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55598-01 - Übung: Populismus und soziale Medien 3 KP

Semester Herbstsemester 2019
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Daniel Kunzelmann (daniel.kunzelmann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Im Gegensatz zu konventionellen Ansätzen der Populismusforschung (vgl. Brömmel/König/Sicking 2017; Hillebrand 2015), die Populismus „als Pathologie moderner Gesellschaften, als Krisenindikator der repräsentativen Demokratie oder gefährliche Abweichung von einer zur Norm erklärten liberaldemokratischen Rationalität“ deuten (Hildebrand/Séville 2015), entwerfen Ernesto Laclau und Chantal Mouffe ein strikt deskriptives Konzept dieses Phänomens: „populism as a category of political analysis“ (Laclau 2005).
Für ein solches Verständnis, das jüngst z. B. die Partei „Podemos“ in Spanien zur Umsetzung eines linksgerichteten Populismus aufgriff (Errejón/Mouffe 2016), bilden Antagonismen kein notwendiges Übel, sondern den Kern des Politischen (Mouffe 2008). Dementsprechend stellt die „discursive construction of social division“ (Laclau 2005), wie sie Populisten etwa in ihrem Freund-Feind-Denken vornehmen, nicht per se eine Abkehr von der Demokratie dar, sondern sie ist zunächst einmal der politische Akt schlechthin. „Populismus“ mag auf den ersten Blick negativ konnotiert sein, auf den zweiten Blick ermöglicht eine Analyse dieses Phänomens einen tieferen Einblick in die (zeitgenössische) politische Praxis.
Dem „Befund“, von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, der Populismus zwar als konfliktreich, aber letztlich gemeinschaftsbildend darstellt, stehen heute soziale Medien gegenüber, die genau umgekehrt wahrgenommen werden: obwohl sie „sozial“ heissen und die Verbindung zu anderen ermöglichen, sind sie „egocentric“ programmiert (Baym 2011), d. h. das Selbst und dessen Darstellung stehen in ihrem Mittelpunkt. Über Selbst- und Fremdzuschreibungen wird heute in und mit sozialen Medien „identity management“ betrieben, wird Zugehörigkeit signalisiert oder verweigert, lässt sich ausgrenzen und einschliessen (Baym/boyd 2012). Und genau hier treffen soziale Medien auf das Phänomen des Populismus, dessen Kern ebenfalls die mediale Ein- und Ausgrenzung darstellt.
Anhand empirischer Beispiele will diese Übung Theorien und Methoden vermitteln, um das Spannungsfeld Populismus und soziale Medien aus kulturanthropologischer Perspektive verstehbar zu machen.
Zum Aufbau der Übung: Im ersten Teil der Übung wird (auf theoretischer und methodologischer Ebene) vertiefende Literatur gelesen und diskutiert. Im zweiten Teil – „Phänomene entdecken“ – stellen die Studierenden dann das Thema eines zu entwerfenden Forschungsdesigns vor. Die im ersten Übungsteil vermittelten Theorien und Konzepte werden dabei Mindestmass an wissenschaftlichem Vokabular bzw. an analytischem Werkzeug bereitstellen, um sich sich in eigene empirische Forschungsideen „einzudenken“.
Der praktische Output der Übung wird dann auch ein individuell ausgearbeitetes Forschungsdesign darstellen, das ein empirisches Phänomen im Spannungsfeld Populismus und soziale Medien erforschbar werden lässt.
Lernziele • wissen, was Populismus und soziale Medien aus kulturanthropologischer Perspektive bedeuten
• lernen, in wissenschaftlichen Kategorien zu denken
• theoretische Konzepte auf empirische Problemstellungen anzuwenden.
Literatur Baym, Nancy K. (2011): Social Networks 2.0. In: Mia Consalvo und Charles Ess (Hg.): The handbook of internet studies. 1. publ. Chichester, West Sussex: Wiley-Blackwell (Handbooks in communication and media), S. 384–405.

Baym, Nancy K.; boyd, danah m. (2012): Socially mediated publicness. An introduction. In: Journal of Broadcasting & Electronic Media 56 (3), S. 320–329. DOI: 10.1080/08838151.2012.705200.

boyd, danah m.; Ellison, Nicole B. (2013): Sociality through Social Network Sites. In: William H. Dutton (Hg.): The Oxford handbook of internet studies. Oxford: Oxford University Press, S. 151–172.

boyd, danah m.; Marwick, Alice (2009): The conundrum of visibility. In: Journal of Children and Media 3 (4), S. 410–414.

Brömmel, Winfried; König, Helmut; Sicking, Manfred (Hg.) (2017): Populismus und Extremismus in Europa. Gesellschaftswissenschaftliche und sozialpsychologische Perspektiven. Bielefeld: transcript Verlag.

Errejón, Íñigo; Mouffe, Chantal; Jones, Owen (2016): Podemos. In the name of the people. London: Lawrence & Wishart (A Soundings publication).

Fuchs, Christian; Trottier, Daniel (2015): Theorising social media, politics and the state. An introduction. In: Christian Fuchs und Daniel Trottier (Hg.): Social media, politics and the state. Protests, revolutions, riots, crime and policing in the age of Facebook, Twitter and YouTube. London: Taylor and Francis (Routledge research in information technology and society), S. 3–38.

Hillebrand, Ernst (2015): Rechtspopulismus in Europa: Gefahr für die Demokratie? Bonn.

Hildebrand, Marius; Séville, Astrid (2015): Populismus oder agonale Demokratie? Bruchlinien der theoretischen Symbiose von Laclau und Mouffe. In: Politische Vierteljahresschrift 56 (1), S. 27–43.

Laclau, Ernesto (2005): On populist reason. London, New York: Verso.

Laclau, Ernesto (2006): Why constructing a People is the main task of radical politics. In: Critical Inquiry 32 (4), S. 646–680. DOI: 10.1086/508086.

Mouffe, Chantal (2008): Das demokratische Paradox. Wien: Turia + Kant.

(Auswahl noch nicht abgeschlossen; wo möglich, wird noch versucht deutsche Literatur zu finden).

 

Teilnahmebedingungen Das Grundstudium muss abgeschlossen sein.
Die Teilnehmerzahl ist aus Gründen der Qualitätssicherung der Lehre auf 20 beschränkt. Die Teilnehmenden werden nach Fachrichtung, Studiengang und in der Reihenfolge ihrer Anmeldung auf die Liste gesetzt. Wer im Rahmen von Auslandaufenthalten und von Austauschprogrammen in Basel studiert wird unabhängig vom Listenplatz immer aufgenommen.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Direkte Anmeldung: daniel.kunzelmann@unibas.ch.
Belegen via MOnA.
Lehrveranstaltungen mit beschränkter Teilnehmerzahl können ab 01.08.2019 bis 01.09.2019 über MOnA belegt werden.
Die Zuteilung erfolgt durch die Dozierenden. Bis 10.09.2019 erhalten alle definitiv aufgenommenen Studierenden eine Bestätigungsmail des Dozierenden. Wer an der ersten Sitzung einer Veranstaltung dennoch unentschuldigt fehlt, wird von der Liste gestrichen.
In der ersten Sitzung einer Veranstaltung oder per Mail in der Woche der ersten Sitzung erfahren Studierende auf einer Warteposition, ob sie doch teilnehmen können.
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Erweiterung Gesellschaftswissenschaften B.A. (Bachelor Studienfach: Politikwissenschaft)
Modul: Erweiterung Gesellschaftswissenschaften M.A. (Master Studienfach: Politikwissenschaft)
Modul: Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studiengang: Osteuropa-Studien)
Modul: Gesellschaft in Osteuropa (Bachelor Studienfach: Osteuropäische Kulturen)
Modul: Methoden und Felder der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul: Research Lab Kulturanthropologie (Master Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul: Theorien der Kulturanthropologie (Bachelor Studienfach: Kulturanthropologie)
Modul: Theorien und Methodologien der Kulturanthropologie (Master Studienfach: Kulturanthropologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Anwesenheit: Die regelmässige und aktive Teilnahme an der Übung
Referat/vorbereitender Input
Forschungsdesign konzipieren (inkl. dessen Kurzpräsentation)
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie

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