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Semester | Frühjahrsemester 2023 |
Angebotsmuster | unregelmässig |
Dozierende | Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Geschlecht als soziale Kategorie ist im Bildungssystem nach wie vor eine relevante Dimension. Sie prägt Lehr- und Lernprozesse, taucht auf in Zuschreibungen von Professionalität von Lehrpersonen und ist Bestandteil der Identität der Schüler:in. Sie ist eingelassen in die institutionalisierten Bildungswege, beeinflusst die individuellen Bildungsentscheidungen, moderiert Peer-Interaktionen und prägt Schulkulturen. In den letzten Jahrzehnten ist es an manchen Orten des Bildungssystems zu einer Verschiebung des Geschlechterverhältnisses gekommen. In den Gymnasien beispielsweise sind Knaben heute unterrepräsentiert. Beim Lehrpersonal bilden Frauen in der Primarschule die Mehrheit. Ein Medizinstudium ergreifen heute mehr Frauen als Männer. An anderen Orten hat sich die geschlechtsspezifische Beteiligung im Bildungssystem jedoch kaum bewegt. Die geschlechtstypische Berufswahl nach der Sekundarschule hat sich kaum verändert. Im Kindergarten sind es nach wie vor fast ausschliesslich Frauen, die unterrichten. Im Alltagsdiskurs wie im wissenschaftlichen Diskurs sind verschiedene Meinungen und Erklärungen zu finden. Es wird von "Gewinnerinnen" und "Verlierern" oder "Underachiever" gesprochen, das Geschlecht der Lehrperson erhält neue Relevanz ("Feminisierung"), gefordert werden "genderkompetente Lehrpersonen" und "geschlechtergerechter Unterricht", und der Fachkräftemangel in den MINT- beziehungsweise Sozial- und Pflegeberufen lässt verschiedene Akteure danach fragen, wie diese Berufe für Frauen beziehungsweise Männer attraktiver gemacht werden könnten. Im Seminar werden wir uns mit der Frage der Bedeutung von Geschlecht im Bildungssystem in einer soziologischen Perspektive befassen. Nach einer theoretischen Aufarbeitung der Kategorie Geschlecht interessieren wir uns zum einen für die oben skizzierten Veränderungen in der geschlechtsspezifischen Beteiligung. Welches sind die zentralsten Ergebnisse bezüglich Entwicklungen und Status Quo von geschlechtsspezifischen Schulleistungen, Bildungslaufbahnen und den späteren Platzierungen im Berufsleben? Wie können wir diese Differenzierungen, Segmentierungen und Ungleichheiten erklären? Welche Bedeutung kommt dabei dem Unterricht, der Profession, der Schulorganisation, dem Bildungssystem und der Gesellschaft zu? Zum anderen beobachten wir auch die gesellschaftlichen Diskurse, welche diese Veränderungen begleiten. Welches sind die Akteure? Welches Verständnis von Schule, Bildung und Geschlecht zeigt sich in den Forderungen und Voten? |
Lernziele | • Sie kennen zentrale soziologische Konzepte zur Bedeutung der Kategorie Geschlecht. • Sie haben einen Überblick zur geschlechtsspezifischen Beteiligung im Bildungssystem und den Veränderungen in den letzten Jahrzehnten. • Sie kennen einige soziologische Erklärungsansätze (interaktionistische, habitustheoretische, identitätstheoretische, institutionalistische), welche Geschlechterunterschiede erklären können, und haben sich mit Studien befasst, welche diese Erklärungsansätze empirisch überprüfen. • Sie können die verschiedenen Diskurse zum Thema Geschlecht und Bildung gesellschaftlich verorten (Akteure, Menschen- und Gesellschaftsbilder, Motive und Triebkräfte) |
Literatur | Aktan, Oktay, Cornelia Hippmann und Michael Meuser. 2015. „Brave Mädchen“? Herstellung von Passfähigkeit weiblicher Peerkulturen durch Schülerinnen und Lehrkräfte. In: Gender 7(1), S. 11–28. Bublitz, Hannelore. 2016. Lektion V - Geschlecht. In: Hermann Korte und Bernhard Schäfers (Hrsg.). Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie. Wiesaden: Springer Fachmedien, S. 102–125. Budde, Jürgen. 2013. Schule im Spannungsfeld von kultureller Passung, Habitus, Kapitalien und Schulkultur. Oder: Was kann Bourdieu zu einem Verständnis des Zusammenhangs von Bildungs(miss)erfolgen und Geschlecht leisten? In: Doro-Thea Chwalek und Miguel Diaz (Hrsg.). Praxis und Theorie von Genderpädagogik. Wiesbaden: Springer VS, S. 23–33. Faulstich-Wieland, Hannelore. 2011. Werden tatsächlich Männer gebraucht, um Bildungsungleichheiten (von Jungen) abzubauen? In: Hadjar, Andreas (Hrsg.). Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Systematischer Überblick zur Frage der Bildungsungleichheit zwischen den Geschlechtern. Wiesbaden: VS Verlag, S. 393–415. Francis, Becky und Christine Skelton. 2011. Geschlecht und Bildungserfolg – Eine Analyse aus der Perspektive der Feminist Theory. In: Hadjar, Andreas (Hrsg.). Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Systematischer Überblick zur Frage der Bildungsungleichheit zwischen den Geschlechtern. Wiesbaden: VS Verlag, S. 367–392. Gildemeister, Regine. 2009. Soziale Konstruktion von Geschlecht: Theorieangebote und offene Fragen. In: Hannelore Faulstich-Wieland (Hrsg.). Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Fachgebiet: Geschlechterforschung, Theoretische Grundlagen. Juventa Verlag Weinheim und München (44 Seiten). Leemann, Regula Julia; Imdorf, Christian; Fischer, Andrea; Esposito, Raffaella Simona; Hafner, Sandra. 2019. Die Fachmittelschule als «Mädchenschule»!? Eine Bildungsinstitution der Sekundarstufe II zwischen Reproduktion und Transformation der geschlechtertypischen Berufswahl. In: Elena Makarova (Hrsg.). Gendersensible Berufsorientierung und Berufswahl. Beiträge aus Forschung und Praxis. hep: Bern, S. 48 - 67. |
Weblink | https://bildungswissenschaften.unibas.ch |
Teilnahmevoraussetzungen | BA-Abschluss. Immatrikuliert im Masterstudiengang Educational Sciences oder Fachdidaktik bzw. Doktoratsprogramm IBW. Studierende anderer Studiengänge wenden sich bei Interesse bitte zuerst an die Dozentin. Keine Hörer/innen |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Mittwoch | 08.15-10.00 | Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181 |
Module |
Modul: Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Educational Sciences) Modul: Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Fachdidaktik) |
Prüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Prüfung | Präsenzpflicht, regelmässige Lektüre, kleiner Auftrag |
An-/Abmeldung zur Prüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Belegen bei Nichtbestehen | beliebig wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Institut für Bildungswissenschaften |