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Semester | Herbstsemester 2022 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Markus Wild (markus.wild@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Gegenüber der Zeitung Financial Times erklärte der russische Präsident 2019: «The liberal idea has become obsolete.» Er ist nicht der Einzige, der den Liberalismus für überholt hält. Populistische Parteien werben mit Slogans wie «Deutschland. Aber normal» oder «Make America Great Again». Nation vor Person. Linke Denker:innen sehen im Liberalismus eine Position, die auf Schutz des Eigentums und der Privilegien wohlhabender Eliten aus ist. Er habe die Kraft von Traditionen und Identitäten unterschätzt, sei selbstgefällig und arrogant, habe der destruktiven Dynamik von Kapitalismus, Umweltzerstörung und Ungleichheit nichts entgegenzusetzen. Doch was ist «der» Liberalismus? Gibt es verschiedene Arten von Liberalismus? Sind sie alle gleichermassen und zu Recht der Kritik ausgesetzt? Was wäre eine angemessene, zeitgemässe Form des Liberalismus? Judith N. Shklar (1928-1992), eine bedeutende politische Denkerin, die in Europa wenig bekannt ist, vertritt einen «Liberalismus der Furcht» (Liberalism of Fear). Für Shklar hat der Liberalismus das Ziel, Bedingungen zu schaffen, die es Menschen ermöglichen, «ohne Furcht und Vorurteil so viele Entscheidungen über so viele Aspekte des Lebens zu fällen, wie es mit der gleichen Freiheit eines jeden anderen erwachsenen Menschen vereinbar ist» (Shklar 2013, S. 26-7). Für Shklar ist Grausamkeit das grösste Übel, das an Menschen verübt werden kann (Putting Cruelty First). Die Eindämmung von Grausamkeit und der Macht, grausam sein zu können, ist der erste Schritt zu einem Leben ohne Furcht und Vorurteil. Ein solcher Liberalismus richtet sich gegen ganz normale Laster (Ordinary Vices) sowohl im Privaten als auch im Politischen wie Heuchelei, Verrat, Hochmut und Menschenfeindlichkeit. Ungerechtigkeit ist für Shklar nicht nur die Abwesenheit von Gerechtigkeit, sondern ein eigenständiges Phänomen, das im Tun von Unrecht (active injustice) und im Zulassen von Unrecht (passive injustice) besteht. In einem solchen «Liberalismus von unten» ist die Perspektive der Opfer entscheidend. Der Liberalismus der Furcht speist sich weniger aus Prinzipien und Idealen als aus der Geschichte des politischen Denkens und aus der Erfahrung der politischen Geschichte des 20. Jh., die Shklars Biographie prägte. Sie wird 1928 in Riga als Judita Nisse in einer gebildeten jüdischen Familie geboren. 1939 flieht die Familie vor Faschismus und Kommunismus über Japan nach Kanada. Aufgrund einer brillanten Promotion (1955) wird Shklar in Harvard eingestellt und lehrt dort bis zu ihrem Tod 1992. Zu Beginn dieses Proseminars machen wir uns mit unterschiedlichen Vorstellungen des Liberalismus (auch mit unseren eigenen) bekannt. Anschliessend diskutieren wir gemeinsam eine grundsätzliche Kritik am Liberalismus. Im Anschluss daran lesen wir den Aufsatz «Liberalismus der Furcht» (1989) und verschiedene Reaktionen darauf. Im dritten Teil befassen wir uns mit dem Prinzip «Putting Cruelty First» und im letzten Teil mit Shklars Theorie der Ungerechtigkeit. |
Literatur | Proseminarlektüre: Judith N. Shklar, Der Liberalismus der Furcht. Mit einem Vorwort von Axel Honneth und Essays von Michael Walzer, Seyla Benhabib und Bernard Williams (hrsg. und übers. von H. Bajohr), Berlin 2013. Einstieg: https://aeon.co/essays/discovering-judith-shklars-skeptical-liberalism-of-fear Einführungslektüre: Jan-Werner Müller, Furcht und Freiheit. Für einen anderen Liberalismus, Berlin 2019. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Mittwoch | 12.15-14.00 | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Datum | Zeit | Raum |
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Mittwoch 28.09.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 05.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 12.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 19.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 26.10.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 02.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 09.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 16.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 23.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 30.11.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 07.12.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 14.12.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Mittwoch 21.12.2022 | 12.15-14.00 Uhr | Steinengraben 5, Seminarraum gross 302 |
Module |
Modul: Probleme der Praktischen Philosophie (Bachelor Studienfach: Philosophie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | • sorgfältige Lektüre • aktive Teilnahme an der Diskussion • Referat, Protokoll oder Kurzessay |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Philosophie |