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39816-01 - Vorlesung: "Wir hätten die Erde nicht aufgeben sollen" - Eine Ethik für die Natur 2 KP

Semester Frühjahrsemester 2015
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Angelika Krebs (angelika.krebs@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Das Titelzitat "Wir hätten die Erde nicht aufgeben sollen’" stammt aus dem Roman "Vorabend" von Peter Kurzeck, aus dem 42. Kapitel. Dieses Kapitel wollte Kurzeck im Oktober 2013 bei uns in Basel vortragen. Zu der Lesung kam es seinerzeit nicht mehr. Er ist am 25. November 2013 gestorben.
Die Vorlesung wird nicht nur dieses Kapitel und diesen Roman, sondern das Gesamtwerk von Peter Kurzeck (inklusive seiner Hörbücher) nutzen, um ihre philosophische Hauptthese plastisch und emotional erfahrbar zu machen. Die Hauptthese lautet, dass wir der Natur als Resonanzraum bedürfen, um ganz Mensch bleiben zu können. Mit der Zerstörung der Natur zerstören wir unweigerlich auch einen Teil von uns selbst. Die Ethik für die Natur, welche die Vorlesung entwickeln möchte, ist damit zugleich eine Ethik für den Menschen.
Dieser Zusammenhang wird in Kurzecks Werk greifbar, etwa wenn er von einem Spaziergang erzählt im Frankfurter Stadtwald, wo im Hintergrund die Autobahn dröhnt: "Durch das Waldstück jetzt, an seinem Rand hin. So ein schütteres kleines Waldstück – wie man auch geht, man geht immer am Rand. Und der Wald wie leergeräumt. Eher wie eben erst aufgestellt, sagst du dir. Keine Wurzeln? Ohne Wurzeln die Bäume? Von Fachleuten fachgerecht aufgestellt. Qualitätswald. Bestandsgarantie. Lebensgröße. Und mit Sorgfalt befestigt. Wie echt. Direkt beinah wie echt! Und so still, als ob die Erde, jeder Fleck Erde, die Pflanzen, die Steine und jedes Ding, als ob die Welt insgesamt längst aufgehört hätte, mit uns zu sprechen. Und wir dann auch mit uns selbst. Schon länger. Wir antworten nicht! So still, aber hinter der Stille ein Dröhnen, ein wachsendes Dröhnen. Von allen Seiten. Und kommt auf uns zu. Oder wie im eigenen Kopf drin." („Als Gast“, S. 191/192)
In seinem Nachruf in der "Süddeutschen Zeitung" (vom 27.11. 2013, S. 14) schreibt Jörg Magenau: "Man erkennt Peter Kurzeck an jedem einzelnen seiner Sätze. Diese Sprache ist nichts anderes als Musik und entfaltet dieselbe Tiefenwirkung. Sie berührt unmittelbar." Eben weil Kurzecks Sprache so unmittelbar berührt, kann sie uns den Resonanzverlust spürbar machen und uns "viel zu denken" veranlassen (Kant).
Das Denken, "clare et distincte", müssen wir als PhilosphInnen dann aber selbst übernehmen. Das ist unsere ureigene Aufgabe. Wir müssen die These vom Resonanzverlust begrifflich sauber entfalten, Schritt für Schritt begründen und mögliche Gegenmassnahmen aufzeigen, wie verdichtetes Wohnen, der Rückbau der Natur und eine "post-growth economy".
Die These vom Resonanzverlust besagt genauer, dass der Mensch das Mitgehen und Aufgehen in ästhetisch attraktiven Landschaften braucht, um sich in der Welt geborgen zu fühlen und ganz Mensch zu sein.
Die Liste der zu klärenden Begriffe enthält damit zumindest die Begriffe der Landschaft und der sie konstituierenden Stimmung (vgl. Simmel, Ritter und Wellbery), der Schönheit (vgl. Kant, Scruton und Seel), der Resonanz (vgl. Rosa) und der Heimat (vgl. Heidegger und Bollnow).
Die Begründung der These muss unter anderem herausstellen, warum schöne Naturlandschaften nicht durch etwas anderes ersetzbar sind, zum Beispiel gute Architektur oder Computersimulation.
In einer der Vorlesungen wird Peter Kurzecks langjähriger Lektor beim Stroemfeld Verlag, Rudi Deuble, anwesend sein, um uns Rede und Antwort zu stehen. Die Vorlesung wird zudem von einem Seminar am Dienstagnachmittag von 16-18h begleitet. Das Seminar dient der Diskussion der Vorlesung und der vertiefenden Lektüre philosophischer, literarischer und literaturwissenschaftlicher Texte.
Literatur Peter Kurzeck: "Ein Sommer, der bleibt" (Hörbuch), insbes. cd 2, Nr. 5 und 8
Peter Kurzeck: "Vorabend", insbes. Kap. 10 und 11 zum Weltbild der Igel und Kap. 42
Text und Kritik 199: "Peter Kurzeck"
Erika Schmied (Hg.) "Peter Kurzeck. Der radikale Biograph"
Angelika Krebs (Hg.): "Naturethik"
Angelika Krebs: "Why Landscape Beauty Matters" (online)
Bemerkungen Für Doktorierende und JuristInnen geeignet

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Aufbaumodul (Teil D) (Transfakultäre Querschnittsprogramme im freien Kreditpunkte-Bereich)
Basismodul (Teil B) (Transfakultäre Querschnittsprogramme im freien Kreditpunkte-Bereich)
Modul Praktische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
Modul Praktische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Probleme der Praktischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Probleme der Praktischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie)
Modul Vertiefung Globalisierung, Kultur und internationale Entwicklung (Master Studienfach: Geographie)
Leistungsüberprüfung Leistungsnachweis
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Der Leistungsnachweis erfolgt über einen Essay von 5-8 Seiten, der elektronisch bis spätestens 30. Juni bei angelika.krebs@unibas.ch einzureichen ist.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung eine Wiederholung, Wiederholung zählt
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Philosophie

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