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68782-01 - Seminar: Virtuelle Welten. Realität – Fiktion – Simulation (Literatur und Theorie) 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2023
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Janneke Meissner (janneke.meissner@unibas.ch)
Jodok Trösch (jodok.troesch@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Unsere Gegenwart ist durchsetzt von virtuellen Welten: In ihrer «reinsten» Form begegnen sie etwa in Open-World-Computerspielen, in denen Spieler:innen mit ihren Avataren riesige Welten erkunden können, worin die aktuelle VR-Technologie eine immer tiefgreifendere Immersion unterschiedlicher Sinne ermöglicht. Aber auch unser realweltlicher Alltag wird immer mehr durch den Blick auf das virtuelle, digitale Interface gesteuert; so schiebt sich etwa die digitale Stadtkarte über das eigentliche Strassennetz einer Stadt, deren Läden und Geschäfte – und somit Laufwege – bereits gesetzte Markierungen bestimmen. Die Grenzen zwischen beiden Ebenen, dem Virtuellen und dem Realweltlichen, scheinen heute kaum mehr unterscheidbar.
Der Umstand, dass Projekte wie Facebooks Metaverse zumindest anfänglich immer wieder aufs Neue eine grosse Faszination hervorzurufen vermögen, spricht dafür, dass das Eintauchen in Welten, die ganz anders sind als unsere Alltagswelt, einem tief liegenden menschlichen Wunsch entspringt. Diesem Bedürfnis, in alternative virtuelle Welten zu versinken und den – wie man in der Frühzeit des Internets gesagt hätte – Cyberspace zu erkunden, möchten wir uns in diesem Seminar aus literaturwissenschaftlicher Perspektive nähern.
Im digitalen und postdigitalen Zeitalter spielen virtuelle Welten auch in der Literatur eine nicht zu unterschätzende Rolle: Das Erreichen einer «totalen Immersion», in der zwischen virtueller und wirklicher Welt nicht mehr unterschieden werden kann, erscheint dabei in einigen Romanen als fantasmatische Utopie; andere beschreiben ihn als grosse Gefahr, weil ein so tief in die Virtualität eingetauchtes Individuum droht, den Weg ‚zurück‘ in die Wirklichkeit nicht mehr zu finden; während eine weitere Textgattung das permanente Durchdringen und Durchkreuzen von virtueller und wirklicher Welt zum strukturellen Diktum erklärt.
Man kann also folgern: Gerade, weil sie sich nicht um Feinheiten der technischen Umsetzung kümmern, sind die Literaturwissenschaften – neben der Philosophie und den Medienwissenschaften – geradezu dazu prädestiniert, über virtuelle Welten aller Arten zu reflektieren. Schliesslich wird der Umgang mit mehr oder weniger überzeugenden fiktiven Welten in der Erzählliteratur seit jeher betrieben; weiterhin stehen der Literaturwissenschaft mit der Fiktionstheorie konzeptionelle Werkzeuge zur Verfügung, um diese zu untersuchen und zu beschreiben. Wir haben es bei den virtuellen Welten demnach mit einer Konstellation zu tun, in der sich literaturtheoretische (z. B. nach dem Umgang mit Fiktion) und philosophische Fragestellungen (nach dem ontologischen Status von Dingen) vermischen.
In diesem Seminar beschäftigen wir uns einerseits mit literarischen Texten unterschiedlicher Epochen und Genres, die auf vielfältige Weise virtuellen Welten entwerfen. Neben sozusagen «klassischen» Werken des Cyberpunk der Achtzigerjahre widmen wir uns der postdigitalen Gegenwartsliteratur und blicken zurück in die fantastischen Weltkonstruktionen der deutschen Romantik (E.T.A. Hoffmann). Die in der Auseinandersetzung mit diesen Texten gewonnenen Entdeckungen und Erkenntnisse vertiefen wir auch theoretisch. Dazu lesen wir grundlegende philosophische Texte zur Simulation und zur Virtualität von Dingen (Stanisław Lem, Jean Baudrillard, Paul Virilio) und beschäftigen uns mit den Grundlagen der literaturwissenschaftlichen Fiktionstheorie (Wolfgang Iser), um uns einen theoretischen Zugang zu fiktionalen, imaginären, virtuellen und simulierten Welten zu erarbeiten. 
Lernziele Die Studierenden erwerben grundlegende Kenntnisse in der Theorie der Fiktion und lernen, philosophische Debatten zur Virtualität und Simulation für literaturwissenschaftliche Fragestellungen fruchtbar zu machen.
Literatur Zur Vorbereitung (genaues Programm wird in der ersten Semesterwoche bekannt gegeben)

William Gibson: Neuromancer. Roman. Übers. von Reinhard Heinz und Peter Robert. Berlin: Tropen 2021. – Engl. Original: William Gibson: Neuromancer. New York: Ace Books 1984.
Rudi Nuss: Die Realität kommt. Roman. Zürich: Diaphanes 2022.
Jean Baudrillard: Die Ordnung der Simulakren. In: Der symbolische Tausch und der Tod. Berlin: Matthes & Seitz 2022 [1976], 92–156.
Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Antrhopologie. Frankfurt: Suhrkamp 2021 [1993].

 

Teilnahmebedingungen Studierende mit Studienfach Deutsche Philologie: Abgeschlossene Proseminarstufe in Literaturwissenschaften (PS I, PS II, Proseminararbeit)
Studierende mit anderen Studienfächern: Fortgeschrittens BA-Studium, besonderes Interesse. Regelmässige Anwesenheit und Beteiligung.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Via MOnA / services.unibas.ch
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Dienstag 14.15-16.00 Deutsches Seminar, Seminarraum 3

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Dienstag 21.02.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 28.02.2023 14.15-16.00 Uhr Fasnachstferien
Dienstag 07.03.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 14.03.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 21.03.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 28.03.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 04.04.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 11.04.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 18.04.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 25.04.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 02.05.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 09.05.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 16.05.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 23.05.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Dienstag 30.05.2023 14.15-16.00 Uhr Deutsches Seminar, Seminarraum 3
Module Modul: Aufbaustudium Neuere deutsche Literaturwissenschaft: Schwerpunkt nach 1850 (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Disziplinäre Vertiefung (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft

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