Semester | Herbstsemester 2020 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Meike von Brescius (meike.vonbrescius@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Das Proseminar fragt nach der Beziehung zwischen beweglichem Besitz und bürgerlichen Werten und Selbstbildern vor und nach 1800. Wir diskutieren den Aufstieg der Mittelschichten in Europa anhand von Studien und Quellen, die Aufschluss über die Praktiken und Bedeutungen sozialer und räumlicher Mobilität (z. B. auf Reisen) geben und untersuchen die Zusammenhänge zwischen beiden. Anders als der Landadel inszenierte die städtische Bevölkerung im 19. Jahrhundert den eigenen sozialen Aufstieg durch regelmässige, wohlkalkulierte Umzüge – etwa in eine bessere Nachbarschaft oder in grössere Wohnräume. Die regelmässige und teils radikale Erneuerung der Inneneinrichtung der grösstenteils gemieteten Wohnungen wurde zum Muss im Viktorianischen England und mitteleuropäischen Biedermeier und schuf eine beachtliche Industrie der Häuslichkeit (von Zeitschriften, Fachmessen, zur Etablierung von Einrichtungsberatungen, spezialisierten Ausstattern, Möbel- und Antiquitätengeschäfte). Der soziale Abstieg ging wiederum mit der Veräusserung der Einrichtung in den städtischen Auktionsräumen einher und hat sich oft auf eindrückliche Weise in die Korrespondenz und Tagebücher der Betroffenen eingeschrieben. Die Obsession mit den eigenen vier Wänden, dem «moralischem Konsum», dem Komfort und den Repräsentationsmöglichkeiten, die eigene Wohnräume boten, verlor auch nicht an Dringlichkeit, wenn der Bürger sein schützendes Schneckenhaus verliess – um zu reisen. Denn ein Arsenal von Dingen, die das hausförmige Loch in der Seele des Reisenden zu füllen versuchte, reiste mit. Wie aber begegneten die Zeitgenossen im späten 18. und 19. Jahrhundert dem möglichen Verlust von Status, Sicherheit und häuslichen Komforts auf Reisen? Neben einer Diskussion der Methoden und Prämissen der aktuellen Forschung zur materiellen Kultur, schauen wir uns genauer bestimmte Formen und Infrastrukturen des Reisens an. Besonderes Augenmerk liegt auf den Schiffs- und Eisenbahnreisen; der Dingwelt kolonialer Expeditionen und der Integration von Reisemobiliar- und Souvenirs in das bürgerliche Interieur. |
Literatur | Deborah Cohen, Household Gods: The British and their Possessions (New Haven and London, Yale University Press, 2006). Tamson Pietsch, 'Bodies at sea: travelling to Australia in the age of sail', Journal of Global History, 11:2 (2016), pp. 209-28. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
---|
Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul: Basis Frühe Neuzeit (Bachelor Studienfach: Geschichte) Modul: Basis Neuere / Neueste Geschichte (Bachelor Studienfach: Geschichte) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Departement Geschichte |