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35911-01 - Seminar: Bildung und Geschlecht 3 KP

Semester Herbstsemester 2017
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Geschlecht als soziale Kategorie ist im Bildungssystem nach wie vor eine relevante Dimension. Sie prägt Lehr- und Lernprozesse, taucht auf in Zuschreibungen von Professionalität von Lehrpersonen und ist Bestandteil der Identität des Schülers bzw. der Schülerin. Sie ist eingelassen in die institutionalisierten Bildungswege, beeinflusst die individuellen Bildungsentscheidungen, moderiert Peer-Interaktionen und prägt Schulkulturen.
In den letzten Jahrzehnten ist es an manchen Orten des Bildungssystems zu einer Verschiebung des Geschlechterverhältnisses gekommen. In den Gymnasien beispielsweise sind Knaben heute unterrepräsentiert. Beim Lehrpersonal bilden Frauen in der Primarschule die Mehrheit. Ein Medizinstudium ergreifen heute mehr Frauen als Männer.
An anderen Orten hat sich die geschlechtsspezifische Beteiligung im Bildungssystem jedoch kaum bewegt. Die geschlechtstypische Berufswahl nach der Sekundarschule hat sich kaum verändert. Im Kindergarten sind es nach wie vor fast ausschliesslich Frauen, die unterrichten.
Im Alltagsdiskurs wie im wissenschaftlichen Diskurs sind verschiedene Meinungen und Erklärungen zu finden. Es wird von "Gewinnerinnen" und "Verlierern" oder "Underachiever" gesprochen, das Geschlecht der Lehrperson erhält neue Relevanz ("Feminisierung"), gefordert werden "genderkompetente Lehrpersonen" und "geschlechtergerechter Unterricht", und der Fachkräftemangel in den MINT- beziehungsweise Sozial- und Pflegeberufen lässt verschiedene Akteure danach fragen, wie diese Berufe für Frauen beziehungsweise Männer attraktiver gemacht werden könnten.
Im Seminar werden wir uns mit der Frage der Bedeutung von Geschlecht im Bildungssystem in einer soziologischen Perspektive befassen. Nach einer theoretischen Aufarbeitung der Kategorie Geschlecht interessieren wir uns zum einen für die oben skizzierten Veränderungen in der geschlechtsspezifischen Beteiligung. Welches sind die zentralsten Ergebnisse bezüglich Entwicklungen und Status Quo von geschlechtsspezifischen Schulleistungen, Bildungslaufbahnen und den späteren Platzierungen im Berufsleben? Wie können wir diese Differenzierungen, Segmentierungen und Ungleichheiten erklären? Welche Bedeutung kommt dabei dem Unterricht, der Profession, der Schulorganisation, dem Bildungssystem und der Gesellschaft zu? Zum anderen beobachten wir auch die gesellschaftlichen Diskurse, welche diese Veränderungen begleiten. Welches sind die Akteure? Welches Verständnis von Schule, Bildung und Geschlecht zeigt sich in den Forderungen und Voten?
Lernziele • Sie kennen zentrale soziologische Konzepte zur Bedeutung der Kategorie Geschlecht.
• Sie haben einen Überblick zur geschlechtsspezifischen Beteiligung im Bildungssystem und den Veränderungen in den letzten Jahrzehnten.
• Sie kennen einige soziologische Erklärungsansätze (interaktionistische, habitustheoretische, identitätstheoretische, institutionalistische), welche Geschlechterunterschiede erklären können, und haben sich mit Studien befasst, welche diese Erklärungsansätze empirisch überprüfen.
• Sie können die verschiedenen Diskurse zum Thema Geschlecht und Bildung gesellschaftlich verorten (Akteure, Menschen- und Gesellschaftsbilder, Motive und Triebkräfte)
Literatur • Francis, Becky und Christine Skelton. 2011. Geschlecht und Bildungserfolg – Eine Analyse aus der Perspektive der Feminist Theory. In: Hadjar, Andreas (Hrsg.). Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Systematischer Überblick zur Frage der Bildungsungleichheit zwischen den Geschlechtern. Wiesbaden: VS Verlag, S. 367–392.
• Helbig, Marcel. 2015. Brauchen Mädchen und Jungen gleichgeschlechtliche Lehrkräfte? Eine Überblicksstudie zum Zusammenhang des Lehrergeschlechts mit dem Bildungserfolg von Jungen und Mädchen. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Weinheim: Beltz Juventa VerlagInterview mit Martin Neugebauer: Sind Lehrerinnen für die ”Bildungskrise“ der Jungen verantwortlich?
• Faulstich-Wieland, Hannelore. 2011. Werden tatsächlich Männer gebraucht, um Bildungsungleichheiten (von Jungen) abzubauen? In: Hadjar, Andreas (Hrsg.). Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Systematischer Überblick zur Frage der Bildungsungleichheit zwischen den Geschlechtern. Wiesbaden: VS Verlag, S. 393–415.
• Goffman, Erving. 1977. The Arrangement Between the Sexes. Theory and Society 4(1):301–331.
• Hirschauer, Stefan. 1989. Die interaktive Konstruktion von Geschlechtszugehörigkeit. Zeitschrift für Soziologie 18(2):100–118.
• Krüger, Helga. 2004. Der Institutionenansatz in der Geschlechterforschung am Beispiel der beruflichen Bildung. In: Paul-Kohlhoff, Angela (Hrsg.), Berufsbildung und Geschlechterverhältnis. Band 12, Dokumentation der 13. Hochschultage Berufliche Bildung. Bielefeld: W. Bertelsmann, S. 17–33.
• Tyrell, Hartmann. 1986. Geschlechtliche Differenzierung und Geschlechterklassifikation. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 38(3):450–489.
• West, Candace. & Zimmermann, Don H. (1991). Doing Gender. In Lorber, J. & Farrell, S.A. (Hrsg.). The social Construction of Gender (S. 13-37). Newbury Park: Sage.

 

Teilnahmebedingungen BA-Abschluss
Im Master of Educational Sciences immatrikuliert
Keine Hörer/innen
Anmeldung zur Lehrveranstaltung
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Bildungsorganisation und Systemsteuerung (Masterstudium: Educational Sciences (Studienbeginn vor 01.08.2015))
Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Masterstudium: Educational Sciences)
Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Master Studienfach: Pädagogik (Studienbeginn vor 01.02.2015))
Modul Entwicklungs- und Sozialisationsprozesse (Masterstudium: Educational Sciences (Studienbeginn vor 01.08.2015))
Modul Kultur und Symbolische Ordnung (Master Studienfach: Geschlechterforschung (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Educational Sciences (Studienbeginn vor 01.08.2015))
Modul Pädagogische Institutionen im Wandel (Master Studienfach: Pädagogik (Studienbeginn vor 01.02.2015))
Modul Vertiefung Themenfeld: Herrschaft, Normativität und symbolische Ordnung (Master Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul Vertiefung Themenfeld: Wissensformen und Wissenschaft (Master Studienfach: Geschlechterforschung)
Modul Wissensformen und Wissenschaften (Master Studienfach: Geschlechterforschung (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Präsenzpflicht, regelmässige Lektüre, kleiner Auftrag
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Universität Basel
Anbietende Organisationseinheit Institut für Bildungswissenschaften

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