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55064-01 - Seminar: Mystik und religiöse Toleranz bei Sebastian Castellio 3 KP

Semester Herbstsemester 2019
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Michael Bangert (michael.bangert@unibas.ch)
Brigitte Hilmer (brigitte.hilmer@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Die Philosophie nimmt gegenüber der Mystik eine zwiespältige Haltung ein. Mystik erscheint den Einen als esoterischer Zugang zu einem privilegierten, unbegründeten Geheimwissen oder, wie bei Kant, als «vernunfttötende Schwärmerei». Sie hat aber auch als Reflexion auf die Grenzen von Artikulation und Begründung eine wichtige Rolle innerhalb der Philosophie selbst inne, von Plotin bis Wittgenstein oder Tugendhat. In der Theologie steht das Mystische für eine Dimension spiritueller Erfahrung und Praxis, die über Texte, Dogmenbestände und institutionelle Vermittlungen hinausreicht, sie fundiert, aber auch mit diesen auch in Konflikt geraten kann.
An den Schriften von Sebastian Castellio (1515-1563) ist zu studieren, dass mystisches Denken und Erfahrung auch für die praktische Philosophie Konsequenzen hat. Er begründet religiöse Toleranz in einem modernen Sinne, nämlich in Richtung auf eine autonome philosophische Moral, aus selber religiösen Motiven und Argumenten, bei denen die mystische Tradition des Hochmittelalters eine nicht unerhebliche Rolle spielte. Castellio lebte in Basel als savoyardischer Religionsflüchtling und humanistischer Gelehrter in einer Zeit, in der die Autorität der Kirche durch die Reformation aufgebrochen war und sich die Konfessionen noch nicht gefestigt und politisch formiert hatten. Die Suche nach neuen, unreglementierten Wegen des Glaubens und Denkens gedieh durch den Zugang zu schriftlichen Quellen, wie ihn die Basler Drucker beförderten, und zeitigte Texte, die fortan die Suche nach Toleranz in Europa im Untergrund mitbestimmten. Bei Castellio findet sich das mystische Motiv einer unmittelbaren Verbindung mit Gott, der sich der menschlichen Vernunft und in ihr offenbart und das Eintreten des Einzelnen für eine grundlegende und einfache Wahrheit autorisiert. Es verbindet sich mit einer Skepsis, die da angebracht ist, wo dieser Wahrheitskontakt nicht hinreicht. Aus dieser Skepsis, der «ars dubitandi», speist sich die Toleranz gegenüber Andersdenkenden, für die Castellio schrieb und gegen die Genfer Calvinisten sein Leben einsetzte.
Das Seminar findet im Kontext eines Projekts am Philosophischen Seminar statt und wird von einem eintägigen Workshop mit auswärtigen Gästen begleitet sein. Die Basler Szene um Castellio soll 2021 Gegenstand einer Ausstellung in der UB sein. Es ist denkbar, dass aus dem Seminar Beiträge zu oder eine Mitarbeit an der Ausstellung hervorgehen.
Lernziele Einführung in die philosophische Mystik, in die Toleranzdebatten des 16. Jahrhunderts, Bekanntschaft mit der Gestalt und dem Denken Castellios. Historische Tiefe und differenzierte Wahrnehmung von Debatten über religiöse und weltanschauliche Toleranz heute.
Literatur Textgrundlage:
Sebastian Castellio: De Haereticis, Contra Libellum Calvini, De arte Dubitandi,
Theologia Deutsch

Literatur:
Ozment: Mysticism and Dissent, New Haven 1973
Rainer Forst: Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs, FfM 2003

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Doktorat Philosophie: Empfehlungen (Promotionsfach: Philosophie)
Modul: Antike / monotheistische / aussereuropäische Religionen (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul: Christentumsgeschichte (Masterstudium: Theologie)
Modul: Kirchen- und Theologiegeschichte (KG 5) (Masterstudium: Theologie)
Modul: Kirchen- und Theologiegeschichte (KG 5) (Masterstudium: Theologie (Studienbeginn vor 01.08.2018))
Modul: Kirchen- und Theologiegeschichte (KG 5) (Master Studienfach: Theologie)
Modul: Praktische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
Modul: Religionstheorie und Religionsforschung (Master Studienfach: Religionswissenschaft)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Aktive Teilname und semesterbegleitende Beiträge, näheres wird zu Anfang des Seminars bekanntgegeben.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Philosophie

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