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Semester | Herbstsemester 2024 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Lysander Büchli (lysander.buechli@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Kaum ein anderes Werk der mhd. Literatur hat bis in die Gegenwart hinein eine derart umfassende Resonanz evoziert wie das ‚Nibelungenlied‘. Wagners Bühnenstück stösst auf ein ungebrochenes Interesse und wird häufig inszeniert, wodurch die darin verarbeiteten Versatzstücke des Nibelungenstoffs weiterhin im öffentlichen Bewusstsein präsent sind. Ihre Wurzeln hat die Aufmerksamkeit, die dieser Text in der Moderne erfuhr und weiterhin erfährt, in der ideellen Anbahnung eines deutschen Nationalstaates im 19. Jahrhundert: Die noch in ihren Kinderschuhen steckende wissenschaftliche Disziplin der Germanistik war auf der Suche nach einem „Nationalepos“, das sich für eine kollektive Identifikation eignet und den Vergleich mit den Nationalepen anderer „Völker“ – den homerischen Epen, der ‚Aeneis‘ oder dem ‚Rolandslied‘ – nicht zu scheuen braucht. Begeisterte Patrioten sahen im ‚Nibelungenlied‘ spezifisch deutsche Tugenden, darunter die nicht zufällig sprichwörtlich gewordene „Nibelungentreue“, mustergültig vorgeführt. Weitere Handlungselemente schienen sich dagegen für eine nationalistische Lesart weniger aufzudrängen, sind für die Dynamik der Erzählung aber nicht weniger wichtig: Die Figuren täuschen, betrügen, verraten und töten einander, bis zuletzt beinahe niemand mehr übrig bleibt. Tatsächlich sind die Figuren des mhd. Textes äusserst ambivalent und entziehen sich einer eindeutigen Bewertung oder Verurteilung – ein Befund, auf den die zusammen mit dem ‚Nibelungenlied‘ überlieferte ‚Klage‘ reagiert, indem sie die Handlungsweisen der Figuren zu erklären und zu bewerten versucht. Auch zeitgenössisch hat das ‚Nibelungenlied‘ eine vergleichsweise starke Verbreitung erfahren, wie die beträchtliche Anzahl erhaltener Handschriften bezeugt. Verfasst wurde es um 1200 von einem anonymen Dichter, der unterschiedliche Sagenkreise und -motive aufgriff und in einen grösseren Handlungszusammenhang einband. Auch die beiden zentralen Handlungsblöcke – Siegfried am Hof der Burgunden, seine Heirat mit Kriemhild und seine Ermordung; die Burgunden am Hof des Hunnenkönigs Etzel und ihr Untergang als Rache Kriemhilds für den Tod Siegfrieds – entstammen zwei bis dahin getrennten Erzähltraditionen. Die im ‚Nibelungenlied‘ zusammengeführten Handlungsstränge waren zuvor in Gestalt von Heldenliedern tradiert worden, deren Inhalt sich indirekt über die altnordische Überlieferung des 13. Jahrhunderts – ‚Lieder-Edda‘ und Isländersagas – erschliessen lässt. Im Zentrum des Proseminars soll die Lektüre und Diskussion des Primärtextes stehen. Für eine adäquate Einordnung und Interpretation unerlässlich ist der Einbezug des literarhistorischen Hintergrunds, also etwa der Überlieferungsbedingungen, der poetischen Form, der konkreten Darbietungs- und Rezeptionsweise etc. Auch sollen einige jener Aspekte zur Sprache kommen, die die Forschungsgeschichte während zweier Jahrhunderte prägten und vielfach weiterhin umtreiben, namentlich etwa das Verhältnis zwischen schriftlich fixierter Literatur und mündlicher Erzähltradition, die Stoff- bzw. Rezeptionsgeschichte, die teils erheblich divergierenden Textfassungen und die höfisierende Tendenz in der Stoffbearbeitung. |
Literatur | Das Nibelungenlied und die Klage. Nach der Handschrift 857 der Stiftsbibliothek St. Gallen. Mhd. Text, Übers. und Komm., hrsg. von Joachim Heinzle. Berlin: Deutscher Klassiker Verlag, 2013. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Mittwoch | 10.15-12.00 | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Datum | Zeit | Raum |
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Mittwoch 18.09.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 25.09.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 02.10.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 09.10.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 16.10.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 23.10.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 30.10.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 06.11.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 13.11.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 20.11.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 27.11.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 04.12.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 11.12.2024 | 10.15-12.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Module |
Modul: Grundstudium Germanistische Mediävistik (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |