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19591-01 - Vorlesung: Choreia. Die griechische Chorkultur - Tanz, Gesang, Performance, Literatur 2 KP

Semester Herbstsemester 2018
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Anton F.H. Bierl (a.bierl@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Die archaische und klassische Kultur des antiken Griechenlands ist eine Chorkultur. Spiel, Tanz, ausgelassene Freude, Bewegung gehören hier ganz eng zusammen. Überall treten Reigen von Mädchen und Jungen auf, die zur Verehrung von Gottheiten singen und tanzen. Solche Lieder gehen zunächst ganz in der Gelegenheit der Aufführung auf. Besonders kunstvolle Chorlieder werden schriftlich aufgezeichnet und tradiert. Sie bilden dann zum Teil auch den Text von Jahresfesten, die sich jährlich wiederholen. Schnell werden diese Texte wirklich zu 'Literatur'. Bei einem rein textlichen Blick vergisst man freilich schnell die performativen Aspekte der choreographischen Gesamtkunstwerk, die in die Mikrostruktur eingeschrieben sind. Oft beziehen sich solche Chöre auf ihr eigenes Tun, das Singen und Tanzen im Hier und Jetzt. Oder sie versetzen ihre mythischen Erzählungen in andere mythische Chorreigen. Chorlyrik wird zu einer zentralen Gattung der griechischen Literatur, deren komplexe metrisch-rhythmische Struktur die Bewegung bestimmt. Die mythischen Erzählungen, die das rituelle Geschehen im Fest untermalen, reflektieren den zentralen Megatext, auf den sich alle beziehen. Im Tanz werden ursprünglich junge Menschen erzogen, an der Schwelle zum Erwachsensein in die entscheidenden Inhalte der Gesellschaft eingeführt. Im diachronen Ablauf werden solche Chorlieder dann in das attische Drama integriert und bilden ein konstitutives Element des Mythos und des Rituals. Nach der Sprechakttheorie kann man hier gut zeigen, wie die Choreuten im Sagen etwas tun. Neben einfachen rituellen Gebrauchstexten wie Hymnen soll vor allem hohe Literatur im Zentrum stehen: Alkman, Stesichoros, die Siegeslieder von Pindar und Bakchylides, dann Beispiele aus der Tragödie, der Komödie und dem Satyrspiel. Anhand von Vasenbildern soll ferner in Tanz und Performativität eingeführt werden. Schliesslich soll der Entdeckung des Chorischen im modernen Theater nachgegangen werden.
Lernziele - Kennenlernen der griechischen Chorkultur
- Einsicht in das Problem der Mündlichkeit und Okkasionalität
- Vertrautwerden mit den wichtigsten dazugehörigen literarischen Texten und Gattungen
- Einsicht in die rituelle Funktion des Chores
- Kennenlernen von Strukturen und Inhalten, Tänzen
- Einsicht und Einführung in die wichtigste moderne Theorie zu Chor und Performanz
- Anwendung auf die literarischen Texte
- Einsicht in das moderne Phänomen des Chorischen
Literatur D. Baur, Der Chor im Theater des 20. Jahrhunderts. Typologie des theatralen Mittels Chor (Theatron 30), Tübingen 1999
A. Bierl, Der Chor in der Alten Komödie. Ritual und Performativität, München/Leipzig 2001
C. Calame, Les chœurs de jeunes filles en Grèce archaïque, I: Morphologie, fonction religieuse et sociale; II: Alcman (Filologia e critica 20–21), Roma 1977
C. Calame, La tragédie chorale, Paris 2017
H. Golder, S. Scully (Hrsg.), The Chorus in Greek Tragedy and Culture, I–II, Boston 1994/95
A. Henrichs, «Warum soll ich denn tanzen?». Dionysisches im Chor der griechischen Tragödie (Lectio Teubneriana 4), Stuttgart/Leipzig 1996
F. Perusino, M. Colantonio (Hrsg.), Dalla lirica corale alla poesia drammatica. Forme e funzioni del canto corale nella tragedia e nella commedia greca, Pisa 2007
P. Wilson, The Athenian Institution of the Khoregia. The Chorus, the City and the Stage, Cambridge 2000
Bemerkungen Teilnehmerkreis: Studierende der Gräzistik und Latinistik sowie der Altertumswissenschaften, ferner der modernen Philologien, des Interphilologischen Bereichs, Kunstgeschichte, Medienwissenschaften, Philosophie. Interessierte HörerInnen anderer Fächer und aller Fakultäten sind ebenfalls herzlich willkommen.

Die Vorlesung ist Bestandteil des Zertifikats "Ancient Greek and Modern Theatre & Performance Studies" und des Zertifikats "Literatur und Religion: Mythopoetik".
Weblink http://pages.unibas.ch/klaphil/griech/ho

 

Teilnahmebedingungen keine - Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt; alle Textbeispiele werden auch in Übersetzung vorgestellt.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte MA (Master Studienfach: Gräzistik)
Modul Literatur im Zusammenspiel der Künste und Medien (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul: Antike / monotheistische / aussereuropäische Religionen (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Grundstudium Schwerpunkt Gräzistik (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Grundstudium Schwerpunkt Gräzistik (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Nordistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Italianistik)
Leistungsüberprüfung Leistungsnachweis
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Kurzklausur am Ende des Semesters oder Interpretation
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung eine Wiederholung, Wiederholung zählt
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Gräzistik

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