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38069-01 - Seminar: Die Perser des Aischylos: eine myth-historische Tragödie 3 KP

Semester Herbstsemester 2014
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Anton F.H. Bierl (a.bierl@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Bekanntermassen ist die attische Tragödie eminent politisch. Den wohl zunächst offensichtlichsten Bezug zum Politischen besitzen die frühen, auf das Jahr 472 v. Chr. datierbaren Perser des Aischylos. Hier dient ausnahmsweise nicht der Mythos, sondern die Zeitgeschichte als Stoff, nämlich die Niederlage des Perserkönigs Xerxes bei Salamis acht Jahre zuvor. Aischylos überträgt die zeitnahe politisch-militärische Erfahrung konsequent auf eine tragische mythisch-religiöse Matrix, die für alle anderen mythischen Stücke üblich ist.
Bisher werden die Perser hauptsächlich auf der Grundlage politisch-soziologischer Ansätze gedeutet: 1. Lange Zeit hat man das Stück als Form nationalistischer Propaganda gelesen. 2. Insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg unterstreicht man die Hellenisierung oder die allgemein-menschliche Zeichnung des Gegners und interpretiert die Perser als humanistisches Manifest, in dem sich der Autor angeblich über den eigenen Nationalismus erhaben zeigt und Sympathie für den Feind äussert. 3. Seit den 1980er Jahren wird der Text dann im Sinne des Orientalismus Edward Saïds diskursanalytisch als rhetorisch vermitteltes Konstrukt gedeutet, in dem über die Chiffre des Orients das Eigene und Andere in ethnozentrischer und xenophober Perspektive ausgehandelt wird.
Ziel des Seminars ist die intensive philologisch-kritische Lektüre und Deutung: Dabei werden wir sehen, dass die Politik ist keineswegs der alleinige Schlüssel zum adäquaten Verständnis ist. Zentrales Kriterium ist die spezifische prädramatische Theaterform, die als bildgesättigte Performance Ethos und Pathos vermittelt. Rituale wie die Klage oder das Opfer, welche ebenfalls in der äusseren kultischen Verankerung vorkommen, liefern ein performatives, ikonisches und sprachliches Repertoire, aus dem das Psychodrama sein Potential schöpft.
Das Seminar ist zugleich eine ideale Einführung in die hermeneutischen Probleme des Theaters, in die Bauformen und Ausdrucksweisen der Tragödie und in metrische Formen.
Lernziele - philologische und historisch–kritische Lektüre des Texts
- Vertrautwerden mit wichtigen Forschungsproblemen
- Verbesserung der Lesefertigkeit
- Textkritik und Kommentierung
- Vertrautwerden mit der Gattung der Tragödie
- Vertrautwerden mit Fragen der Interpretation
- Erlernen von philologischen sowie kultur- und literaturwiss. Interpretationsmodellen
- Erlernen von wiss. Diskussion und schriftlichen Seminararbeiten
Literatur Text:
Page, D.: Aeschyli septem quae supersunt tragoediae, Oxford 1972 (OCT)
West, M. L.: Aeschyli tragoediae cum incerti poetae Prometheo, Stuttgart 1998 (2nd ed.corr.)

Kommentare:
Broadhead, H. D.: The Persae of Aeschylus, Cambridge 1960
Groeneboom, P.: Aischylos’ Perser (2 Bde). Einleitung, Text, kritischer Apparat, Kommentar, übersetzt von H. Sönnichen, Göttingen 1960
Hall, E.: Aeschylus. Persians, Warminster 1996

Sekundärliteratur:
Harrison, T.: The Emptiness of Asia. Aeschylus’ Persians and the History of the Fifth Century, London 2000
McClure. L.: Maternal Authority and Heroic Disgrace in Aeschylus’s Persae, Transactions of the American Philological Association 136, 2006, 71-97
Gödde, S.: Zu einer Poetik des Rituals in Aischylos’ Persern, in: Gödde, S., Heinze, T.: Skenika. Beiträge zum antiken Theater und seiner Rezeption, Darmstadt 2000, 31-47
Goldhill, S. D.: „Battle Narrative and Politics in Aeschylus’ Persae“, in: JHS 108, 1988, 189-193
Bemerkungen Das Seminar ist bes. auch für Studierende der Altertumswiss. und modernen Literaturwiss. (aber nur mit guten Griechischkenntnissen) geeignet; zudem wird es Magistrierenden als Forschungsseminar empfohlen. Auch geeignet für die Zertifikate ”Ancient Greek and Modern Theatre & Performance Studies” und “Literatur und Religion: Mythopoetik
Isis-Ordner verwenden.

Der Text sollte möglichst schon in den Semesterferien präpariert werden.
Wir lesen die zentralen Passagen sehr intensiv.
Weblink http://klaphil.unibas.ch/graezistik

 

Teilnahmebedingungen gute Griechischkenntnisse, möglichst Griechisches Proseminar
Anmeldung zur Lehrveranstaltung auf ISIS
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Griechische Literaturwissenschaft & Literaturgeschichte (Master Studienfach: Griechische Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte MA (Master Studienfach: Gräzistik)
Modul Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul Vertiefung & Moderne Anwendung (Master Studienfach: Griechische Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Vertiefung in Altertumswissenschaften und Geschichte (Master Studienfach: Alte Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften MA (Master Studienfach: Alte Geschichte)
Modul Vertiefung und Moderne Anwendung: Literatur-, Religions-, Textwissenschaft (Master Studienfach: Gräzistik)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Gräzistik

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