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45360-01 - Übung: Einen Staat machen. Die Tschechoslowakei als Projekt der Moderne, 1918- 38 3 KP

Semester Herbstsemester 2016
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Georg Escher (georg.escher@unibas.ch)
Bianca Hoenig (bianca.hoenig@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Wie macht man einen Staat? Als im Oktober 1918 in Prag die Republik des „tschechoslowakischen Volkes“ ausgerufen wurde, war das eine hypothetische Ankündigung, denn es existierte weder dieses Volk noch ein zugehöriges Territorium oder ein Regierungsapparat, geschweige denn eine gemeinsame kulturelle Tradition. Als die Tschechoslowakei 1938/1939 durch NS-Deutschland zerschlagen wurde, ging eine moderne Demokratie mit umfassenden Bürgerrechten, einer der leistungsfähigsten Wirtschaften der Welt und einem blühenden multikulturellen Leben unter. Das Ende einer unglaublichen Erfolgsgeschichte also? Damals wie heute wird die Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit gegensätzlich beurteilt: als musterhafte Demokratie und visionäres Projekt einer modernen europäischen Gesellschaft, oder als Fehlkonstruktion, der das Scheitern an ihren Widersprüchen von Beginn an eingeschrieben war. Fest steht, dass diese idealisierte oder verteufelte „Erste Republik“ in vielen Bereichen des Lebens geradezu stilbildend wirkte und weit über ihr Ende hinaus als positives oder negatives Vorbild fungierte.

In der Übung möchten wir diese unterschiedlichen Interpretationen aus dem Blickwinkel der jüngeren Forschung diskutieren: Wir fragen nach den Chancen und Grenzen des Projekts, einen Staat mit einer neuen Gesellschaftsordnung und neuen kulturellen Grundlagen zu schaffen: Mit welchen Mitteln sollte das heterogene Territorium und seine ethnisch und kulturell vielfältige Bevölkerung homogenisiert werden? Welche Rolle spielen dabei die staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen? Was tragen künstlerische und intellektuelle Entwürfe zum Selbstverständnis einer neuen Gemeinschaft bei? Welche künstlerischen Ausdrucksformen fand das Projekt der neuen Republik, welche Streitigkeiten und Diskussionen löste es aus? Wie lässt sich sein Scheitern erklären?

In einer interdisziplinären Herangehensweise werfen wir einen geschichts- und kulturwissenschaftlichen Blick auf die Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit und ihre „geteilten Kulturen“ (Ines Koeltzsch). Indem wir uns den politischen Institutionen und intellektuellen Debatten, der Kunst, Literatur oder der Architektur widmen, wird der betont moderne Anspruch des neuen Staatswesens sichtbar. Nicht zuletzt können wir so über den lokalen Kontext hinaus die Ambivalenzen der europäischen Moderne beispielhaft erkennen und analysieren.

Geplant ist eine Exkursion u. a. nach Brno/Brünn und Zlín im Frühjahr 2017.
Literatur Čapek, Karel: Gespräche mit Masaryk. Stuttgart 2001.
Tippner, Anja: Die permanente Avantgarde? Surrealismus in Prag. Köln 2009.
Koeltzsch, Ines. Geteilte Kulturen. Eine Geschichte der tschechisch-jüdisch-deutschen Beziehungen in Prag (1918-1938). München 2012.
Schulze Wessel, Martin (Hg.): Loyalitäten in der Tschechoslowakischen Republik 1918-1938: Politische, nationale und kulturelle Zugehörigkeiten. München 2004.
Sayer, Derek: Prague, Capital of the Twentieth Century. A Surrealist History. Princeton 2013.
Sayer, Derek: The Coasts of Bohemia. A Czech history. Princeton 1998.
Nerdigner, Winfried et al. (Hgg.): Zlín - Modellstadt der Moderne. Berlin 2009.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Grundmodul Geschichte Ostmitteleuropas (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Grundmodul Neuere und Neueste Geschichte (Bachelor Studienfach: Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Grundmodul Osteuropa transnational (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Areas: Osteuropa (Master Studiengang: Europäische Geschichte)
Modul Basis Geschichte: Ostmitteleuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien)
Modul Ereignisse, Prozesse, Zusammenhänge (Master Studienfach: Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Forschung und Praxis (Master Studienfach: Osteuropäische Geschichte)
Modul Geschichte Ostmitteleuropas (Master Studienfach: Osteuropäische Geschichte)
Modul Geschichte Ostmitteleuropas (Master Studienfach: Osteuropäische Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien)
Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen)
Modul Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Kommunikation und Vermittlung historischer Erkenntnisse (Master Studienfach: Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Methoden und Diskurse historischer Forschung (Master Studienfach: Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Profil: Moderne (Master Studiengang: Europäische Geschichte)
Modul Profil: Osteuropäische Geschichte (Master Studiengang: Europäische Geschichte)
Modul Theorie und Praxis (Master Studienfach: Osteuropäische Geschichte (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Wahlbereich Bachelor Geschichte: Empfehlungen (Bachelor Studienfach: Geschichte)
Wahlbereich Master Geschichte: Empfehlungen (Master Studienfach: Geschichte)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Departement Geschichte

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