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Semester | Frühjahrsemester 2021 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Agnes Hoffmann (agnes.hoffmann@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Dass ästhetische und politische Überzeugung stark von emotionalen Faktoren abhängt, wird nicht erst im 21. Jahrhundert zum Thema. Von der aristotelischen Poetik bis zum postdramatischen Theater der Gegenwart besteht kein Zweifel daran, dass Affekten auf der Bühne eine Sonderrolle zufällt. Gegenstand und Wirkung der Tragödie sind seit der Antike pathosgebunden – Gefühle sind das zentrale Bindeglied zwischen Bühne und Publikumsraum; sie treiben die tragische Handlung an, erregen die Seele der Zuschauenden und sind zugleich das Ziel der kathartischen Reinigung. In der Neuzeit wächst dem Theater aus dieser intrinsischen Verbindung von Drama und Affekt eine explizit moralisch-sittliche Funktion zu: Im barocken Trauerspiel ist die sinnliche Überwältigung des Publikums z.B. direkt an das Einüben von Affektkontrolle angesichts der Tyrannei der lasterhaften Affekte auf der Bühne gekoppelt. Im 18. Jahrhundert entwickelt sich mit dem bürgerlichen Trauerspiel schliesslich eine Dramenform, die über sorgsam choreografierte Affektdarstellungen – im Einklang mit der Anthropologie ihrer Zeit – eine „Verwandlung der Leidenschaften in tugendhafte Fertigkeiten“ (Lessing, Hamburgische Dramaturgie, 1768, 78. Stück) anstrebte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt lässt sich auf der Bühne und in Debatten über das Drama eine Verschränkung von Ästhetik und Gattungspoetik mit Fragen nach der „Matrix der Gefühle” (Kappelhoff) der bürgerlichen Gesellschaft beobachten: Neben Natürlichkeit und Wahrscheinlichkeit des Affektausdrucks wird nach der Kommunizierbarkeit von Körperzeichen gefragt, werden die sittliche Kultivierung der bürgerlichen Empfindsamkeit in Aussicht gestellt und vor allem transgressive Effekte zwischen Bühne, Zuschauerraum und gesellschaftlicher Öffentlichkeit diskutiert. Ein Thema, das bis heute bedeutsam geblieben ist– z.B. hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Dimension von Theater und Performances, oder umgekehrt in der Frage nach der Rolle von Theatralisierung und Affekt im öffentlichen Leben und der Politik. Das Forschungsseminar untersucht das Verhältnis von Drama, Affekt und Gesellschaft seit dem mittleren 18. Jahrhundert bis zum Vormärz und gibt Ausblicke auf Inszenierungen der Gegenwart. Am Beispiel dramatischer Texte und theoretischer Debatten der Epoche werden wir die emanzipatorischen Potenziale und Normierungsbedürfnisse diskutieren, die in diesem Zeitraum vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden ästhetischen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels greifbar werden. Im Zentrum stehen schwerpunktmäßig: Die Modellierung des Affektausdrucks im bürgerlichen Sozialdrama (Lessing, Gerstenberg, Klinger) und Schriften zur Schauspielkunst; die Auseinandersetzungen um Schaulust und Gesellschaft bei Schiller; der Exzess der Affekte bei Kleist und im deutschen Melodrama (Kotzebue, Iffland, Birch-Pfeiffer). Neben einschlägiger Forschung zum Untersuchungszeitraum bilden aktuelle Ansätze zum Verhältnis von Gesellschaft und Affektivität (J. Slaby/C. v. Scheve), zur Theatralität des Sozialen (M. Warstat) und zu politischen Dimension des Melodramas (J. Metelmann/S. Loren) einen weiteren Hintergrund der Diskussionen. |
Lernziele | s.o. |
Literatur | Die komplette Literaturliste wird Anfang Januar 2021 auf ADAM bekanntgegeben. |
Teilnahmebedingungen | Das Forschungsseminar richtet sich in erster Linie an Studierende im MA. Eine Teilnahme von Studierenden im fortgeschrittenen BA-Studium ist nach Absprache mit der Dozentin im Einzelfall ebenfalls möglich. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | wöchentlich |
Datum | 03.03.2021 – 02.06.2021 |
Zeit |
Mittwoch, 14.15-16.00 - Online Präsenz - |
Datum | Zeit | Raum |
---|---|---|
Mittwoch 03.03.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 10.03.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 17.03.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 24.03.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 31.03.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 07.04.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 14.04.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 21.04.2021 | 14.15-16.00 Uhr | - Online Präsenz -, -- |
Mittwoch 28.04.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Alte Universität, Hörsaal -101 |
Mittwoch 05.05.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Alte Universität, Hörsaal -101 |
Mittwoch 12.05.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Alte Universität, Hörsaal -101 |
Mittwoch 19.05.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Alte Universität, Hörsaal -101 |
Mittwoch 26.05.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Alte Universität, Hörsaal -101 |
Mittwoch 02.06.2021 | 14.15-16.00 Uhr | Alte Universität, Hörsaal -101 |
Module |
Doktorat Allgemeine Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach Allgemeine Literaturwissenschaft) Doktorat Deutsche Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Slavistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Nordistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Latinistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung (Master Studiengang Literaturwissenschaft) Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang Literaturwissenschaft) Modul: Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach Deutsche Philologie) Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |