
Clifford Geertz, Art as a Cultural System. 1976
22.10.
Block: 8–12 Thema I: Ästhetische Urteile – Universell oder kulturgebunden
Carol Jopling: Art and Aesthetics in Primitive Societies. 1971
Jacques Maquet, The Aesthetic Experience. 1988
Howard Morphy, From Dull to Brilliant. 1992.
Wilfried Van Damme, Beauty in Context. 1996
29.10. Alfred Gell, Art and Agency. 1998
5.11.
Block: 8–12 Thema II: Künstlerisches Schaffen – Individuell oder kollektiv?
Warren d’Azevedo, Traditional Artist in African Society. 1973.
Paula Ben-Amos, Patron-Artist Interactions. 1980.
Robert Farris Thompson, Face of the Gods. 1995.
Till Förster und Sidney Kasfir: Rethinking the workshop. 2013.
12.11. kein Proseminar
19.11. kein Proseminar
26.11. Von Kunst zu Visueller Kultur
Martin Jay, That Visual Turn. 2002
Nicholas Mirzoeff, Working out Visual Culture. 2002
3.12. Mieke Bal, Visual Essentialism. 2003
Marita Sturken and Lisa Cartwright: Looking as a Paradigm. 2009
10.12. Fazit: Gibt es visuelle Kultur? Was ist sie?
17.12. Prüfungswoche
Literatur Literatur zur Einführung für alle Teilnehmenden
Coote, Jeremy and Shelton, Anthony (eds.), Anthropology, Art and Aesthetics. Oxford: Clarendon Press.
Layton, Robert, 22009: The Anthropology of Art. Cambridge: Cambridge University Press.
Mirzoeff, Nicholas, 1999: An Introduction to Visual Culture. London: Routledge.
—, 2002: The Visual Culture Reader. London: Routledge.
Morphy, Howard and Perkins, Morgan (eds.), 2006: The Anthropology of Art. Malden, MA: Blackwell.
Sturken, Marita, and Cartwright, Lisa (eds.), 2009: Practices of Looking: An Introduction to Visual Culture. Oxford: Oxford University Press.
Walker, John A., and Chaplin, Sarah, 1997: Visual Culture: An Introduction. Manchester: Manchester University Press.
Bemerkungen Sprache Deutsch: bei Bedarf Englisch
Weblink https://ethnologie.unibas.ch/studies/cou

 

Teilnahmebedingungen Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen beschränkt. Die Plätze werden nach Anmeldedatum und Studienfachzugehörigkeit vergeben. Vorrang haben die Studierenden der unter "Module" aufgelisteten Studienfächer/-gänge. Die Anmeldung erfolgt über ISIS.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung www.isis.unibas.ch
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Forschungsfelder der Ethnologie (Bachelor Studienfach: Ethnologie)
Modul Sachthematische Fragestellungen der Ethnologie (Bachelor Studienfach: Ethnologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Schriftliche Hausarbeiten haben einen Umfang von ca. 4000 Worten (gleiche Standardeinstellungen wie oben). Die Themen sind die der Präsentationen, setzen aber eine Lektüre der vollständigen Schriften voraus (nicht nur der Auszüge, die auf Adam gestellt werden). Hausarbeiten sind mit dem Dozierenden abzusprechen und bis 31. Oktober 2014 anzumelden. Alle Hausarbeiten, die bis zum 31. Dezember 2014 eingereicht werden, werden bis zum 31. Januar 2015 bewertet und die Ergebnisse in TeLL/Mona eingetragen. Später eingereichte Hausarbeiten werden erst nach Beginn des Frühsemesters 2015 gelesen und bewertet. Letzter Abgabetermin für Hausarbeiten ist der 30. April 2015. Alle Hausarbeiten sollen per email als word- oder pdf-Dateien eingereicht werden.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Ethnologie

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