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48929-01 - Seminar: Kollektive Gewalt: Situationen, Figurationen, Dynamiken 3 CP

Semester fall semester 2018
Course frequency Irregular
Lecturers Thomas Hoebel (thomas.hoebel@unibas.ch, Assessor)
Content Schlachten und Stellungskriege, Folter und Attentate – wenn wir uns aus soziologischer Perspektive mit Ereignissen kollektiver Gewaltausübung beschäftigen, stossen wir in der Regel auf Personen, die hier als Mitglieder formaler Organisationen oder organisierter Gruppen handeln. Beispiele sind Armeen, Sicherheits- und Geheimdienste oder terroristische Vereinigungen. Das Gleiche ist der Fall, wenn wir uns dafür interessieren, wie Gewalt in der modernen Gesellschaft kontrolliert und zwecks dieser Kontrolle nur von dazu legitimierten Instanzen ausgeübt wird. Zu denken ist dabei nicht nur an staatliche Gewaltorganisationen wie Polizeien, Milizen und die bereits genannten Armeen, sondern ebenfalls an Mafias.
Gleichzeitig nehmen Konfrontations- und Gewaltsituationen ebenso regelmässig einen Verlauf, der sich nicht allein dadurch erklären lässt, dass die Beteiligten aus Organisationsrollen heraus handeln. Formale Organisation ist letztlich nur ein Situationselement von vielen. Sie mag in vielen Fällen konstitutiv dafür sein, dass Gewalt stattfindet, nicht aber, wie sie sich ereignet. Prozessanalysen belegen eindrücklich, dass Gewalt ein eigendynamisches Phänomen ist, was sich nicht zuletzt darin zeigt, dass sich die Kollektive, die gewalttätig sind, erst in der Situation selbst bilden. Fest steht in jedem Fall: Gewalt ist jederzeit eine menschliche Handlungsoption (H. Popitz). Sie tatsächlich auszuüben, ist jedoch aufgrund der mit Konfrontationssituationen verbundenen Anspannung oder sogar Angst schwierig (R. Collins).
In unserem Seminar untersuchen wir Gewalt, hier in einem engen Sinn verstanden als physischen Angriff auf menschliche Körper, aus sowohl prozess- als auch organisationssoziologischer Perspektive. Ausgehend vom so genannten Gewaltparadox der modernen Gesellschaft beschäftigen wir uns mit ausgewählten Erklärungsproblemen der Gewaltsoziologie, wozu u.a. die Monopolisierung von Gewalt und ihre (De-)Legitimation, die Instrumentalisierung von Gewalt und ihres Verzichts, die Überwindung oder Vermeidung von Konfrontationsanspannung/-angst-, die Verstetigung, Eskalation oder Deeskalation von Gewaltsituationen sowie die Entstehung bzw. Vermeidung exzessiver Gewalt zählen.
Didaktisch ist das Seminar als intensives Lektüreseminar angelegt, bei dem die theoretisch informierte Diskussion empirischer Fälle kollektiver Gewalt im Zentrum steht. Dabei werden wir uns immer wieder mit Filmmaterialien, Fotodokumenten und Reportagen zu historischen und aktuellen Gewaltereignissen auseinandersetzen. Sie erhalten dabei kontinuierlich die Gelegenheit, eine Fragestellung und eine Gliederung für eine Seminararbeit zu entwickeln.
Learning objectives Die Studierenden
- kennen die Grundfragen und Grundzüge der gegenwärtigen soziologischen Gewaltforschung kennen;
- sind in der Lage, empirische Fälle kollektiver Gewalt phänomenologisch einzuordnen und prozessual zu analysieren;
- sind in der Lage, eine eigenständige und begründete Position zu den Argumenten der Autorinnen und Autoren zu formulieren, deren Texte wir im Seminar diskutieren;
- kennen Techniken und Strategien, um eine bearbeitbare Fragestellung für eine eigene Seminararbeit zu formulieren.
Bibliography Collins, R., 2011: Dynamik der Gewalt. Eine mikrosoziologische Theorie. Hamburg: Hamburger Edition.
Hoebel, T., 2014: Organisierte Plötzlichkeit. Eine prozesssoziologische Erklärung antisymmetrischer Gewaltsituationen. Zeitschrift für Soziologie 43: 441–457. http://www.zfs-online.org/index.php/zfs/article/view/3189
Kühl, S., 2014: Ganz normale Organisationen. Zur Soziologie des Holocaust. Berlin: Suhrkamp.
Paul, A.T. & B. Schwalb (Hrsg.), 2015: Gewaltmassen. Über Eigendynamik und Selbstorganisation kollektiver Gewalt. Hamburg: Hamburger Edition.
Popitz, H., 1992: Phänomene der Macht. Tübingen: Mohr Siebeck.

 

Admission requirements Wenn Sie sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht imstande sehen, sich zu jeder Sitzung intensiv mit der Seminarlektüre auseinanderzusetzen und in regelmässigen Abständen etwas für das Seminar zu schreiben, sind Sie dieser Veranstaltung leider falsch.
Language of instruction German
Use of digital media No specific media used

 

Interval Weekday Time Room

No dates available. Please contact the lecturer.

Modules Modul: Erweiterung Gesellschaftswissenschaften B.A. (Bachelor's degree subject: Political Science)
Modul: Soziologische Theorie BA (Bachelor's degree subject: Sociology)
Vertiefungsmodul Global Europe: Friedens- und Konfliktforschung (Master's Studies: European Global Studies)
Assessment format continuous assessment
Assessment details Sie schreiben zu jeder vierstündigen Sitzung jeweils ein Memo über einen der Texte, die wir in der betreffenden Sitzung diskutieren. Dadurch kommen Sie auf insgesamt fünf Memos.

Die Memos fungieren in den betreffenden Sitzungen als Arbeits- und Diskussionsgrundlage für Sie. Sie ähneln den Kurzzusammenfassungen bzw. Abstracts, die vielen Aufsätzen in Fachzeitschriften vorangestellt sind. Sie bieten einen knappen Überblick darüber, um was es in dem Text geht. Ihre Memos sollen daher die zentrale Aussage des Texts in eigenen Worten wiedergeben und dabei 100 Wörter nicht überschreiten. Erläutern Sie dabei kurz, wie die Autorin oder der Autor des von Ihnen memorierten Texts zu dieser Aussage kommt, d.h. ob und wie sie eigentlich begründet wird.
Assessment registration/deregistration Reg.: course registration; dereg.: not required
Repeat examination no repeat examination
Scale Pass / Fail
Repeated registration as often as necessary
Responsible faculty Faculty of Humanities and Social Sciences, studadmin-philhist@unibas.ch
Offered by Fachbereich Soziologie

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