Zurück
Semester | Herbstsemester 2008 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Elsbeth Dangel Pelloquin (elsbeth.dangel-pelloquin@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Das Wien der vorletzten Jahrhundertwende (ungefähr 1890 bis 1910) gilt in der neueren Forschung als die Geburtsstätte der Moderne schlechthin, als Labor, in dem die geistigen, psychologischen und ästhetischen Tendenzen des 20. Jahrhunderts begründet und durchexperimentiert wurden. Die Hauptstadt der österreichischen k. u. k. Monarchie war ein Schmelztiegel der verschiedenen Nationalitäten und Sprachen aus dem Osten des Vielvölkerstaats und zugleich geprägt durch westeuropäische Einflüsse, eine moderne Großstadt, mit ihrer technologisch veränderten Lebenswelt, ihren beschleunigten Rhythmen und medientechnischen Errungenschaften, bei gleichzeitiger rückständiger sozialpolitischer Ordnung unter der Vorherrschaft von Aristokratie und Militär. Mit diesen Polaritäten bot sie das geeignete Biotop, in dem Psychoanalyse und Empiriokritizismus, die Musik Mahlers und Schönbergs, die Malerei Klimts, der Jugendstil und die neue Architektur, die zionistische Bewegung und die sozialkritische Polemik von Karl Krauss gedeihen konnten. Die auf diesem Wiener Sumpfboden entstandene Literatur lässt sich nicht unter einer Epochenbezeichnung zusammenfassen. Die vielen literaturwissenschaftlichen Benennungen Dekadenz, Impressionismus, Symbolismus, Stilkunst, Nervenkunst treffen jeweils nur eine Spiel¬art. Einheitlich ist die Literatur allenfalls in ihrer Abkehr von den literarischen Traditionen und Konventio¬nen des 19. Jahrhunderts, in der Abkehr von den mo¬ralischen und sozialen Verbindlichkeiten der gesellschaftli¬chen Ordnung, schlie߬lich in der Erfahrung der Ohn¬macht und Dekomposition des Ich durch die Entdeckung der Triebnatur des Menschen, seiner nervösen Konstitution und durch die Aufwertung der Träume. Freuds Diktum vom Ich, das nicht Herr ist im eigenen Hause, Ernst Machs Formel Das Ich ist unrett¬bar, Schnitz¬lers Sicherheit ist nirgends oder Hofmannsthals Also spie¬len wir Theater spie¬geln die Erfahrung einer unsicher ge¬wordenen, scheinhaften Wirklichkeit, deren Höhepunkt Hof¬manns¬thal in seinem program¬matischen Chandosbrief von 1902 als Sprach¬- und Wahrnehmungskrise des Lord Chandos formu¬liert hat: Es zerfiel mir alles in Tei¬le, die Teile wieder in Teile, und nichts mehr ließ sich mit einem Begriff umspannen. Die Vorlesung möchte die vielfältigen neuen Formen beleuchten, mit denen die Literatur auf die Zeiterfahrungen antwortet, und dabei die Bezüge zum geistigen Wiener Umfeld und zur europäischen Moderne herstellen. Sie will die literarischen Gruppierungen (besonders das Junge Wien) vorstellen, die Merkworte der Epoche zur Sprache bringen und auf die Texte herausragender Einzelner (Schnitzler, Hofmannsthal, Salten, Beer-Hofmann, Altenberg etc.) eingehen. |
Literatur | Bitte anschaffen: Wunberg, Gotthart (Hrsg. unter Mitarbeit von Johannes J. Braackenburg.): Die Wiener Moderne. Literatur, Kunst und Musik zwischen 1890 und 1910. Ditzingen: Reclam 2004. |
Bemerkungen | Literatur nach 1850 |
Teilnahmebedingungen | keine |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | über ISIS erforderlich |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
---|
Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Grundstudium SLA Deutsch (Ausbildung zur Lehrperson für die Sekundarstufe I) Grundstudium SLA Deutsch (Sek-I-Fach: Deutsch) Hauptstudium SLA Deutsch (Sek-I-Fach: Deutsch) Hauptstudium SLA Deutsch (Ausbildung zur Lehrperson für die Sekundarstufe I) Interphilologische Lehrveranstaltungen für die Nordistik (Bachelor Studienfach: Nordische Philologie) Interphilologische Lehrveranstaltungen für die Nordistik (MA) (Master Studienfach: Nordische Philologie) Interphilologische Lehrveranstaltungen für die Slavistik (Master Studienfach: Slavistik) Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Aufbaustudium Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) Modul Einführungswissen Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Neuere Deutsche Literaturwissenschaft I (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Leistungsnachweis |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Leistungsnachweis |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | eine Wiederholung, Wiederholung zählt |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Deutsches Seminar |