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37704-01 - Seminar: Bildung im Lebenslauf (3 KP)

Semester Herbstsemester 2018
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Mit dem Konzept des Lebenslaufes ("life course") wird in der Soziologie das Phänomen von relativ gleichförmigen Verlaufsformen des Lebens in der Moderne, des Durchgangs der Individuen durch eine vorgegebene, zu erwartende Abfolge verschiedener Lebensphasen bezeichnet. Die Bildungslaufbahn ist ein wichtiger, nicht mehr wegzudenkender Aspekt dieses Musters eines Normalverlaufs des Lebens. Sie setzt sich aus verschiedenen Phasen und Statuspassagen zusammen.
Die Bewegung der Individuen durch diese Bildungslaufbahn (trajectories) wird durch die historisch- und kontextspezifischen Formen institutioneller Ordnungen von Bildung strukturiert. Zu denken ist dabei u.a. an die Gestalt und Regulierungen im Bildungssystem wie Alter beim Schuleintritt, Zeitpunkte der Ausdifferenzierung der Bildungsgänge und der daran anknüpfenden Übergänge, Durchlässigkeit zwischen Bildungswegen oder an die Strukturen sozialer und geschlechtsspezifischer Ungleichheit. Neben dem obligatorischen Bildungssystem und den an die Schule andockenden Systemen der Allgemein- und Berufsbildung, der höheren Berufsbildung und der Hochschulen beeinflussen auch das Beschäftigungssystem und das Familiensystem die Bildungsverläufe, insbesondere seit der gewachsenen Bedeutung von Bildung im späteren Lebensverlauf.
In den letzten drei Jahrzehnten sind durch den gesellschaftlichen Wandel (u.a. Individualisierung, Bildungsexpansion, veränderte Arbeitswelt) zunehmend Phänomene von De-Standardisierung und Pluralisierung, d.h. einer Auflösung der Einheitlichkeit und klaren Muster von institutionalisierten Pfaden im Lebenslauf zu verzeichnen. Die noch Mitte des letzten Jahrhunderts relativ klar vorgezeichneten Bildungswege nach Geschlecht oder sozialer Herkunft sind heute offener, Bildungsaufstiege und -abstiege wahrscheinlicher. Schon während der obligatorischen Schulzeit sind die Verläufe variantenreich. Schulische Übergänge sind immer weniger vorstrukturiert, eröffnen mehrere Optionen, die jedoch nur bedingt längerfristig planbar und wegen laufender Veränderungen und grosser Komplexität für das einzelne Individuum kaum mehr überblickbar sind .
Lernziele Zum einen fokussieren wir auf die Laufbahnen und fragen danach, wie institutionelle Bedingungen (strukturelle und organisationale Gegebenheiten, normative Erwartungen, soziale Ungleichheiten) die Laufbahnen und die damit verbundenen Bildungs- und Lebenschancen prägen.
 Im Weiteren betrachten wir Bildung als ein gesellschaftliches Gut, das im Lebensverlauf individuell aufgebaut und vermehrt wird und fragen danach, inwiefern sich diese Akkumulation für die Individuen und bestimmte Gruppen lohnt.
 In einem nächsten Schritt berücksichtigen wir Phänomene von De-Institutionalisierung im Bildungsverlauf und deren Folgen für die Individuen, welche auf der Basis von Ungewissheiten, Unübersichtlichkeit, Mehroptionalität und den gesellschaftlichen Erwartungen an ein „Lebenslanges Lernen“ Entscheide fällen, Wege einschlagen oder Warteräume überbrücken müssen.
Diese Tendenzen einer De-Institutionalisierung von Lebensläufen haben jedoch auch Folgen für die Entwicklung des Bildungssystems und den Systemen an den Schnittstellen (Berufssystem, Sozialsystem, Familie), da sie sich diesen individualisierten und de-standardisierten Bildungswegen und daraus erwachsenden gesellschaftliche Bildungserwartungen mindestens teilweise stellen müssen.
Literatur Alheit, Peter; Dausien, Bettina (2005). Bildungsprozesse über die Lebensspanne und lebenslanges Lernen. In: Tippelt, Rolf (Hrsg.): Handbuch der Bildungsforschung. Wiesbaden: VS Verlag, S. 565-585.
Bayard, Sybille und Tobias Schalit (2016). Bildungsverläufe während der obligatorischen Schulzeit im Kanton Zürich. Verzögerungen, Beschleunigungen und Wechsel vom Kindergarten bis zum Abschluss der Sekundarstufe I. Zürich: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Bildungsplanung.
Bellenberg, Gabriele (2005). Wege durch die Schule – Zum Zusammenhang zwischen institutionalisierten Bildungswegen und individuellen Bildungsverläufen im deutschen Schulsystem. In: bildungsforschung 2(2).
Hillmert, Steffen (2009). Bildung und Lebensverlauf – Bildung im Lebensverlauf: In: Becker, Rolf (Hrsg.), Lehrbuch der Bildungssoziologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 215–235.
Mayer, Karl-Ulrich und Hans-Peter Blossfeld (1990). Die gesellschaftliche Konstruktion sozialer Ungleichheit im Lebensverlauf. In: Berger, Peter A.; Hradil, Stefan (Hrsg.), Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile. Göttingen: Soziale Welt, Sonderband 7. Otto Schwartz Verlag, S. 297–318.
Rosenmund, Moritz (2015). Lebenslanges Lernen: Neuausrichtung der Bildungssysteme moderner Gesellschaften im Zuge des sozialen Wandels. In: Leemann Regula Julia et al. (Hrsg.). Schule und Bildung aus soziologischer Perspektive. Bern: hep Verlag, S. 236–265.
Sackmann, Reinhold (2013). Lebenslaufanalyse und Biographieforschung. Eine Einführung (Kapitel 6: Bildung), 2. Auflage. Wiesbaden: Springer VS.
Schindler, Steffen (2015). Soziale Ungleichheit im Bildungsverlauf – alte Befunde und neue Schlüsse?" Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 67(3), S. 509–537.
Scharenberg, Katja; Rudin, Melanie; Müller, Barbara; Meyer, Thomas; Hupka-Brunner, Sandra (2014). Ausbildungsverläufe von der obligatorischen Schule ins junge Erwachsenenalter: Die ersten zehn Jahre. Ergebnisübersicht der Schweizer Längsschnittstudie TREE, Teil I. Universität Basel.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Educational Sciences)
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Prüfung Präsenz, aktive Mitarbeit, regelmässige vorbereitende Lektüre, Arbeitsauftrag.
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Institut für Bildungswissenschaften

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