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46917-01 - Seminar: Do-it-yourself! Diskurse und Praktiken des Selbermachens 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2017
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Konrad Kuhn (konrad.kuhn@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Das Projektseminar beschäftigt sich aus kulturanthropologisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive mit den aktuellen Diskursen und Praktiken rund um Selbermachen. Dabei geht das Forschungsseminar von der Beobachtung aus, dass Selbermachen einerseits eine alltägliche und gerade in Zeiten materieller Not weitverbreitete Selbstverständlichkeit ist. Andererseits lässt sich gegenwärtig eine Zunahme der seit den 1960er-Jahren bestehenden Do-it-yourself-Praktiken beobachten, die einhergeht mit der ubiquitär medialen Verhandlung entsprechender Tätigkeiten. Die mit diesen Diskursen wie den Praktiken verbundenen Utopie-Überschüsse verlangen nach einer kulturwissenschaftlichen Fokussierung. Dabei ist es das Ziel des Seminars, DIY und Selbermachen sowohl als Phänomene im Rahmen moralischer Ökonomien, wie auch als sinnstiftende Lebenspraxis zu analysieren. Das Seminar verbindet dabei praxistheoretische mit diskursanalytischen Perspektiven, um die enge Verbindung von Handlungsweisen und Reden, von nicht-verbalen Tätigkeiten und formulierten Deutungen sichtbar werden zu lassen. Selbermachen wird im Seminar also als vielfältiges und multiperspektivisches Phänomen verstanden, an dem sich gesellschaftliche Diskurse, individuell-kollektive Praxen und gemeinschaftlich ausgehandelte Wirklichkeiten bündeln. Die entsprechenden Schnittstellen zu ökonomischen Kontexten, künstlicher-interventionistischen Ausdrucksmitteln und zu sozialpolitischen Instrumenten sind ebenso vielfältig, wie sie zugleich jenseits hegemonial-absichtsvoller Deutungen und markgängiger Setzungen weitgehend ungeklärt sind.
Lernziele Ausgehend von in einem offenen ethnographischen Prozess gesammelten Praxisfeldern von aktuellem DIY ist es das Ziel, mittels von den Studierenden erarbeiteten empirischen Mikrostudien ein gesellschaftliches Phänomen präzise zu erfassen und die wissenschaftlichen Deutungskompetenz unseres Faches sichtbar zu machen durch die Präsentation entsprechender Forschungsresultate in verschiedenen kulturwissenschaftlichen Wissensformaten.
Im ersten Teil des Projektseminars sollen die theoretischen Voraussetzungen des Seminars erarbeitet werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Auseinandersetzung mit den wechselnden Konjunkturen von „Selbermachen“. Durch eine auch historische Perspektivierung soll dabei ein diskurskritischer Umgang mit den zahlreich vorhandenen populären „Anleitungen“ und „Ratgebern“ ermöglicht werden und dabei auch nach gegenwärtigen Wissens-Formaten von DIY gefragt werden (Web, Blogs, Chat-Groups, ...). Diese Lektüre von grundlegenden Texten soll den Studierenden ermöglichen, den aktuellen „Boom“ des Phänomens kritisch zu reflektieren und gesellschaftspolitisch einzuordnen.
Wir beschäftigen uns mit den unklaren Begrifflichkeiten von Selbermachen/DIY, mit verschiedenen Genesen und den entsprechenden dazugehörenden Narrativen, mit der virulenten gender-Dimension entsprechenden Redens und Tuns und mit den (in bisherigen Arbeiten meist vernachlässigten) ökonomischen Aspekten dieser Praxen zwischen Heimwerkermarkt und Nischenökonomie. Grundlegend wird auch die Auseinandersetzung mit dem mit Selbermachen/DIY verbundenen normativen Wertvorstellungen, gesellschaftsverändernden Utopien und wirklichkeitsprägender Normativitäten fokussiert. Ein spezielles Interesse gilt den komplexen Relationen zwischen Selbermachen und urbanen Räumen.
Methodisch werden parallel dazu erste Sondierungen unternommen in Praxis- und Diskursfelder, die von den Studierenden selber bestimmt werden. Mögliche Themen sind: urban gardening, DIY und Hardcore-Szene, Bienenzucht, „neues Stricken“, Fahrradreparatur und -bastelei, 3D-Drucker, Eigenbau-Software, Renaissance von Handwerk und Handwerkskursen, u. a. Ziel ist stets die Ausrichtung der mikroperspektivischen Befunde auf gesamtgesellschaftliche Kontexte. Lernziele sind dabei die Rahmung eines bearbeitbaren Forschungsvorhabens, die methodische Umsetzung der Fragestellung und die konkrete Durchführung. Dabei üben sich die Studierenden in der Anwendung ethnographischer Forschungsmethoden (Interviews, Film- und Fotodokumentationen, teilnehmende Beobachtung, Dokumentenanalyse, ...).
Literatur Wird bekanntgegeben, als einführende Lektüre empfehlenswert:
Crawford, Matthew B.: Ich schraube, also bin ich. Vom Glück, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, Berlin 2010.
Langreiter, Nikola: Kulturen des Selbermachens in Transition. Flicken zum Beispiel, in: Berger, Karl C., Schindler, Margot; Schneider, Ingo (Hg.), Stofflichkeit in der Kultur, Wien 2015, S. 157-167.
Nikola Langreiter, Klara Löffler (Hg.): Selber machen. Diskurse und Praktiken des „Do it yourself“. (Edition Kulturwissenschaften). Bielefeld 2017. (im Erscheinen)
Vosse, Corinna: Do-It-Yourself und Nachhaltiger Konsum - Selbermachen im Bedeutungswandel, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen 26:1 (2013), S. 90-95.

 

Teilnahmebedingungen Grundstudium abgeschlossen.
Die Teilnehmerzahl ist aus Gründen der Qualitätssicherung der Lehre auf 25 beschränkt. Die Teilnehmenden werden nach Fachrichtung, Studiengang und in der Reihenfolge ihrer Anmeldung auf die Liste gesetzt. Wer im Rahmen von Auslandaufenthalten und von Austauschprogrammen in Basel studiert wird unabhängig vom Listenplatz immer aufgenommen.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Lehrveranstaltungen mit beschränkter Teilnehmerzahl können ab 01.02.2017 bis 15.02.2017 über MOnA belegt werden.
Die Zuteilung erfolgt durch die Dozierenden. Bis 18.02.2016 erhalten alle definitiv aufgenommenen Studierenden eine Bestätigungsmail des Dozierenden. Wer an der ersten Sitzung einer Veranstaltung dennoch unentschuldigt fehlt, wird von der Liste gestrichen.
In der ersten Sitzung einer Veranstaltung oder per Mail in der Woche der ersten Sitzung erfahren Studierende auf einer Warteposition, ob sie doch teilnehmen können.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul "Research Lab" Kulturanthropologie (Master Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul Methoden und Felder der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul Sache (Theorien, Methoden und Perspektiven der Analyse materieller Kultur) (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Sache 2 (Theorien, Methoden und Perspektiven der Analyse materieller Kultur) (Master Studienfach: Kulturanthropologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Wort (Theorien, Methoden und Perspektiven der Analyse mündlicher Kultur) (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Wort 2 (Theorien, Methoden und Perspektiven der Analyse mündlicher Kultur) (Master Studienfach: Kulturanthropologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Lehrveranstaltungs-begleitend: Vorbereitung der Lektüre, aktive Teilnahme an den Diskussionen und Arbeit an einem ausgewählten empirischen Fallbeispiel.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie

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