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50354-01 - Seminar: Sappho. Liebe, Politik, Erziehung - Auswahl wichtiger Texte (unter Berücksichtigung der neuesten papyrologischen Funde) 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2018
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Anton F.H. Bierl (a.bierl@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Die Deutung der "frühgriechischen Lyrik", die Sappho trotz und gerade wegen ihrer Weiblichkeit exemplarisch verkörpert, ist von zahlreichen modernen Rezeptionsfiltern beeinflusst. Die ästhetisch ausgefeilten Liedtexte, die hauptsächlich von Liebe, dem Leben im Sapphischen Mädchenkreis und ästhetischen Reflexionen handeln, sind freilich nicht mit einem romantischen Gefühl der Innerlichkeit oder mit der Entdeckung des Ichs gleichzusetzen. Vielmehr sind es öffentliche Texte von starker Anlassgebundenheit. Ihr Sinn lässt sich also pragmatisch aus dem mündlichen Performancekontext erschliessen, d. h. aus ihrem spezifischen 'Sitz im Leben'. Während man lange Zeit versuchte, das bewegte Leben einer archaischen Frau anhand der Gedichte nachzuzeichnen, wird Sappho seit den 1980er Jahren insbesondere von Interpretinnen als feministische Dichterin avant la lettre gedeutet. Diese moderne Interpretationsweise soll auf ihre historische Angemessenheit hin überprüft werden. Neuerdings erkennt man zunehmend auch Sapphos fiktives und mythopoetisches Rollenspiel, das sie, ähnlich wie ihr männliches Pendant Alkaios, auf die Clan-Auseinandersetzungen in Mytilene überträgt. Die Lieder über ihre Familie sind also durchaus politisch und vielleicht auch für die Aufführung im Symposion bestimmt. Andere Lieder transzendieren den Mädchenkreis und wurden an öffentlichen Festen aufgeführt. Neben dem angemessenen Verständis der Kontextbedingungen und der exakten philologischen Einordung geht es vor allem um den Ansatz, die Gedichte in ihrer ästhetischen Dimension innerhalb einer performativen Liedkultur zu würdigen. Dabei spielt auch Sapphos Verwendung des chorischen Modells sowie des mythischen und rituellen Diskurses in der Ausbildung der ihr anvertrauten Mädchen zum Schönen eine zentrale Rolle. Im Zentrum steht vor allem die philologische Arbeit an den neuesten papyrologischen Sappho-Funden von 2004 und 2014. Ziel ist es, eine Auswahl der längeren und bekannten Fragmente nach philologischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen Kriterien eingehend im Original zu interpretieren und zu diskutieren. Die gemeinsame Erarbeitung papyrologischer, textkritischer, sprachlich-dialektaler und metrischer Kenntnisse bildet eine wichtige Vorraussetzung. Zudem bietet das Seminar im Stile eines Workshops die Möglichkeit, sich anhand ausgewählter Beispiele an neuen Übersetzungen unter Berücksichtigung der dazugehörigen Theorie zu versuchen.

Lernziele – philologische und historisch-kritische Lektüre zentraler Gedichte
– Vertrautwerden mit wichtigen Forschungsproblemen
– Verbesserung der Lesefertigkeit
– Einführung in textkritische Fragen und in die Kommentierung
– Vertrautwerden mit der Metrik und dem lesbischen Dialekt
– Vertrautwerden mit der Problematik, die Gedichte als historische Quelle der archaischen Geschichte zu lesen
– Vertrautwerden mit Fragen der Liedkultur
– Vertrautwerden mit den neuesten papyrologischen Funden (2004, 2014) und Versuche der ersten Deutung
– Erlernen von philologischen sowie kultur- und literaturwissenschaftlichen Interpretationsmodellen
– Erlernen von wissenschaftlichen Diskussion und schriftlichen Seminararbeiten
– Arbeiten an Übersetzungen
Literatur Text:
E.-M. Voigt, Sappho et Alcaeus: Fragmenta (= V.), Amsterdam 1971

Komm.:
D. L. Page, Sappho and Alcaeus. An Introduction to the Study of Ancient Lesbian Poetry, Oxford 1955 (zahlreiche Neuauflagen und Reprints, zuletzt 2001)

Sekundärliteratur:
A. Bierl und A. Lardinois (Hrsg.), The Newest Sappho (P. Sapph. Obbink and P. GC inv. 105, Frs. 1-4), Leiden 2016 und open access online: http://booksandjournals.brillonline.com/content/books/9789004314832
L. Benelli, Sapphostudien zu ausgewählten Fragmenten, I-II (Sonderreihe der Abhandlungen Papyrologica Coloniensia, 39/1-2), Paderborn 2017
A. P. Burnett, Three Archaic Poets: Archilochus, Alcaeus, Sappho, London 1983
C. Calame, Choruses of Young Women in Ancient Greece: Their Morphology, Religious Role, and Social Function. Lanham MD 2001
F. Lasserre, Sappho. Une autre lecture (Proagones. Studi 21), Padova 1989
E. Stehle, Performance and Gender in Ancient Greece. Nondramatic Poetry in Its Setting, Princeton 1997
G. Tsomis, Zusammenschau der frühgriechischen monodischen Melik (Alkaios, Sappho, Anakreon) (Palingenesia 70), Stuttgart 2001
D. Yatromanolakis, Sappho in the Making. The Early Reception, Cambridge MA 2007
Bemerkungen Das Seminar ist bes. auch für Studierende der Altertumswiss., der Religionswiss. und modernen Literaturwiss. (aber nur mit guten Griechischkenntnissen) geeignet; auch Doktorierenden und Magistrierenden als Forschungsseminar empfohlen.
Besonders wird das Seminar auch Studierenden der Alten Geschichte, auch als Vertiefung der Vorlesung zur archaischen Periode, empfohlen.
Auch Teil der Zertifikate "Literatur und Religion: Mythopoetik" und "Ancient Greek and Modern Theatre & Performance Studies".
HörerInnen sind herzlich willkommen.
Weblink https://klaphil.unibas.ch/graezistik/

 

Teilnahmebedingungen gute Griechischkenntnisse
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Griechische Literaturwissenschaft & Literaturgeschichte (Master Studienfach: Griechische Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaft (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte MA (Master Studienfach: Gräzistik)
Modul Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul Vertiefung & Moderne Anwendung (Master Studienfach: Griechische Philologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Vertiefung und Moderne Anwendung: Literatur-, Religions-, Textwissenschaft (Master Studienfach: Gräzistik)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung regelmässige und aktive Teilnahme (unbedingt auch in die erste Std. kommen!), regelmässige Präparation, ausführliches Referat zu einer Textstelle oder zu einem Thema, evt. Kurzreferate
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Gräzistik

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