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70762-01 - Seminar: Authentizität, Aura, Imagination und Emotion. Begegnungen mit "Geschichte" in der ausserschulischen Geschichtskultur und ihr Verhältnis zu historischem Denken und Lernen 2 KP

Semester Frühjahrsemester 2024
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Julia Thyroff (julia.thyroff@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Moderner schulischer Geschichtsunterricht verfolgt das Ziel, Schüler*innen Kompetenzen historischen Denkens zu vermitteln. Dabei steht die reflektierte Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Geschichte(n) und die Aneignung fachspezifischer Denk- und Arbeitsweisen (z. B. Quellenkritik sowie das Generieren und Analysieren von historischen Narrationen) im Fokus.
Demgegenüber verfolgen Teile der ausserschulischen Geschichtskultur eine gänzlich andere Logik. Seien es Mittelaltermärkte, Living History, Spielfilme und Games mit historischer Thematik, der Besuch historischer Stätten mit Virtual Reality Brillen oder auch manche Fernsehdokumentationen, Gedenkstätten und Museen: Nicht der reflexiv-analytisch-distanzierte Blick der Besuchenden ist hier das primäre Ziel. Vielmehr arbeiten diese Formen der Geschichtskultur mit "Authentizitätsfiktionen" (Pirker & Rüdiger 2010), sie wollen Emotion und Faszination, Imagination und Hineinversetzen erreichen. Aus Studien mit Nutzenden ist bekannt, dass die Begegnung mit dem vermeintlich Echten, Authentischen und die Möglichkeit zum Hineinversetzen in eine ferne Zeit tatsächlich das ist, was sich sowohl viele Jugendliche wie auch Erwachsene bei ihrer Nutzung von Geschichtskultur erhoffen (z. B. Kohler 2016, Pekarik et al. 1999). Sind diese Formen der Begegnung mit Geschichte für historisches Denken und Lernen wertlos oder gar kontraproduktiv? Sollten sie sich stärker an den Zielen schulischen Geschichtsunterrichts orientieren oder ist es ganz im Gegenteil zentral, dass diese stärker auf Authentizität und Emotionalisierung setzenden Angebote der Geschichtskultur existieren? Welche Konstruktionsbedingungen und Logiken (z. B. ökonomische Aspekte) und gesellschaftlichen Erwartungen stehen jeweils im Hintergrund? Im Seminar nehmen wir einen analytischen Blick auf das skizzierte Phänomen ein. Wir beschäftigen uns mit der Machart, den Logiken und Zielen unterschiedlicher geschichtskultureller Angebote, ebenso wie mit Forschungsbefunden zur Nutzung dieser Angebote, und reflektieren sie aus Perspektive der Geschichtsdidaktik. Dabei geraten auch übergreifende Fragen wie das Verhältnis von Emotionen, Authentizität und historischem Lernen in den Blick, mit welchen sich die Forschung erst ansatzweise zu beschäftigen beginnt.
Lernziele Die Studierenden
- kennen Ziele schulischer Geschichtsvermittlung und können diese mit den Zielen ausserschulischer geschichtskultureller Phänomene vergleichen, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten reflektieren,
- kennen zentrale Konzepte wie Imagination und Authentizität(sfiktion), können diese auf Fallbeispiele übertragen und vor dem Hintergrund geschichtsdidaktischer Literatur reflektieren,
- können die Machart unterschiedlicher geschichtskultureller Phänomene erkennen, analysieren und vergleichen,
- können anhand kennengelernter Konzepte ein ausgewähltes Fallbeispiel differenziert analysieren, im Rahmen einer Präsentation darstellen und diskutieren.
Literatur Die Literatur wird zu Semesterbeginn bekannt gegeben und digital zur Verfügung gestellt.

Nachfolgend eine Auswahl von übergreifenden Darstellungen, Analysen von Geschichtskultur und Forschungen mit Besuchenden:
-Blanke, Horst Walter (2009): Stichwortgeber. Die Rolle der "Zeitzeugen" in G. Knopps Fernsehdokumentationen. In: Oswalt, Vadium & Pandel, Hans-Jürgenm (Hrsg.): Geschichtskultur. Schwalbach/Ts.
- Borries, Bodo von (2014): Zwischen "Genuss" und "Ekel". Ästhetik und Emotionalität als konstitutive Momente historischen Lernens. Wochenschau.
- Köster, Manuel (2017): Echt wahr! Geschichtskulturelle Medien als sprachliche Konstruktionen mit Anspruch auf Authentizität. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik. Bd. 16. S. 32-47.
- Pampel, Berg (Hrsg.) (2011): Erschrecken - Mitgefühl - Distanz. Empirische Befunde über Schülerinnen und Schüler in Gedenkstätten und zeitgeschichtlichen Ausstellungen. Leipziger Universitätsverlag.
- Pirker, Eva Ulrike et al. (Hrsg.) (2010): Echte Geschichte. Authentizitätsfiktionen in populären Geschichtskulturen. Bielefeld.
- Schlote, Elke & Thyroff, Julia (2022): Travis Go. Eine App im Umgang mit audiovisuellen Medienprodukten unterstützt den Erwerb historischer Methodenkompetenzen. In: Didactica Historica. Bd. 8. S. 215-221 (inkl. Kurzanalyse der Authentizitätsfiktionen in einer Fernsehdokumentation)
- Thyroff, Julia (2020): Aneignen in einer historischen Ausstellung. Eine Bestandsaufnahme von Elementen historischen Denkens bei Besuchenden der Ausstellung "14/18. Die Schweiz und der Grosse Krieg. hep.
Bemerkungen Einzelne Präsenztermine werden durch asynchrone Arbeitsaufträge ersetzt. Das genaue Programm wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben.
Weblink Institut für Bildungswissenschaften

 

Teilnahmebedingungen BA-Abschluss. Immatrikuliert im Masterstudiengang Educational Sciences oder Fachdidaktik bzw. Doktoratsprogramm IBW. Studierende anderer Studiengänge wenden sich bei Interesse bitte zuerst an die Dozierenden.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Mittwoch 14.00-16.00 Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Mittwoch 28.02.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 06.03.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 13.03.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 20.03.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 27.03.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 03.04.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 10.04.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 17.04.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 24.04.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 01.05.2024 14.00-16.00 Uhr Tag der Arbeit
Mittwoch 08.05.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 15.05.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 22.05.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 29.05.2024 14.00-16.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Module Modul: Einführung in die Geschichtsdidaktik (Masterstudium: Fachdidaktik)
Modul: Kontexte gesellschaftswissenschaftlichen Lernens (Masterstudium: Fachdidaktik)
Modul: Reflexion, Methodik, Praxis (Master Studiengang: Europäische Geschichte in globaler Perspektive )
Wahlbereich Master Geschichte: Empfehlungen (Master Studienfach: Geschichte)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung - Regelmässige Teilnahme mit Erledigung der wöchentlichen Arbeits- und Lektüreaufträge
- Analyse eines Praxisbeispiels aus der Geschichtskultur mit Vorstellung der Ergebnisse in Form eines Referats (20 min) und Anleitung der nachfolgenden Diskussionsrunde
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Institut für Bildungswissenschaften

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