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Semester | Herbstsemester 2018 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende |
Claudia Gerling (claudia.gerling@unibas.ch)
Brigitte Röder (brigitte.roeder@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | DNA- und Isotopenanalysen kommen mittlerweile fast schon standardmässig bei der Auswertung menschlicher Skelettreste aus archäologischen Kontexten zur Anwendung. Sie erlauben Aufschlüsse zu (alters- und geschlechtsspezifischen) Ernährungspraktiken, genetischen Beziehungen, Migrationen, Mobilität von Individuen, zu Residenz- bzw. „Heiratsregeln“ u. a.m. Damit liefern sie erstmals Ergebnisse zu kultur- und sozialgeschichtlichen Fragen, die bis vor kurzem noch gänzlich ausserhalb der Reichweite archäologischer Erkenntnis lagen oder die auf Basis archäologischer Quellen nur schemenhaft und mit einem grossen Unsicherheitsfaktor zu beantworten waren. Darunter finden sich zum einen alte, grosse Fragen wie „Woher kommen wir?“, zum andern aber auch Themen, die aufgrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation hochaktuell und brisant sind – so z.B. die Frage nach „ursprünglichen Familienformen“ oder nach den Folgen von Migrationsbewegungen für lokale Bevölkerungen. Das grosse kultur- und sozialgeschichtliche Erkenntnispotential lässt DNA- und Isotopenanalysen als Königsweg zu historischen Szenarien und zur Sozialgeschichte erscheinen und hat in der Archäologie fast schon euphorische Reaktionen und grosse Erkenntniserwartungen ausgelöst. Die zeitgeschichtliche Aktualität der Forschungsfragen schreibt ihren Ergebnissen neben der wissenschaftlichen zusätzlich auch eine hohe gesellschaftliche Relevanz zu. In der Folge werden viele Fachartikel in den Medien rezipiert, was den Ergebnissen eine grosse Breitenwirkung verschafft. Einerseits hochwillkommen, weil sie die Aktualität und gesellschaftliche Relevanz der Archäologie demonstrieren, bringt diese Breitenwirkung aber auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung mit sich, die es zu reflektieren gilt: Denn zum Teil bereits in den Fachartikeln, spätestens jedoch bei ihrer Rezeption in den Medien werden historische Narrative und aktuelle Diskurse aufgerufen, welche die Erkenntnisse über die Vergangenheit in einen zeitgeschichtlichen Rahmen einbetten. Diese gesellschaftliche Kontextualisierung lässt die Ergebnisse einerseits „aktuell“ und „relevant“ erscheinen, öffnet andererseits aber zugleich das Tor zur Instrumentalisierung für aktuelle Debatten rund um die Themen Familie, Verwandtschaft, Ernährung, Geschlechterverhältnisse und Migration. Das Seminar behandelt deshalb zwei Themenfelder: das kultur- und sozialgeschichtliche Erkenntnispotential von DNA- und Isotopenanalysen sowie die gesellschaftliche Kontextualisierung ihrer Ergebnisse. |
Lernziele | - die Grundlagen von DNA- und Isotopenanalysen verstehen und ihre Erkenntnispotentiale und -grenzen einschätzen können - an ausgewählten Beispielen sozial- und kulturgeschichtliche Schlussfolgerungen kritisch analysieren und ihre Stichhaltigkeit beurteilen können - die Einbettung der Ergebnisse von DNA- und Isotopenanalysen in historische Narrative und aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse erkennen und bewerten können |
Literatur | Bösl, Elsbeth (2017): Doing ancient DNA. Zur Wissenschaftsgeschichte der aDNA-Forschung. Universität der Bundeswehr. München. Kristiansen, Kristian; Allentoft, Morten Erik; Frei, Karin Margarita; Iversen, Rune; Johannsen, Niels Nørkjær; Kroonen, Guus; Pospieszny, Lukasz; Price, T. Douglas; Rasmussen, Simon; Sjögren, Karl-Göran; Sikora, Martin; Willerslev, Eske (2017): Re-theorising mobility and the formation of culture and language among the Corded Ware Culture in Europe. Antiquity 91: 334-347. - Dazu auch: Heyd, Volker (2017): Kossinna’s smile. Antiqity 91; 348-359. Nowotny, Helga/Scott, Peter/Gibbons, Michael (2005): Wissenschaft neu denken. Wissen und Öffentlichkeit in einem Zeitalter der Ungewissheit, 2. Aufl. Weilerswist. Pollard, A. Marc (2011): Isotopes and impact: A cautionary tale. Antiquity 85: 631-638. Wunsch, Melanie; Weniger, Gerd-Christian (Hg.) (2018): 2 Millionen Jahre Migration. Wie(so) wir darüber forschen und reden. Neanderthal Museum. Dortmund. |
Teilnahmebedingungen | erfolgreich abgeschlossenes Grundstudium |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Epochenvertiefung Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzial- römische Archäologie (Master Studienfach: Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie) Modul: Epochenvertiefung Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzial- römische Archäologie (Master Studiengang: Archäologie und Naturwissenschaften) Modul: Frühgeschichte (Bachelorstudium: Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie) Modul: Prähistorische Archäologie (Bachelorstudium: Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie) Modul: Theorie und Methoden der Ur- und Frühgeschichtlichen und Provinzialrömischen Archäologie MA (Master Studiengang: Archäologie und Naturwissenschaften) Modul: Theorie und Methoden der Ur- und Frühgeschichtlichen und Provinzialrömischen Archäologie MA (Master Studienfach: Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie) Modul: Urgeschichtliche Archäologie (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Urgeschichtliche Archäologie (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften) Modul: Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften) Modul: Vertiefung in Geschichte und Altertumswissenschaften MA (Master Studienfach: Alte Geschichte) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | aktive Mitarbeit; Details werden im Seminar vereinbart |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie |