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45118-01 - Seminar: Nachbilder von Revolution und Krieg. Ästhetik, Politik und Ökonomie des iranischen Kinos von 1979 bis zur Gegenwart 3 KP

Semester Herbstsemester 2016
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Matthias Wittmann (matthias.wittmann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt 'Wovon träumen die Iraner?', fragte Michel Foucault im Revolutionsjahr 1978 angesichts der 'Menschen auf den Strassen Teherans, die Panzern und Maschinengewehren trotzten', gegen die Diktatur des Schahs und für nationale Unabhängigkeit eintraten. 38 Jahre nach der Etablierung einer 'Islamischen Republik', in der die Versprechen der Revolution durch drakonische Beschränkungen in den 'Warteraum der Geschichte' (D. Chakrabarty) zurückdrängt wurden, lässt sich diese Frage erneut aus der Gegenwart heraus beleben: Wie haben sich diese Träume geändert. Wovon Träumen die Iraner_innen heute? Ein Ort, an dem diese Frage permanent verhandelt wird, ist das Kino. Unzählige iranische Filme aus Vergangenheit und Gegenwart erzählen in selbstreflexiver und meta-realistischer Weise vom Filmemachen, von Stardiskursen und den Wunschenergien, die im Kino frei werden bzw. sich nur dort in ver- wie entstellter Form artikulieren können: Kiarostamis 'Close-Up' (1989), Makhmalbafs 'Salam Cinema' (1995), Panahis 'This is not a film' (2011)..
Das iranische Kino ist ein Kino unter ständigem Zensur-Druck, das ästhetisch wie politisch gerade deshalb aus allen Nähten platzt und eine vielschichtige Aesthetik hevorgebracht hat, voller Zwischentöne und Subtexte: 'In den letzten Jahren wurde im iranischen Kino so ziemlich alles thematisiert, was tabu ist. Das iranische Filmschaffen erweist sich als ausserordentlich innovativ und regenerierte sich in atemberaubendem Tempo. Dies alles trotz nach wie vor starker Repressionen.' (A. Farzanefar)
Die programmatische Islamisierung des Kinos nach dem Bildersturm der Kulturrevolution 1979 hatte keine homogene Schule des Sehens zur Folge, sondern brachte ein Laboratorium der Wahrnehmung hervor, in dem die Formen des Filmbildes zwischen 'haram' (Verbotenem) und 'halal' (Erlaubtem) ständig neu verhandelt wurden und werden. Hinzu kommt, dass das iranische Kino sich nicht nur nach einer Revolution regenerieren musste, sondern auch während und nach dem Iran-Irak-Krieg (1980-88) neu definiert hat, dem längsten Krieg des 20. Jahrhunderts. Dementsprechend liegt ein Fokus des Seminars insbesondere auch auf den Trauma- und Memoryscapes, den Nachbildern von Revolution und Krieg im Kino der Gegenwart. Auch werden Rückblenden in die Zeit vor 1979 angeboten, als sich das vorrevolutionäre Kino gegen einen anderen Zensurapparat – dem des Schah-Regimes – behaupten musste.

Das Seminar bietet die einmalige Gelegenheit, die Ästhetik, Politik und Ökonomie, die Raum- und Zeitformen, die stilistischen Formationen, Codierungen und Dynamiken
einer ganzen ‚Nationalkinematographie‘ im interkulturellen Dialog zu erforschen und zu diskutieren, entlang von regelmässigen Filmsichtungen, anhand von spezifischer und kontextualisierender Literatur sowie im Rahmen einer – vom Lehrstuhl Medienästhetik in Kooperation mit dem Stadtkino Basel und Eikones veranstalteten – internationalen Konferenz (samt Filmretrospektive), die vom 2. bis 5. November stattfinden wird.
Literatur Richard Tapper (Hg.), New Iranian Cinema: Politics, Representation and Identity (Tauris 2002).

Hamid Naficy, A Social History of Iranin CInema (4 Bde., Duke University Press/Durham 2012).
Bemerkungen Das Seminar findet regulär von 12:15 - 14:00 Uhr statt; das folgende Zeitfenster (14:15-16:00 Uhr) ist für regelmässige, lehrveranstaltungsbegleitende und für die Diskussion grundlegende Filmsichtungen reserviert.

 

Teilnahmebedingungen Abgeschlossenes Grund / Basisstudium WAH / AES.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Doktorat Medienwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Medienwissenschaft)
Modul Aufbaustudium Medienästhetik (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Medienästhetik MA (Master Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Wahrnehmung 2 (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2012))
Modul Wahrnehmung 3 (Master Studienfach: Medienwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Medienwissenschaft

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