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23633-01 - Seminar: Bildung und soziale Ungleichheit 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2015
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt In allen Gesellschaftsformationen - historisch älteren wie heutigen - finden wir Strukturen sozialer (d.h. gesellschaftlicher) Ungleichheit. Unter sozialer Ungleichheit wird in der Soziologie die unterschiedliche Teilhabemöglichkeit von Personen und Personengruppen an wichtigen (und meist knappen) gesellschaftlichen Ressourcen (z.B. Einkommen, Besitz, Macht, Prestige) verstanden. Wohlstand, Einflussmöglichkeiten, kulturelle Teilhabe oder Karrierechancen sind ungleich verteilt und die Struktur dieser gesellschaftlichen Ungleichheiten wird mit verschiedenen soziologischen Konzepten wie z.B. "Schichten", "Klassen", "Milieus" oder "Geschlecht als Strukturkategorie" erfasst und erklärt.
Diese Ungleichheiten bedürfen in modernen Gesellschaften, welche sich an liberalen demokratischen Werten orientieren, einer gewissen Rechtfertigung. Bildung und das Bildungssystem übernehmen durch das Versprechen von "Chancengleichheit" hier einerseits eine gewisse Legitimationsfunktion bei der Zuteilung von Ressourcen und Status, indem a) jedes Individuum unabhängig von seiner (Herkunfts-)Position in dieser gesellschaftlichen Ungleichheitsstruktur die gleichen Chancen habe, an Bildung teilzuhaben und einen hohen Bildungsabschluss zu erreichen und b) durch die gezeigte Bildungsleistung seine spätere Position im Ungleichheitsgefüge prädisponiert sei, d.h. eine relativ enge Verbindung von erreichter Bildung und beruflicher/gesellschaftlicher Positionierung gegeben sei. Im Bildungssystem und durch Bildung soll es demnach zu einer "Um- und Neuverteilung" von sozialen Chancen kommen.
Andererseits wächst die Nachfrage nach weiterführender Bildung fortlaufend, weil alle sozialen Gruppen im Wettbewerb um die Erhaltung beziehungsweise Erlangung privilegierter sozialer Positionen nach höherer Bildung streben und weil Bildung heute einen selbstverständlichen und weitgehend unhinterfragten gesellschaftlichen Wert für die individuelle Entwicklung und für den gesellschaftlichen Fortschritt besitzt. Das Bildungssystem soll demnach nicht nur den einen gesellschaftlichen Gruppen einen sozialen Aufstieg ermöglichen, sondern anderen Gruppen bisherige soziale Privilegien weiterhin garantieren und absichern, d.h. einen sozialen Abstieg verhindern, sowie grundsätzlich gesellschaftliche Wohlfahrt und Entwicklung garantieren.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit dem sich aus diesen widersprüchlichen Erwartungen an Bildung und das Bildungssystem ergebenden spannungsreichen Verhältnis von Bildung und gesellschaftlichen Ungleichheiten. Insbesondere befassen wir uns mit folgenden Fragen:
- An welchen Phänomenen und Entwicklungen sind die beschriebenen "Funktionen" von Bildung und Erwartungen an das Bildungssystem erkennbar?
- In welchem Verhältnis stehen gesellschaftliche Ungleichheiten und Bildungsungleichheiten?
- Was genau meint "Chancengleichheit" im Bildungssystem, und welches sind die mit diesem "Versprechen" verbundenen institutionellen Voraussetzungen und Ideologien?
- Wie veränderten sich Bildungsungleichheiten über die letzten Jahrzehnte und wie unterscheiden sich Bildungsungleichheiten im internationalen Vergleich?
- Welche Bedeutung haben Ungleichheiten im Bildungsverlauf?
- Wie können wir Bildungsungleichheiten (nach sozialer Herkunft, Migrationsstatus, Geschlecht) soziologisch erklären und verstehen?
- Welche Spannungsfelder und Legitimationsprobleme ergeben sich durch Bildungsungleichheiten, die von Lehrpersonen und der Bildungspolitik bearbeitet und austariert werden müssen?
- Wie "antwortet" die Schule und das Bildungssystem auf diese Spannungsfelder und Legitimationsprobleme?
Lernziele Die Studierenden befassen sich mit dem komplexen und spannungsreichen Verhältnis von Bildung und gesellschaftlichen Ungleichheiten und den damit verbundenen unterschiedlichen Erwartungen an und Funktionen von Bildung. Sie kennen die grundlegenden Muster und Entwicklungen ungleicher Bildungsverteilung. Sie setzen sich mit soziologischen Theorien zur Erklärung dieser Ungleichheit auseinander. Sie beobachten, wie Bildungsinstitutionen auf diese Spannungsfelder antworten.
Literatur Literatur wird im Seminar bekannt gegeben

 

Teilnahmebedingungen Keine
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Die Platzzahl ist beschränkt. Bitte melden Sie sich bis zum 23. Januar 2015 für das Seminar bei melitta.gohrbandt@fhnw.ch an, damit die Anzahl Reader bestimmt werden kann.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Master Educational Sciences (Joint Degree mit der PH FHNW))
Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Master Studienfach: Pädagogik (Studienbeginn vor 01.02.2015))
Modul Herrschaft und Normativität (Master Studienfach: Geschlechterforschung (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Kultur und Symbolische Ordnung (Master Studienfach: Geschlechterforschung (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Lebensverhältnisse, Umwelt und Ökonomie (Master Studienfach: Geschlechterforschung (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Politik, Entwicklung und soziale Ungleichheit (Bachelor Studienfach: Soziologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Themenfeld: Herrschaft, Normativität und symbolische Ordnung (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul Themenfeld: Lebensverhältnisse, Umwelt und Ökonomie (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul Themenfelder der Geschlechterforschung (Bachelor Studienfach: Geschlechterforschung (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Theorie und Geschichte der Bildung, Erziehung und Schule (Master Educational Sciences (Joint Degree mit der PH FHNW))
Modul Vertiefung Themenfeld: Herrschaft, Normativität und symbolische Ordnung (Master Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul Vertiefung Themenfeld: Lebensverhältnisse, Umwelt und Ökonomie (Master Studienfach: Geschlechterforschung)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Vorbereitung und Durchführung (eines Teils) einer Seminarveranstaltung und kurze schriftliche Dokumentation der Ergebnisse z.H. der Seminarteilnehmenden.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Institut für Bildungswissenschaften

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