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Semester | Frühjahrsemester 2017 |
Angebotsmuster | unregelmässig |
Dozierende | Philipp Dankel (philipp.dankel@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Dass sich Sprachen verändern fällt uns im Alltag meist erst dann auf, wenn in Schule und Öffentlichkeit angeprangert wird, dass die neue Generation die eigene Sprache nicht mehr genügend beherrscht, Defizite in der Rechtschreibung aufweist, sich nur in der Umgangssprache ausdrücken kann und grammatische Kategorien wie der Genitiv oder der Konjunktiv im Deutschen auszusterben scheinen. Dabei ist die Wahrnehmung vom Sprachverfall trügerisch, denn genauso wie in Sprachvariation und Sprachwandel Elemente verloren gehen können, entstehen auch neue Elemente. Dies gilt ebenso für die Grammatik. Beispielsweise sind Kasus- und Tempus-Systeme keine Naturkonstanten sondern verändern sich oder bilden sich neu. Solche Veränderungen in der Grammatik geschehen aber über sehr lange Zeiträume, deshalb sind sie für die SprecherInnen kaum wahrnehmbar. Einer der wichtigsten Beschreibungs- und Erklärungsansätze für grammatische Veränderungen in der Sprachvariation und im Sprachwandel ist die Grammatikalisierungstheorie. Der Grundgedanke dieses Ansatzes basiert darauf, dass ein grosser Teil der sprachlichen Dynamik in einem Sprachsystem darauf zurückzuführen ist, dass lexikalische Element grammatische Funktionen entwickeln oder grammatische Elemente andere, abstraktere grammatische Funktionen übernehmen. Diese Prozesse, so die Vorhersage der Theorie, verlaufen entlang von universalen, auf kognitiven Grundlagen und Parametern aufbauenden Grammatikalisierungspfaden. In diesem Kurs beschäftigen wir uns also anhand der Grammatikalisierungstheorie und ihrer Ausprägungen und aktuellen Entwicklungen damit, wie Sprachen zu neuer Grammatik kommen. Dabei werden wir uns zunächst mit dem Grammatikbegriff an sich und dessen Geschichte beschäftigen. Danach lernen wir die Grundannahmen und zentralen Begriffen der Grammatikalisierungstheorie und ihre teilweise eher morphologisch, teilweise eher pragmatisch orientierten Ausprägungen kennen. Weitere Schwerpunkte bilden die der Grammatikalisierung nahestehenden Mechanismen (u.a. Reanalyse, Lexikalisierung und Pragmatisierung) sowie aktuelle Entwicklungen in der Forschung, welche die Grammatikalisierungstheorie mit den neuesten Ansätzen zur Grammatiktheorie auf synchroner Ebene zu verknüpfen versuchen (Constructional Change). In diesem Kurs sollen theoriebezogene und anwendungsbezogene Sitzungen alternieren. Anhand von Lektüretexten werden in den Theoriesitzungen zentrale Konzepte und Begriffe der Theorie erarbeitet, von den ReferentInnen zusammengefasst, kommentiert und im den Sitzungen diskutiert. Für die Anwendungssitzungen bereiten die ReferentInnen diese Konzepte und Begriffe anhand ausgewählter sprachlicher Phänomen im Deutschen, Englischen, Spanischen oder Französischen auf, die sich mit dem Erklärungsmodell der Grammatikalisierung gut erfassen lassen können. |
Lernziele | Studierernde sollten am Ende des Seminars zu folgendem in der Lage sein: - die Grundkonzepte und Begriffe der Grammatikalisierungstheorie erklären und kritisch einordnen - ihre verschiedenen Ausprägungen in der Forschung kennen und deren Unterschiede aufzeigen - die der Grammatikalisierung nahestehenden Mechanismen mit ihr verknüpfen und erklären - aktuelle Ansätze und Methoden in der Grammatikalisierung kritisch einordnen - die erworbenen Grundkonzepte auf eigenständige Analysen anwenden |
Literatur | Literatur: Überblicksartikel: - Wischer, Ilse (2006): „Grammaticalization“. In K. Brown (Hrsg.), Encyclopedia of Language and Linguistics, Bd. 6. Amsterdam [u.a.]: Elsevier, 129-136. - Lamiroy, Béatrice (2004): La teoría de la gramaticalización y sus aplicaciones en las lenguas románicas. ELUA. Estudios de Lingüística, Anejo 2, 245-266. - Smirnova, Elena & Mortelmans, Tanja (2010): "Kap. 6 Grammatikalisierungstheorie". In: Elena Smirnova & Tanja Mortelmans (Hrsg.), Funktionale Grammatik - Konzepte und Theorien, Berlin [u.a.]: De Gruyter, 173-212. Empfohlene Literatur zur Einführung: - Elvira, Javier (2009): Evolución lingüística y cambio sintáctico. Bern: Lang. - Hopper, Paul J. & Traugott, Elizabeth Closs (2003): Grammaticalization. Cambridge [u.a.]: Cambridge University Press. - Marchello-Nizia, Christiane (2006): Grammaticalisation et changement linguistique. Brüssel: De Boeck. - Szczepaniak, Renata (2011): Grammatikalisierung im Deutschen. Eine Einführung. Tübingen: Narr. Handbuch: - Narrog, Heiko / Heine, Bernd (eds. 2011): The Oxford Handbook of Grammaticalization, Oxford et al.: Oxford University Press. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Interphilologische Lehrveranstaltungen für die Slavistik (Master Studienfach: Slavistik (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Forschungspraxis und Vertiefung (Master Studiengang: Sprache und Kommunikation) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik) Modul Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Sprache als Prozess (Master Studiengang: Sprache und Kommunikation) Modul Sprachen in Raum und Zeit (Master Studienfach: Französische Sprach- und Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Sprachen in Zeit und Raum (Master Studiengang: Sprache und Kommunikation (Studienbeginn vor 01.08.2013)) Modul Sprachen und Gesellschaft (Master Studienfach: Französische Sprach- und Literaturwissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013)) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Anforderungen an eine erfolgreiche Teilnahme: - aktive Beteiligung im Seminar: vorbereitende Lektüre, Mitarbeit in Gruppenarbeiten - Vortrag mit Handout, kurze Nachbereitung des Vortrags - 3 Kurzzusammenfassungen der Pflichtlektüren - regelmässige Teilnahme, maximal 2 Absenzen |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | beliebig wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Departement Sprach- und Literaturwissenschaften |