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Semester | Herbstsemester 2020 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Lysander Büchli (lysander.buechli@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Um 1180 hat Heinrich von Veldeke jenes Werk geschaffen, das bereits für seine Zeitgenossen als bahnbrechend galt und der Gattung des Höfischen Romans im deutschsprachigen Raum den Weg bereiten sollte (vgl. Gottfried von Strassburg, Tristan vv. 4738-9, wonach Heinrich inpfete daz erste rîs / in tiutischer zungen). Der ‚Eneasroman‘ stellt eine Bearbeitung des altfranzösischen ‚Roman d’Énéas‘ dar, der seinerseits auf Vergils ‚Aeneis‘ beruht und deren Handlung in einem spezifisch höfischen Umfeld situiert, dem mittelalterlichen Publikum die mythische Erzählung vom Schicksal des trojanischen Fürsten Aeneas sozusagen in einem moderneren Gewande präsentiert. Aeneas flieht bekanntlich mit einigen Kriegern aus dem von den Griechen niedergebrannten Troja, um in Latium eine neue Heimat zu finden und den Grundstein für das Imperium Romanum zu legen. Vergils ‚Aeneis‘ galt im mittelalterlichen Bildungskanon als grundlegender Schultext, das Narrativ war also jedem gelehrten Zeitgenossen bestens bekannt. Interessant sind daher vor allem die Erweiterungen und Veränderungen, die der lateinische Stoff in seinen höfischen Bearbeitungen erfährt, etwa in Gestalt einer breiteren Entfaltung der Liebesthematik, der nunmehr in einem ritterlichen Milieu erfolgenden Kampfhandlungen und der Bedeutung spezifisch höfischer Tugenden. Bei Heinrich von Veldeke erfährt der Stoff sodann noch weitere Anpassungen an die Bedürfnisse eines deutschsprachigen Publikums, das mit dem Höfischen Roman und der höfischen Kultur generell noch wenig vertraut war. Unterschiede und Akzente werden daher auch in der vergleichenden Betrachtung der verschiedenen Stofffassungen – lateinisch, altfranzösisch und mittelhochdeutsch – herauszuarbeiten sein, um generell einige Charakteristika mhd. Literatur kennenzulernen, aber auch die ganz eigene Zielsetzung eines bedeutenden mhd. Textes herauszuarbeiten. Nicht zuletzt soll hierbei auch Vertrautheit mit einem im allgemeinen Bewusstsein vielleicht nicht mehr allzu präsenten, für die vormoderne Geistesgeschichte aber eminent wichtigen Stoff gewonnen werden. Im Zentrum des Seminars soll die Lektüre und Diskussion des Primärtextes stehen. Für eine adäquate Einordnung und Interpretation unabdingbar ist der Einbezug der Überlieferungsbedingungen, der poetischen Gestaltung und des literarhistorischen Hintergrunds. Daneben werden zentrale Aspekte aus zwei Jahrhunderten germanistisch-mediävistischer Forschungsgeschichte und ihre Bedeutung für den behandelten Text zur Sprache kommen, namentlich etwa das Verhältnis zwischen schriftlich fixierter Literatur und mündlicher Stoffvermittlung, erzähltechnische Verfahren und Gattungstraditionen, die handschriftliche Textvarianz, inhaltliche Gewichtungen und Tendenzen in der Stoffbearbeitung, Fragen zur Rezeption und Performativität mhd. Dichtung etc. |
Literatur | - Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg. und übers. von Dieter Kartschoke. Ditzingen 2018. - Vergil: Aeneis. Lateinisch/Deutsch (Sammlung Tusculum). Hrsg. und übers. von Niklas Holzberg, komm. von Markus Schauer. Berlin 2015 oder Vergil: Aeneis. Lateinisch/Deutsch. Hrsg. und übers. von Edith und Gerhard Binder. Stuttgart 2012 oder eine andere zweisprachige Ausgabe. |
Teilnahmebedingungen | erfolgreich absolviertes PS I (Einführung in die mittelhochdeutsche Sprache, findet jeweils im Frühjahrssemester statt) |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | Die Anmeldung erfolgt über die im 1. Stock des Deutschen Seminars ausgehängten Kurslisten [auch über MonA/ADAM anmelden, massgeblich für den Erhalt des Platzes sind jedoch allein die ausgehängten Listen]. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Grundstudium Germanistische Mediävistik (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |