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Semester | Frühjahrsemester 2024 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Michal Mrugalski (michal.mrugalski@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Junge Menschen beiden Geschlechts warfen Bomben auf den Kaiser Napoleon III. in Paris, den Staathalter Berg in Warschau und den Zaren Aleksandr II. in St. Petersburg; Dichterinnen und Dichter sahen darin das Symbol ihrer Zeit. Die Verschwörung im Namen der Unterdrückten und das Attentat auf eine Machtfigur als Akt der Provokation der Macht, die die allumfassende Revolution auslösen soll, waren mindestens seit der Mitte des 19. Jahrhundert ein gesamteuropäisches oder sogar ein transatlantisches Phänomen. Nirgendwo sonst als im Zarenreich ging aber die Entwicklung der politischen Strategie des Terrorismus mit dem Entstehen einer so enormen Anzahl an narrativen Texten in fast allen Sprachen des Imperiums, vom anonymen Flugblatt über Feuilleton bis zu den Meisterwerken von Dostoevskij, L. Tolstoj, Čechov, Przybyszewski und Brzozowski, einher. Verschwörer wie Černyševskii und Totschläger wie Stepnjak-Kravčinskii oder aber der Hauptorganisator des sozialrevolutionären Terrors Savinkov-Ropšin schreiben Romane (und gleichzeitig Faktografie). Reale Terroristen und Terroristinnen als Vorlage vieler fiktionaler Werke. Der Beziehung dieser Narrative zu Gewaltakten soll im Rahmen des Seminars auf den Grund gegangen werden, und zwar mit dem übergreifenden Forschungsinteresse daran, inwiefern dieses historische Material die heutigen Konzeptualisierungs- und Erfahrungsweisen von Terrorismus mitbestimmt. Wir versuchen zu verstehen, welche Ideen die jungen Menschen dazu gebracht haben, ihr Leben für die Sache des Volkes aufzuopfern, und unter welchen historischen Umständen das Entstehen und die rabiate Verbreitung dieser Ideen möglich war. Die gewaltsame Provokation und das Narrativ werden auf einer allgemeineren Ebene der Kommunikation betrachtet. Wir werden versuchen herauszufinden, welche Eigenschaften diese Kommunikationsakte teilen und wie sich diese Eigenschaften in andere Medien übertragen lassen (wie etwa die Ikonografie des Terrorismus, die Filme über das Thema). Neben der Narratologie und der Diskursanalyse bedienen wir uns in dieser Aufgabe den Ansätzen des Kognitivismus und Computational Literary Studies, um neue Einblicke in den kanonischen Stoff zu gewinnen. |
Lernziele | Ziel der interphilologisch und intermedial angelegten Veranstaltung ist es, grundlegende Fragen nach dem Terrorismus und seiner medialen Auffassung in einem historisch, kulturell und theoretisch breiten Rahmen zu diskutieren. |
Literatur | Eine ausführliche Literaturliste wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben. Nicht-deutschsprachige Texte und andere Materialien werden in Übersetzung zur Verfügung gestellt. Unser Korpus umfass prototypische Terrorismus-Texte wie Dostevskijs Dämonen, Andrzej Strugs Geschichte einer Bombe oder Stanisław Brzozowskis Flammen. Interessant ist, dass die meisten Erzählungen und Romane einen dokumentarischen Hintergrund und die meisten Proklamationen bzw. Manifeste gleichzeitig zumindest stellenweise einen kontrafaktischen Charakter aufweisen. Daher sollten wir uns sowohl mit dem ersten Aufruf zur realen terroristischen Tätigkeit, Petr Zajčnevskijs Molodaja Rossija, 1862, als auch Andrej Belyjs Epochenroman Peterburg (1913) bekannt machen |
Teilnahmebedingungen | Interesse am Thema des Seminars |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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unregelmässig | Siehe Einzeltermine | ||
unregelmässig | Siehe Einzeltermine |
Bemerkungen | Die Lehrveranstaltung findet in Blockseminaren statt, jeweils freitags 16-20 Uhr und samstags 10-14 Uhr, an folgenden Terminen: 1.-2.03, 15.-16.03., 19.-20.04., 17.-18.05. |
Datum | Zeit | Raum |
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Freitag 01.03.2024 | 16.15-20.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Samstag 02.03.2024 | 10.15-14.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Freitag 15.03.2024 | 16.15-20.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Samstag 16.03.2024 | 10.15-14.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Freitag 19.04.2024 | 16.15-20.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Samstag 20.04.2024 | 10.15-14.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Freitag 17.05.2024 | 16.15-20.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Samstag 18.05.2024 | 10.15-14.00 Uhr | Nadelberg 8, Seminarraum 13 |
Module |
Doktorat Russistik: Empfehlungen (Promotionsfach: Russistik) Doktorat Slavistik: Empfehlungen (Promotionsfach: Slavistik) Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Slavische Kulturwissenschaft (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien) Modul: Slavische Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen) Modul: Slavische Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Aktive Teilnahme, regelmäßige Lektüre, Bereitschaft zur Übernahme eines Referats und zur Teilnahme an Diskussionen. |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Slavistik |