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31712-01 - Seminar: Die Erzähltheorie des russischen Formalismus 3 KP

Semester Herbstsemester 2012
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Thomas Grob (thomas.grob@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Der russische Formalismus, der in den Jahren des 1. Weltkriegs entstand, war die erste Erzähltheorie im modernen Sinne. Literatur sollte als Literatur und damit über ihre Form betrachtet werden - und dies konsequent. Kunst sei Verfahren, meinte der junge Viktor Šklovskij - aber er meinte auch, Kunst müsse das Wort und den Gegenstand "wiedererwecken". Der frühe Formalismus forderte mehr Wissenschaftlichkeit in der Gegenstandsbetrachtung und lehnte Lektüren ab, die auf Kontextwissen beruhten - sei es solches über die Psyche des Autors oder solches über die soziale Realität. Deswegen wurde ihm oft ein reduktionistischer Zugang unterstellt. Doch dann entwickelten die Formalisten - besonders auch die 'zweite Generation' - literatursoziologische Analysen, die bis heute aktuell sind, und die Betrachtung einzelner Verfahren wandelte sich zu derjenigen von "Reihen" und "Systemen". All diese Ansätze wurden in der sich etablierenden Stalinkultur gewaltsam unterdrückt, als mit dem Vorwurf des 'Formalismus' zunehmend Geisteswissenschaftler, Schriftsteller und Künstler unter Druck gesetzt wurden.
Einiges aus der Prosatheorie der Formalisten ist mittlerweile zum narratologischen Standard geworden, anderes wurde von neuen Herangehensweisen verdrängt, wieder anderes wird bis heute immer wieder neu diskutiert. Das Seminar betrachtet die erstaunlich innovative Strömung des russischen Formalismus in ihrer Entwicklung und mit Blick auf den Kontext (v.a. die russische Avantgarde). In der Hauptsache aber soll es, mit Akzent auf der Prosatheorie, um Konzepte und um Beispielanalysen gehen. Darüber hinaus wird sich das Seminar auch der Frage widmen, ob es sich beim Formalismus mehr um eine Schule - einen "ismus“ - handelte oder eher um eine Gruppe von Individualisten, ob man nach dem Strukturalismus nicht den Formalismus wieder neu entdecken kann und, nicht zuletzt, inwiefern es sich dabei um eine systematische oder um eine 'fröhliche' Wissenschaft handelte, die trotz aller Betonung der Wissenschaft auch "wider den Methodenzwang" (Paul Feyerabend) antrat und ihre Thesen mit Augenzwinkern und einer gewissen anarchischen Polemik vertrat. Vielleicht gab er die Nähe zur Kunst, aus der er entstand, auch nie ganz auf?


Als vorgängige Lektüre dringend empfohlen sind:

1. Terry Eagleton, Was ist Literatur? Einleitung zu: Ders, Einführung in die Literaturtheorie. Stuttgart: Metzler 1988. S. 1-18.

2. Viktor Šklovskij, Die Erweckung des Wortes (1914). In: Texte der russischen Formalisten, Bd. 2, S. 2-17. [Eigentlich ein vor-formalistischer Aufsatz, der aber am Anfang der ganzen Bewegung steht, THG.]

3. Roman Jakobson, Über die neueste russische Poesie (1921). In: Mierau, Fritz (Hrsg.). Die Erweckung des Wortes. Essays der russischen Formalen Schule. Leipzig: Reclam 1991, S. 177-210.

Alle drei Texte sind auf ISIS zu finden.
Literatur Als vorgängige Lektüre dringend empfohlen sind:
1. Terry Eagleton, Was ist Literatur? Einleitung zu: Ders., Einführung in die Literaturtheorie. Stuttgart: Metzler 1988. S. 1-18.
2. Viktor Šklovskij, Die Erweckung des Wortes (1914). In: Texte der russischen Formalisten, Bd. 2, S. 2-17. [Eigentlich ein vor-formalistischer Aufsatz, der aber am Anfang der ganzen Bewegung steht, THG.]
3. Roman Jakobson, Über die neueste russische Poesie (1921). In: Mierau, Fritz (Hrsg.). Die Erweckung des Wortes. Essays der russischen Formalen Schule. Leipzig: Reclam 1991, S. 177-210.

Alle drei Texte sind auf ISIS zu finden.
Bemerkungen Sem1

 

Teilnahmebedingungen Für BA-Studierende: erfolgreich und vollständig abgeschlossene Proseminarstufe (für Seminare im Kernbereich "Slavische Kulturwissenschaften") resp. absolviertes Einführungsmodul und vollständig abgeschlossene Grundmodulstufe (für Seminare im Historischen Kernbereich).
Anmeldung zur Lehrveranstaltung erforderlich unter www.isis.unibas.ch
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Interphilologisches Angebot: Allgemeine Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Interphilologisches Modul (Bachelor Studienfach: Italianistik)
Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2011))
Modul Allgemeine Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul Aufbaustudium Deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul English & American Literature (Master Studienfach: Englisch)
Modul Extending the View (Literary and Cultural Studies) (Bachelor Studienfach: Englisch)
Modul Interphilologie (Master Studienfach: Italianistik)
Modul Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft/Literary Studies/Etudes Littéraires)
Modul Neuere Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Französische Sprach- und Literaturwissenschaft)
Modul Research Skills in English Linguistics or Literature (Master Studienfach: Englisch)
Modul Russische Literaturwissenschaft I (Master Studienfach: Slavistik)
Modul Russische Literaturwissenschaft II (Master Studienfach: Slavistik)
Modul Slavische Literaturwissenschaft (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien)
Modul Slavische Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Slavistik

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