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41374-01 - Seminar: Stimmungen 5 KP

Semester Herbstsemester 2015
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Angelika Krebs (angelika.krebs@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Was sind Stimmungen? Welche Rolle spielen sie für unser Verständnis des Menschen? Wie sind sie im Unterschied zu Emotionen zu fassen? Diese und andere Fragen stehen im Zentrum des Seminars, welches zugleich eine internationale Tagung mit dem Titel „The Meaning of Moods“ vorbereitet, die vom 8. bis 9. Dezember 2015 auf dem Landgut Castelen in Kaiseraugst bei Basel stattfindet. Die mit hochkarätigen Fachleuten (z.B. Achim Stephan, Jan Slaby, Aaron Ben-Ze’ev, Matthew Ratcliffe, Giovanna Colombetti) und NachwuchswissenschaftlerInnen besetzte Tagung wird von mir in Zusammenarbeit mit Heleen Pott von der Universität Rotterdam und der European Philosophical Society for the Studies of Emotions (EPSSE) durchgeführt. Die Tagung und das sie vorbereitende Seminar widmen sich einem Thema, das in der Gegenwartsphilosophie leider ein Randthema darstellt, jüngst aber an Aufmerksamkeit gewonnen hat.

Stimmungen gehören zu den affektiven Zuständen von Menschen und Tieren, die man unter dem Titel der „seelischen Empfindungen“ zusammenfassen kann, ohne damit deren auch leiblichen Charakter verdecken zu wollen: Im Unterschied zu rein leiblichen Empfindungen wie Zahnschmerzen oder Müdigkeit haben Stimmungen eine geistige Komponente. Dennoch drücken sie sich über den Leib aus und fühlen sich leiblich an. Zu Stimmungen zählen etwa Zufriedenheit, Ausgelassenheit, Melancholie, Niedergeschlagenheit oder Gereiztheit. Wie Emotionen sind sie intentional auf ein Objekt gerichtet, allerdings nicht auf ein spezifisches Objekt, sondern eher global, auf das Leben oder die Welt im Ganzen. Die Emotion der Angst z.B. richtet sich auf ein bedrohliches Objekt, das unser Handeln bestimmt: Wir fliehen oder wir wehren uns. Bei der Stimmung der Zufriedenheit dagegen ist ein solches besonderes Objekt in der Regel nicht auszumachen, sie hat eine diffusere intentionale Struktur und führt auch nicht in direkter Weise motivational zu einer handelnden Reaktion des betroffenen Subjekts, sondern färbt vielmehr unser gesamtes Erleben und Denken kognitiv ein.

In der Philosophie der Emotionen, welche in den vergangenen Jahrzehnten eine Konjunktur vor allem in der analytischen Philosophie erlebte, ist die Erforschung von Stimmungen noch stark unterentwickelt. Während „Gefühle“ oder „Emotionen“ als komplexe mentale Zustände und Prozesse eingehend studiert und diskutiert werden (vgl. etwa philosophische Publikationen von Nussbaum; Hartmann; Döring; Goldie; Voss; Ben-Ze’ev; Demmerling; Solomon), gibt es nur wenige Veröffentlichungen und Debatten zu den diffuseren „Stimmungen“. In jüngster Zeit aber zeigt sich ein zweifacher Wandel: 1. Die Philosophie der Emotionen wendet sich auch den Stimmungen zu. 2. Die analytische Philosophie öffnet sich der phänomenologischen Philosophie, die „Stimmungen“ schon immer stärker berücksichtigt hat. Zusammen mit dem steigenden Interesse an Theorien der Verkörperung (vgl. etwa Fingerhut/Hufendiek/Wild (Hg.) 2013) wird nun auch in der analytischen Philosophie die Struktur verschiedener affektiver Erfahrungen der Welt und zwar vor dem Hintergrund der phänomenologischen Arbeit klassischer Leibphilosophen wie Martin Heidegger, Maurice Merleau-Ponty und Otto Friedrich Bollnow neu entdeckt. In diesem Zusammenhang richtet sich der Fokus nun auch auf die bislang vernachlässigte Kategorie der Stimmungen (vgl. Schmitz 1998; Ratcliffe 2008; Slaby/Stephan/Walter/Walter (Hg.) 2011; Fingerhut/Marienberg (Hg.) 2012).

Stimmungen spielen von einem phänomenologischen Standpunkt aus betrachtet eine unersetzbare Rolle in der Strukturierung unserer Erfahrung: Sie konstituieren ein Zugehörigkeitsgefühl oder bilden den Hintergrund, vor dem Emotionen überhaupt erst ihren Ausgang nehmen: In einer Stimmung der Zufriedenheit etwa hat ein bedrohliches Objekt der Angst andere Auswirkungen als in einer nervösen Stimmung.

Das Seminar und die Tagung sollen u.a. folgende Fragen klären: Welche Rolle spielen Stimmungen für unser Verständnis vom Menschen? Wie verbinden uns Stimmungen mit der Welt oder trennen uns von ihr? Wie fühlen sie sich an? Wie interagieren sie mit Emotionen? Wie beeinflussen sie unsere Weltsicht? Können oder sollen Stimmungen reguliert werden? Können sie geteilt werden?
Bemerkungen Für JuristInnen geeignet

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Praktische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
Modul Praktische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Probleme der Praktischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Probleme der Praktischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie)
Modul Verfassen wissenschaftlicher Texte (Master Studienfach: Philosophie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Das Seminar ist ein Forschungsseminar. Daher ist die aktive Teilnahme aller gewünscht. Wir werden viel lesen, kommentieren und diskutieren. Wöchentliche, schriftliche Lektüreeindrücke und eine kleine Forschungsarbeit ergänzen das Miteinander im Seminar.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Philosophie

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