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Semester | Frühjahrsemester 2023 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Karl Clemens Kübler (kc.kuebler@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Anton Reiser, Sohn armer und streng religiöser Eltern, träumt von höheren gesellschaftlichen und ideellen Sphären. Der Protagonist erlebt aufgrund seiner schwierigen Familienverhältnisse, seiner prekären ökonomischen Lage und seines eigenwilligen, schwärmerischen Verhaltens über Jahre hinweg grosse Unbill. Der zunächst von tiefer Religiosität, später von literarischer Lektüre und zuletzt vom Theater stark eingenommene Reiser versucht mithilfe seines Idealismus und seiner romanhaften Ideen den grossen Schwierigkeiten, die die Welt für ihn bereit hält, zu entfliehen. Doch haben Reisers romanhafte Ideen nicht vielleicht auch ihren Anteil an Reisers Leidensgeschichte? Welche Dynamiken zwischen den äusseren Umständen und den inneren Gefühlen, Wünschen; zwischen den Seelenzuständen und Bewältigungsstrategien prägen die Entwicklung jenes jungen Menschen? Lässt sich aus Reisers Exempel Allgemeines ableiten? Das Proseminar widmet sich dem zwischen 1785 und 1790 erschienenen psychologischen Roman Anton Reiser von Karl Philipp Moritz, der in der Gruppe intensiv gelesen und diskutiert werden soll. Dessen Vorwort kündigt an, dass der Roman auch Biographie genannt werden könne und er die Aufmerksamkeit auf den Menschen selbst und dessen innere Geschichte zu lenken suche, um „ihm sein individuelles Daseyn wichtiger zu machen“. Dieser Spur wollen wir folgen und nehmen Reisers Seelenleben und seine Leidensgeschichte aus verschiedenen Perspektiven in den Blick. Dabei stehen zum einen die im Roman aufgerufenen Kausalbeziehungen zwischen den ökonomischen Verhältnissen Reisers und seinem Seelenzuständen im Fokus. Zum anderen aber wollen wir der insbesondere in den späteren Teilen aufgeworfenen Frage nach den Wirkungen der Lektüre von Romanen, Poesie und Dramatik auf den jungen Geist nachgehen. Denn insofern das Individuum Anton Reiser uns als ein formbares, auf die Balance seiner Seelenzustände angewiesenes und durch literarische Lektüre sich bildendes vorgestellt wird, gewinnen die ethischen und pädagogischen Dimensionen in der Reflexion über jene schönen Künste, mit denen Reiser seinen Umständen zu entfliehen sucht, an Bedeutung. Mit Blick auf die von Moritz herausgegebene Zeitschrift Gnothi Sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde als ein Lesebuch für Gelehrte und Ungelehrte soll zudem der ideengeschichtliche Kontext des Anton Reiser erhellt werden. Die darin und im Roman vorgestellten seelenkundlichen Methoden sollen in Bezug zur Entwicklung der spätaufklärerischen Anthropologie und zur Herausbildung der Psychologie als einer eigenständigen Disziplin gesetzt werden. |
Lernziele | Explizites Lernziel dieses Proseminars ist das Erlernen von spezifischen Arbeitstechniken wie theorie- und methodengeleitetes Interpretieren, Recherchieren, Bibliographieren, Zitieren, die Thesenfindung und -formulierung, Argumentation sowie das Einüben in die schriftliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Primärtexten der deutschen Literatur. Das Seminar soll darüber hinaus in die grundlegenden Prinzipien und Vorgehensweisen der Erzähltextanalyse einführen und die bereits erlernten methodischen Kenntnisse der Teilnehmenden erweitern. Die Teilnehmenden sollen dazu angeleitet werden, ein eigenes Problembewusstsein für die Entwicklung des Individuums und seines Seelenlebens als eine Kategorie der Literatur auszubilden. Zudem soll die Arbeit an einem kanonischen Roman der Spätaufklärung in die ideengeschichtlichen Zusammenhänge des ausgehenden 18. Jahrhunderts einführen und Querverbindungen zu literatur- und wissenschaftsgeschichtlichen Debatten aufzeigen. |
Literatur | Karl Philipp Moritz: Anton Reiser. Dichtungen und Schriften zur Erfahrungsseelenkunde. Text und Kommentar. Herausgegeben von Heide Hollmer und Albert Meier. Deutscher Klassiker Verlag: Berlin, 2020. Es empfiehlt sich, sich bereits im Vorfeld über die ideengeschichtlichen Debatten der Spätaufklärung und der Klassik zu informieren. Als Übersichtswerk sei hierfür Steffen Martus: Aufklärung. Das deutsche Jahrhundert – ein Epochenbild empfohlen, welches ein Überblickskapitel zu Karl Philipp Moritz' Stellung und Wirken sowie zur Entwicklung der Seelenkunde im 18. Jahrhundert enthält. Etwaige Sekundärliteratur wird zu jeder Sitzung gestellt. Ich bitte auch die kritische Moritz Ausgabe der BBAW im Verlauf des Semesters zur Kenntnis zu nehmen: https://moritz.bbaw.de/startseite |
Teilnahmevoraussetzungen | Keine |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | Die Anmeldung zum Proseminar erfolgt ausschliesslich über die Online-Belegung. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Montag | 12.15-14.00 | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Datum | Zeit | Raum |
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Montag 20.02.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 27.02.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Fasnachstferien |
Montag 06.03.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 13.03.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 20.03.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 27.03.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 03.04.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 10.04.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Ostern |
Montag 17.04.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 24.04.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 01.05.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Tag der Arbeit |
Montag 08.05.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 15.05.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 22.05.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Montag 29.05.2023 | 12.15-14.00 Uhr | Pfingstmontag |
Module |
Modul: Grundstudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Um die Teilnehmenden besser einbeziehen zu können und die Diskussion über die Texte anzuregen, sind die Teilnehmenden dazu angehalten, vor jeder Seminarsitzung ein sog. „Reaktionspapier“ per E-Mail einzureichen, in welchem sie kurz (im Umfang von einer halben bis einer Seite) ihre Lektüreeindrücke und Fragen zum jeweiligen Text ausformulieren. Auf diese Weise kann in jeder Sitzung die Diskussion der Texte anhand der vorliegenden Beobachtungen der Teilnehmenden angeleitet werden. Diese Form der Mitarbeit der Teilnehmenden soll in diesem Seminar die übliche Praxis der Kurzreferate ersetzen. Die Ausfertigung von Reaktionspapieren soll auch die Themenfindung und die Ausarbeitung einer Fragestellung für die abschliessende Proseminararbeit erleichtern. |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |