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20726-01 - Seminar: Der Garten als Multimedium und imaginärer Raum religiöser Welten (Religion und Aisthetik 2) 3 KP

Semester Herbstsemester 2008
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Jürgen Mohn (juergen.mohn@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Seit frühester Zeit ist die Kulturierung der Natur zu einer geordneten Welt ein zentraler Bestandteil religiöser Weltkonzepte. Religion ordnet und strukturiert nicht nur die Natur zur Kultur. Religion imaginiert auch das ideale Abbild des erhofften sorgenfreien, gelungenen Lebens in der Natur: zum Beispiel als Paradiesgarten. So steht ein Garten am Anfang der biblischen Geschichte des Menschen und stellt das erste ideale, im kulturellen Gedächtnis nie verloren gegangene Idealbild der Weltharmonie da. Das Paradies wird so auch zum Idealbild des geglückten Weltendes (nicht nur im Christentum, sondern auch im Buddhismus). Der Paradiesgarten vermittelt bis in unsere Zeit hinein das Ideal einer anderen, alternativen, insbesondere harmonisch geordneten und daher lebenswerten, wenn nicht sogar erlösten Welt. Das verlorene Paradies wird zum Inbegriff und Inbild eines vorab wahrnehmbaren erlösten Lebens. Der Garten kann bereits auf Erden zum Symbol einer außerweltlichen Erlösung werden. Der reale wie der in der bildenden Kunst oder im Roman gestaltete Garten wird als Inbild des Paradieses zum Vorschein der Erlösung. Warum können Gärten das leisten?
Religiöse Weltbilder reduzieren die ansonsten unbewältigte Komplexität der menschlichen Umwelt, der unstrukturierten Natur zu einer überschaubaren, lebbaren, orientierenden Weltstruktur. Solche reduktiven Ordnungskonzepte vermitteln sich über unterschiedlichste Medien wie Sprache, Schrift, Bild und Kult. Diese Medien können in zusammenfassenden Medienverbänden zusammenkommen und zusammenspielen. Zu diesen Multimedien gehören seit ca. 4000 vor unserer Zeitrechnung die Gärten. Diese dienen besonders als ideale, imaginäre und wirkliche Orte eines Vorscheins des wohlergehenden Lebens; nur Gärten vermitteln ein ideales Bild der Welt, domestizieren die bedrohende Natur (die Sonne durch Schatten, die Wüste durch Wasser) und lassen dem Menschen in ihr einen harmonischen Platz zukommen. Die Geschlossenheit des Gartens wird zur Heterotopie als Vorschein der Utopie einer Harmonie von Mensch und Natur. Doch ist dies in allen Kulturen und Religionen, in allen Gärten so angelegt? Diesen Fragen soll das Seminar nachgehen.
Lernziele Das Seminar ist für höhere Semester gedacht und soll die Lesbarkeit der Geschichte der Gartenideen und -architekturen als Spiegel der Religionsgeschichte herausarbeiten. Es geht darum zu verstehen, wie mediale Materialisierungen religiöser Idealkonzepte und die symbolische Erschaffung von Idealorten im Sinne der Heterotopien Michel Foucaults die Religionsgeschichte durchzieht. Hierbei geht es auch um die Grundlagen einer religionswissenschaftlichen Komparatistik auf religionsaisthetischer Grundlage. Daher werden Gartenkonzepte im Alten Orient, imaginäre Paradiesgärten und Ideallandschaften genauso behandelt wie die Philosophengärten der Antike, die Gärten der Römer und die islamischen Gärten, die Klostergärten und die Garten- und Landschaftskonzepte in China bis hin zu den japanischen Zen-Gärten. Dieser Durchgang durch die klassische Religionsgeschichte wird dann im zweiten Teil zu den Landschafts- und Gartenkonzepten der Renaissance, des barocken Absolutismus, des englischen Landschaftsgartens und des modernen intellektuellen ‚Weltgartens‘ des 19. Jahrhunderts sowie zu den individuellen Gartenparadiesen der Schrebergärten und Privatgärten geführt. Ebenso werden Gartenbilder wie der Garten der Lüste von Hieronymus Bosch in die Interpretation mit einbezogen. Leitfaden ist deren Lesbarkeit als Ausdruck religiöser Weltkonzepte.
Literatur Gärten & Parks: Gartenkunst von der Antike bis heute, Hildesheim: Gerstenberg 2008.
Bredekamp, Horst; Janzer, Wolfram: Vicino Orsini und der Heilige Wald von Bomarzo. Ein Fürst als Künstler und Anarchist, Worms: Werner'sche Verlagsgesellschaft 1991.
Forkl, Hermann: Die Gärten des Islam. Haus der Kulturen der Welt; Linden-Museum; Württembergischer Kunstverein, hg von Hansjörg Mayer, Stuttgart, u.a.: Linden-Museum 2003.
Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan, München: Hirmer1999.
Schnack, Friedrich: Traum vom Paradies: Eine Kulturgeschichte des Gartens, Hamburg: Rütten & Loenig 1962.
Theurillat, Jacqueline: Les mystères de Bomarzo et des jardins symboliques de la Renaissance, Genève: Les Trois Anneaux 1973.
Wengel, Tassilo: Gartenkunst im Spiegel der Zeit. Innsbruck, Frankfurt a.M.: Umschau 1985.

 

Teilnahmebedingungen Die Veranstaltung ist in erster Linie für Masterstudierende gedacht, aber auch im BA-Studium im vertiefenden Bereich sinnvoll. Trotzdem sind alle am Thema Interessierten zur Teilnahme eingeladen.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Religionswissenschaft 2 (RWTh 2) (Master Studienfach: Theologie)
Modul Transformationsprozesse und Religionstheorie (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul Transformationsprozesse und Religionstheorie (Bachelorstudium an der Philosophisch-Historischen Fakultät)
Modul Vergleichende Religionswissenschaft (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Weitere Lehrveranstaltungen für den Wahlbereich Islamwissenschaften (Bachelor Studienfach: Islamwissenschaft)
Weitere Lehrveranstaltungen für den Wahlbereich Islamwissenschaften (Masterstudium an der Philosophisch-Historischen Fakultät)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Die Leistungsüberprüfung findet in Form von je einem Kurzreferat sowie gemeinsamen Projektreferaten zu ausgewählten Gartenanlagen bzw. Themenbereiche und durch aktive und regelmässige Teilnahme statt. Es darf nicht mehr als zwei Mal gefehlt werden.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Departement Theologie

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