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43608-01 - Seminar: "Arbeit" und "Produktion" in den Medien und Künsten der Moderne 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2016
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Markus Klammer (markus.klammer@unibas.ch, BeurteilerIn)
Antonia von Schöning (antonia.schoening@unibas.ch)
Inhalt Nicht erst mit der vergangenen, von Okwui Enwezor kuratierten Biennale von Venedig oder Sebastian Egenhofers Studien zur Produktionsästhetik sind die Begriffe von »Arbeit« und »Produktion« ins Zentrum kunsttheoretischer und medienwissenschaftlicher Debatten gerückt. Die Reflexion von Arbeits- und Produktionsverhältnissen hat eine lange Geschichte, die eng mit der Herausbildung der Moderne verwoben ist und im frühen 19. Jahrhundert durch den sprunghaften Anstieg industrieller Fertigungstechniken und das Entstehen eines massenhaften Industriearbeitertums in den Städten eine erste Zuspitzung erfuhr.
Die radikale Transformation menschlicher Arbeit als einer körperbezogenen, zweckorientierten, handwerklichen Tätigkeit durch die fortschreitende Technisierung, Automatisierung und Standardisierung des Produktionsprozesses im 19. Jahrhundert sowie seine fortschreitende »Entkörperlichung« und Medialisierung im Lauf des 20. Jahrhunderts bildet den Basisgedanken des Seminars, der anhand ausgewählter, bis Marx zurückreichender Texte, exemplarischer medialer Dispositive und paradigmatischer künstlerischer Positionen entwickelt werden soll.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde das Verhältnis von körperbezogener, handwerklicher Arbeit und industrieller, hochtechnisierter Produktion am Beispiel künstlerischer Arbeit verhandelt, wie die zeitgenössischen Diskussionen zum Verhältnis von Malerei und Photographie oder zum Werk Paul Cézannes zeigen. Ähnliches gilt auch für die ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend postfordistischen, durch Schalpulte, Interfaces und Bildschirme geprägten Arbeitswelten der westlichen Hemisphäre, denen sich die neuen Bereiche der Freizeit und der scheinbar unproduktiven körperlichen Verausgabung durch Training und sportliche Aktivität beigesellten.
Spätestens seit den 1960er Jahren etablierte sich im Nachgang der Minimal Art künstlerische Arbeit als ein Paradigma für Arbeit überhaupt. Dies hängt zum einen mit der privilegierten Sichtbarkeit der Produkte künstlerischer Arbeit und dem immer noch hohen gesellschaftlichen Wert zusammen, der diesen Produkten zugebilligt wird, zum anderen aber mit den Strukturmerkmalen künstlerischer Arbeit selbst. Künstlerisch Arbeiten heute heisst den Anforderungen eines globalisierten hochflexiblen spätkapitalistischen Regimes scheinbar spielerisch auf zugleich symbolische und konkrete Weise Rechnung zu tragen. So hat Niklas Luhmann in einer Studie aus dem Jahr 1990 mit dem sprechenden Titel »Weltkunst« das Kunstsystem gleichermassen als Trainingsgelände und Ort der kritischen Reflexion einer solchen Gesellschaftsordnung beschrieben. Begriffe wie »Kreativität«, »Gestalten«, »Kuratieren« haben Modellcharakter für eine gegenwärtige Konzeption von Arbeit erlangt. Zugleich darf nicht vergessen werden, dass ältere, scheinbar obsolete Modelle von Arbeit und Produktion in weiten Teilen des Planeten fortbestehen und dass Arbeit auch heute noch ein wesentliches Instrument zur Disziplinierung, Kontrolle und Leistungssteigerung des tätigen menschlichen Körpers darstellt.
Das Seminar wird sich den Phänomenen von Arbeit und Produktion sowohl in historischer als auch in systematischer Hinsicht nähern, Schnittstellen und Kreuzungspunkte von Medien-, Technik- und Kunstgeschichte in den Blick nehmen und unterschiedliche »Poetiken der Produktion« untersuchen.
Literatur Referenzpunkte des Seminars bilden Texte unter anderem von Walter Benjamin, Benjamin Buchloh, T.J. Clark, Jonathan Crary, Michel de Certeau, Michel Foucault, David Edgerton, Alfred Gell, Sigfried Giedion, Rahel Jaeggi, Fredrick Jameson, Karl Marx, Richard Shiff, Gilbert Simondon, Henning Schmidgen und Sergei Tretjakow.

 

Teilnahmebedingungen Das Seminar richtet sich an Masterstudierende sowie an fortgeschrittene Bachelorstudierende.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Anmeldung über Mona notwendig.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Epochenmodul Moderne und Gegenwart (Bachelor Studienfach: Kunstgeschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Aufbaustudium Grundlagentheorien der Medienwissenschaft (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Epochenübergreifende Fragestellungen (Bachelor Studienfach: Kunstgeschichte)
Modul Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Grundlagentheorien der Medienwissenschaft 3 (Master Studienfach: Medienwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Grundlagentheorien der Medienwissenschaft MA (Master Studienfach: Medienwissenschaft)
Modul Grundlagentheorien der Medienwissenschaften 2 (Bachelor Studienfach: Medienwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2012))
Modul Kunstgeschichte und Interdisziplinarität (Master Studienfach: Kunstgeschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Kunsttheorie und Methodik (Master Studienfach: Kunstgeschichte)
Modul Kunsttheorie und Methodik (Master Studiengang: Kunstgeschichte und Bildtheorie)
Modul Kunsttheorie und Wissenschaftsgeschichte (Master Studienfach: Kunstgeschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Moderne / Gegenwart (Bachelor Studienfach: Kunstgeschichte)
Modul Profil: Moderne (Master Studiengang: Kunstgeschichte und Bildtheorie)
Modul Vertiefung epochenübergreifender Fragestellungen (Bachelor Studienfach: Kunstgeschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Schriftliche Textdiskussion, aktive Mitarbeit und Stundenprotokoll.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Kunstgeschichte

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