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Semester | Herbstsemester 2020 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Jens Pfeiffer (j.pfeiffer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | In dem von der gängigen Exordialtopik wissenschaftlicher Arbeiten beträchtlich abweichenden Vorwort zu seiner 1913 erschienenen kommentierten Ausgabe des ‚Marienleichs‘ schreibt Ludwig Pfannmüller: „Ich habe den täglichen Umgang mit Frauenlob während vier Monate [...] ertragen, über einem ungenügend überlieferten und unendlich schwierigen Denkmal, bei dessen Behandlung selbst das simpelste und unentbehrlichste Kriterium des ‚Sinnes‘ auszuschalten war; nie imstande, ein bestimmtes Arbeitspensum in vorgesetzter Reihenfolge zu erledigen, sondern immer gezwungen, auf Grund hypothetischer und konstruierter Grundlagen allerorts gleichzeitig zu experimentieren, und immer auf Zufallsfunde beim hastigen Herumblättern in der end-losen scholastischen Literatur und auf Einfälle angewiesen, die oft genug Resultate mühsamer Spekulation wieder über den Haufen werfen.“ Tatsächlich scheint Pfannmüller vieles für die Charakterisierung des Frauenlob’schen Œuvres Relevante erfasst zu haben, auch wenn man dies nicht mehr ohne weiteres mit „seiner Unfähigkeit, einmal etwas restlos Verständiges zu denken und zu sagen“ verrechnen würde. Tatsächlich will ja Frauenlob „mystifizieren; er will dunkel sein, seine Aussagen sollen im Sinn schillern und möglichst 2, 3 oder mehr Bedeutungen haben.“ Mit der Bewertung dieses Umstands dürfte man allerdings mittlerweile anders umzugehen geneigt sein. Zu einer solchen, veränderten Auffassung will die Rolle des ‚Verführers zu einer gränzenlosen Auslegung‘ passen, die Karl Stackmann Frauenlob in Rückgriff auf ein Diktum Goethes über Jean Paul in einem Aufsatztitel zuschrieb. Nun ist die Feststellung, dass ein Mediävist vom Anfang des 20. Jahrhunderts in unseren Augen unmodern wäre, sicherlich weit weniger aufregend als die damit nahegelegte, korrelierende Behauptung, ein Autor des ausgehenden 13. und frühen 14. Jahrhunderts könnte in seiner poetischen Attitüde ‚modern‘ sein; ‚moderner‘ jedenfalls als sein offenkundig unglücklicher, aber gleichwohl verdienter Herausgeber und Kommentator, der – dem ‚Sinn‘ verpflichtet – in der Fülle der Assoziationen und Verweisungen des Textes nach jener klaren Aussage suchen zu müssen glaubt, die seiner Auffassung vom ‚Geist‘ des späten Mittelalters entspricht. Es wird der Frauenlob-Rezeption sicherlich mehr genützt als geschadet haben, dass während der letzten Jahrzehnte die Zahl derer, die entgrenzte Interpretationen zu schätzen wissen, erheblich gestiegen ist. Mehr noch, sie haben diese als positive, den Text öffnende Momente gerade auch dort in den Blick nehmen können, wo diese zuvor als Abstrusitäten, zumindest aber als poetische Fehler und damit als Zeugnis dichterischen Unvermögens gewertet worden waren. Wir wollen im Kolloquium schauen, wie weit wir mit den tatsächlich nicht gerade einfachen Texten Frauenlobs, ergänzt durch einige Texte Heinrichs von Mügeln u. a., kommen können. Grundsätzliche Überlegungen zur Hermetik von Texten sollen ebenfalls angestellt werden. Ein Reader mit einschlägigen Texten wird vor Semesterbeginn bei ADAM zu finden sein. |
Lernziele | Literarische Hermetik anhand mittelalterlicher Beispielen kennenzulernen |
Literatur | Wird im Seminar bekanntgegeben; die Primärtexte werden bei ADAM eingestellt werden. |
Teilnahmebedingungen | Freude an schwierigen Texten |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | Online-Veranstaltung |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Doktorat Allgemeine Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Allgemeine Literaturwissenschaft) Doktorat Deutsche Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Germanistische Mediävistik (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Seminarteilnahme, Essay |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |