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65847-01 - Vorlesung: Pessimismus 1 KP

Semester Herbstsemester 2022
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Markus Wild (markus.wild@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt «Der Gedanke, dass ein pessimistisches Denken zwingend entmutigend sein muss, ist ein unreifer Gedanke.» (Albert Camus, «Le pessimisme et le courage», Le Combat Sept. 1945, S. 92)

Wer kennt ihn nicht, den Gegensatz zwischen Optimismus und Pessimismus? Nach einer verbreiteten Auffassung handelt es sich um zwei subjektive Sichtweisen oder Einstellungen. Sprichwörtlich ist die Behauptung, wer optimistisch sei, sehe das Glas halb voll, wer pessimistisch sei, sehe es halb leer. In der Psychologie findet sich ebenfalls die subjektivistische Theorie, denn Optimismus und Pessimismus werden als persönliche Dispositionen angesehen positive bzw. negative Ereignisse in der Zukunft zu erwarten. Auch in der Philosophie des 20. Jh. ist die subjektivistische Theorie tonangebend: «The belief in either pessimism or optimism is a matter of temperament, not of reason.» (Bertrand Russell, A History of Western Philosophy, New York 1945, S. 759). Während sich der psychologische Pessimismus Studien zufolge negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken kann, wird der Pessimismus in der Philosophie bisweilen als instrumentell nützliches Gegenstück zum vorherrschenden Erkenntnisoptimismus verstanden.

Dem eigentlich philosophischen Pessimismus kommt man mit dem folgenden Scherz näher: «Was ist der Unterschied zwischen einem Pessimisten und einem Optimisten? Beide glauben, dies sei die beste aller möglichen Welten.» Der philosophische Pessimismus ist also weniger Sache des Temperaments als eine These über Wesen und Wert von Leben und Welt. Die Philosophin Olga Plümacher (1839-95) formulierte den Inhalt dieser Pessimismus-These in den folgenden Worten: Pessimismus ist «das axiologische Urteil: die Summe der Unlust überwiegt die Summe der Lust; folglich wäre das Nichtsein der Welt besser als deren Sein.» (Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichtliches und Kritisches, Heidelberg 1888, S. 1.) Plümacher ist – neben Friedrich Nietzsche, Eugen Dühring, Eduard von Hartmann, Philipp Mainländer oder Agnes Taubert – eine wichtige Stimme in der wenig bekannten deutschen Pessimismus-Kontroverse zwischen 1860 und 1900, die Ausläufer in ganz Europa und Nordamerika hatte. Diese Kontroverse geht entscheidend auf einen Denker zurück, der quer zu den Ideen von Fortschritt, Glücksversprechen und Wachstum stand: Arthur Schopenhauer (1788-1860).

In dieser Vorlesung soll zuerst auf Schopenhauer, die historische Pessimismus-Kontroverse und einige Pessimisten des 20. Jh. wie Theodor Lessing, Emil Cioran oder Albert Camus hingewiesen werden. Im Wesentlichen geht es aber um eine systematische Prüfung der Pessimismus-These (PT). Dabei stehen vier Fragen im Vordergrund: (1) Was genau besagt PT? (2) Wie unterscheidet sich Pessimismus von anderen Positionen (Nihilismus, Fatalismus, Skeptizismus, Misanthropie, Dekadenz)? (3) Welche Argumente sprechen für und gegen PT? (4) Was folgt aus PT?
Literatur Als Einführung empfehle ich Schopenhauers Essays «Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen» und v.a. «Von der Nichtigkeit und den Leiden des Lebens». Das sind die Kap. 17 bzw. 46 in Die Welt als Wille und Vorstellung. Zweiter Band. (Der zweite Band von 1844 enthält Ergänzungen zu den vier Büchern des ersten Bandes, der 1819 erschien.)
Michael Pauen, Pessimismus. Geschichts-philosophie, Metaphysik und Moderne von Nietzsche bis Spengler, Berlin 1997.
Frederick C. Beiser, Weltschmerz: Pessimism in German Philosophy, 1860-1900, Oxford 2016.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

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wöchentlich Mittwoch 09.15-10.00 Kollegienhaus, Hörsaal 001

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Datum Zeit Raum
Mittwoch 21.09.2022 09.15-10.00 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 001
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Mittwoch 14.12.2022 09.15-10.00 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 001
Mittwoch 21.12.2022 09.15-10.00 Uhr Kollegienhaus, Hörsaal 001
Module Modul: Praktische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
Modul: Probleme der Praktischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie)
Modul: Probleme der Theoretischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie)
Modul: Theoretische Philosophie (Master Studienfach: Philosophie)
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