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46881-01 - Seminar: Grammatikalisierung: Wie Sprachen zu neuer Grammatik kommen 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2021
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Philipp Dankel (philipp.dankel@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Dass sich Sprachen verändern fällt uns im Alltag meist erst dann auf, wenn in Schule und Öffentlichkeit angeprangert wird, dass die neue Generation die eigene Sprache nicht mehr genügend beherrscht, Defizite in der Rechtschreibung aufweist, sich nur in der Umgangssprache ausdrücken kann und grammatische Kategorien wie der Genitiv oder der Konjunktiv im Deutschen auszusterben scheinen. Dabei ist die Wahrnehmung vom Sprachverfall trügerisch, denn genauso wie in Sprachvariation und Sprachwandel Elemente verloren gehen können, entstehen auch neue Elemente. Dies gilt ebenso für die Grammatik. Beispielsweise sind Kasus- und Tempus-Systeme keine Naturkonstanten sondern verändern sich oder bilden sich neu. Solche Veränderungen in der Grammatik geschehen aber über sehr lange Zeiträume, deshalb sind sie für die SprecherInnen kaum wahrnehmbar.
Einer der wichtigsten Beschreibungs- und Erklärungsansätze für grammatische Veränderungen in der Sprachvariation und im Sprachwandel ist die Grammatikalisierungstheorie. Der Grundgedanke dieses Ansatzes basiert darauf, dass ein grosser Teil der sprachlichen Dynamik in einem Sprachsystem darauf zurückzuführen ist, dass lexikalische Element grammatische Funktionen entwickeln oder grammatische Elemente andere, abstraktere grammatische Funktionen übernehmen. Diese Prozesse, so die Vorhersage der Theorie, verlaufen entlang von universalen, auf kognitiven Grundlagen und Parametern aufbauenden Grammatikalisierungspfaden.
In diesem Kurs beschäftigen wir uns also anhand der Grammatikalisierungstheorie und ihrer Ausprägungen und aktuellen Entwicklungen damit, wie Sprachen zu neuer Grammatik kommen. Dabei werden wir uns zunächst mit dem Grammatikbegriff an sich und dessen Geschichte beschäftigen. Danach lernen wir die Grundannahmen und zentralen Begriffen der Grammatikalisierungstheorie und ihre teilweise eher morphologisch, teilweise eher pragmatisch orientierten Ausprägungen kennen. Weitere Schwerpunkte bilden die der Grammatikalisierung nahestehenden Mechanismen (u.a. Reanalyse, Lexikalisierung und Pragmatisierung) sowie aktuelle Entwicklungen in der Forschung, welche die Grammatikalisierungstheorie mit den neuesten Ansätzen zur Grammatiktheorie auf synchroner Ebene zu verknüpfen versuchen (Constructional Change).
In diesem Kurs sollen theoriebezogene und anwendungsbezogene Sitzungen alternieren. Anhand von Lektüretexten werden in den Theoriesitzungen zentrale Konzepte und Begriffe der Theorie erarbeitet, von den ReferentInnen zusammengefasst, kommentiert und im den Sitzungen diskutiert. Für die Anwendungssitzungen bereiten die ReferentInnen diese Konzepte und Begriffe anhand ausgewählter sprachlicher Phänomen im Deutschen, Englischen, Spanischen oder Französischen auf, die sich mit dem Erklärungsmodell der Grammatikalisierung gut erfassen lassen können.
Lernziele Studierernde sollten am Ende des Seminars zu folgendem in der Lage sein:
- die Grundkonzepte und Begriffe der Grammatikalisierungstheorie erklären und kritisch einordnen
- ihre verschiedenen Ausprägungen in der Forschung kennen und deren Unterschiede aufzeigen
- die der Grammatikalisierung nahestehenden Mechanismen mit ihr verknüpfen und erklären
- aktuelle Ansätze und Methoden in der Grammatikalisierung kritisch einordnen
- die erworbenen Grundkonzepte auf eigenständige Analysen anwenden
Literatur Literatur:
Überblicksartikel:
- Wischer, Ilse (2006): „Grammaticalization“. In K. Brown (Hrsg.), Encyclopedia of Language and Linguistics, Bd. 6. Amsterdam [u.a.]: Elsevier, 129-136.
- Lamiroy, Béatrice (2004): La teoría de la gramaticalización y sus aplicaciones en las lenguas románicas. ELUA. Estudios de Lingüística, Anejo 2, 245-266.
- Smirnova, Elena & Mortelmans, Tanja (2010): "Kap. 6 Grammatikalisierungstheorie". In: Elena Smirnova & Tanja Mortelmans (Hrsg.), Funktionale Grammatik - Konzepte und Theorien, Berlin [u.a.]: De Gruyter, 173-212.

Empfohlene Literatur zur Einführung:
- Elvira, Javier (2009): Evolución lingüística y cambio sintáctico. Bern: Lang.
- Hopper, Paul J. & Traugott, Elizabeth Closs (2003): Grammaticalization. Cambridge [u.a.]: Cambridge University Press.
- Marchello-Nizia, Christiane (2006): Grammaticalisation et changement linguistique. Brüssel: De Boeck.
- Szczepaniak, Renata (2011): Grammatikalisierung im Deutschen. Eine Einführung. Tübingen: Narr.

Handbuch:
- Narrog, Heiko / Heine, Bernd (eds. 2011): The Oxford Handbook of Grammaticalization, Oxford et al.: Oxford University Press.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Montag 16.00-18.00 Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Bemerkungen Bis mindestens Ostern findet die Veranstaltung online statt. Zoom Meeting-ID: 985 2056 3273 Kenncode: liegt auf ADAM bereit (alternativ: auf Anfrage beim Dozenten)

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Montag 01.03.2021 16.00-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Montag 08.03.2021 16.00-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Montag 15.03.2021 16.00-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Montag 22.03.2021 16.00-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Montag 29.03.2021 16.00-18.00 Uhr - Online Präsenz -, --
Montag 05.04.2021 16.00-18.00 Uhr Ostern
Montag 12.04.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Montag 19.04.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Montag 26.04.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Montag 03.05.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Montag 10.05.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Montag 17.05.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Montag 24.05.2021 16.00-18.00 Uhr Pfingstmontag
Montag 31.05.2021 16.00-18.00 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Seminarraum S 01
Module Modul: Forschungspraxis und Vertiefung (Master Studiengang: Sprache und Kommunikation)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Sprachwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik)
Modul: Sprache als Prozess (Master Studiengang: Sprache und Kommunikation)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Anforderungen an eine erfolgreiche Teilnahme:
- aktive Beteiligung im Seminar: vorbereitende Lektüre, Mitarbeit in Gruppenarbeiten
- Vortrag mit Handout, kurze Nachbereitung des Vortrags
- 3 Kurzzusammenfassungen der Pflichtlektüren
- regelmässige Teilnahme, maximal 2 Absenzen
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Departement Sprach- und Literaturwissenschaften

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