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52343-01 - Proseminar: Zur Frau werden, zum Mann werden - Einführung in Theorien geschlechtsspezifischer Sozialisation 3 KP

Semester Herbstsemester 2018
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Matthias Luterbach (m.luterbach@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt "On ne naît pas femme: on le devient" ("Man ist nicht als Frau geboren, man wird es"). Diese von Simone de Beauvoir in ihrem monumentalen Werk 'La deuxième Sexe' entwickelte Erkenntnis legte einen wichtigen Grundstein für die Geschlechterforschung. Geschlecht wird demnach vor dem Hintergrund einer spezifischen historischen, gesellschaftlichen und kulturellen 'Situation' ausgebildet. Es ist nicht natürlich angeboren, sondern stellt das Ergebnis eines langwierigen Sozialisationsprozesses dar, der stets verbunden ist mit 'symbolischer Gewalt' (P. Bourdieu) und Zwang. Die Entwicklung eines angemessenen Verständnisses geschlechtsspezifischer Sozialisation bleibt bis in die Gegenwart eine zentrale und kontroverse Debatte in der Geschlechterforschung. In dem Proseminar wollen wir einige der wichtigsten Konzepte geschlechtsspezifischer Sozialisation anschauen und verstehen.
Dabei wollen wir die Konzepte auch vor den Hintergrund aktueller Debatten reflektieren, denn in den letzten Jahrzehnten begleitete sie auch grundsätzliche Einwände: Denn erstens sei geschlechtliche Sozialisation kein abgeschlossener Prozess und müsse stärker als lebenslang offen gedacht werden. Denn verfügen wir jemals um eine abgeschlossen entwickelte Geschlechtsidentität? Steht das Resultat des Sozialisationsprozesses überhaupt von vorneherein fest? Dies wendet sich also gegen ein Verständnis von Sozialisation als 'Entwicklung hin zu etwas'.
Zweitens wurde bemängelt, dass die Ausbildung vielfältiger Geschlechtsidentitäten im Sozialisationsbegriff zu wenig zur Geltung komme. Konkret wurde kritisiert, dass in den Konzepten geschlechtsspezifischer Sozialisation die Ausbildung von Geschlecht wie eine 'Einbahnstrasse' wirkt, in der also die Vielfalt unter Frauen und Männern nicht erklärt werden könne und Geschlecht letztlich doch vorbestimmt erscheint. Das heist, diese Vorstellung reproduziere also letztlich - diesmal unter sozialwissenschaftlichen Vorzeichen - essenzialistische Vorstellungen von Geschlecht. Gerade angesichts zunehmender Individualisierung der Lebensläufe und Vervielfältigung geschlechtlicher Identitäten sei infrage gestellt, inwiefern für die Gegenwart überhaupt noch von einer geschlechtsspezifischen Sozialisation gesprochen werden kann. Allerdings beziehen sich andere weiterhin auf geschlechtsspezifische Sozialisation, um die Wirkmächtigkeit von Geschlechternormen und die Persistenz von Geschlechterdifferenz auch als inneres, psychisches Verhältnis zu erklären.
Wir fragen also auch, inwiefern die Konzepte uns ein hilfreiches Verständnis von Geschlecht und Geschlechterdifferenz bieten und wo die Grenzen der jeweiligen Zugänge sind. Wir werden uns mit Texten von Simone de Beauvoir, Pierre Bourdieu, Judith Butler und Andrea Maihofer und mit sozialpsychologischen Ansätzen zu geschlechtsspezifischer Sozialisation auseinandersetzen

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Basismodul (Transfakultäre Querschnittsprogramme im freien Kreditpunkte-Bereich)
Modul Themenfeld: Herrschaft, Normativität und symbolische Ordnung (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul Themenfeld: Subjekt, Körper, Identität (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul: Einführung in Theorien der Geschlechterforschung (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul: Politik, Entwicklung und soziale Ungleichheit (Bachelorstudium - Philosophisch-Historische Fakultät)
Modul: Politik, Entwicklung und soziale Ungleichheit (Bachelor Studienfach: Soziologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Gender Studies

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