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Semester | Herbstsemester 2023 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende |
Larissa Dätwyler (larissa.daetwyler@unibas.ch)
Sina Dell'Anno (sina.dellanno@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Das Forschungsseminar ist als interdisziplinäre Werkstatt angelegt. Anhand verschiedener ,Fallgeschichten‘ aus Bildender Kunst, Literatur und Theorie soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die ästhetische Moderne in konkreten Begegnungen mit der Antike konstituiert. Der Begriff der Fallgeschichte ist dabei mindestens in zweifachem Sinne zu verstehen: zum einen als Studie einzelner Fälle, wie sie um 1900 insbesondere für die psychopathologische Forschung an methodischer Bedeutung gewinnt; zum anderen aber auch als Geschichte einer Fall- oder Niedergangsbewegung, die als Narrativ – Stichwort Dekadenz – quasi seit jeher die retrospektive Auseinandersetzung mit der Antike prägt. Jenseits einer Geschichtsschreibung des „Decline and Fall“ hat Georges Didi-Huberman die Figur des Fallens (chute) ins Zentrum seines Essays über die ,moderne Nymphe‘ (Ninfa moderna) gerückt. In losem und kritischem Anschluss an Didi-Huberman wollen wir die Frage nach dem Nachleben der Antike in der Moderne an einschlägige Text-Bild-Konstellationen herantragen, beginnend mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Mythologische Schauplätze und Gestalten wie Leda und der Schwan, Narziss, Ikarus oder Polyphem begegnen den Betrachtenden im symbolistischen Oeuvre von Gustave Moreau und Odilon Redon über die modernistischen Selbstbespiegelungen von Henri Matisse bis hin zu den palimpsestischen Strukturen Cy Twomblys. Solche Figuren des Phantasmatischen und Unbewussten berühren künstlerische Topoi an der Schnittstelle etwa von Sehen und Erblindung oder produktivem Höhenflug und Scheitern/Fall; sie dienen als anachronistische Projektionsfolien für sexualisiert-gewaltsame Dimensionen des subjektivierten Werkprozesses ebenso wie für die kritische Auseinandersetzung mit der kanonisierten literatur- und kunsthistorischen Tradition. Die von Didi-Huberman aufgeworfene Frage nach dem Fall des Faltenwurfs führt dabei auch scheinbar abwegige Sujets und Motive, von gefallenen Hüllen antiker Göttinnen etwa zu den ungemachten Betten von Eugène Delacroix, Adolph Menzel und Tracey Emin. Am Beispiel der Venus (pudica) wird hierbei auch das wiederkehrende problematische Verhältnis von hierarchischen Blickkonstellationen, Scham(-losigkeit) und Körperlichkeit thematisch, das insbesondere die feministische Kunstgeschichte beschäftigt. In den Blick geraten auf literarischer Seite zuallererst „pompeianische Phantasiestücke“ wie Théophile Gautiers Arria Marcella oder Wilhelm Jensens Gradiva, die Sigmund Freud zum Gegenstand einer berühmten Analyse gemacht hat. Neben der epochalen Transformation der Antike im Geiste der Psychoanalyse, wie sie nicht zuletzt im Werk Hugo von Hofmannsthals ausgespielt wird, wollen wir uns aber auch mit Walter Benjamins an Baudelaire geschultem Projekt einer „Urgeschichte“ auseinandersetzen, die sich im Blick des Flaneurs in einer intrikaten „Überblendung“ übt, bei der „die Antike in der Moderne, die Moderne in der Antike zum Vorschein kommt“ (Benjamin an Horkheimer). Das genaue Programm des Seminars ist Gegenstand der ersten Sitzung. Vorschläge von Studierenden sind willkommen – bitte setzen Sie sich nach Möglichkeit vor Beginn des Semesters mit uns in Verbindung. |
Literatur | Didi-Huberman, Georges: Ninfa moderna. Vom Fall des Faltenwurfs. Übers. v. Michaela Ott. Zürich 2006. Freud, Sigmund: Der Wahn und die Träume in W. Jensens Gradiva mit dem Text der Erzählung von Wilhelm Jensen. Hg. v. Bernd Urban u. Johannes Cremerius. Frankfurt/M. 1988. |
Teilnahmebedingungen | Das Seminar beginnt in der zweiten Semesterwoche mit einer Diskussion von Georges Didi-Hubermans Essay "Ninfa Moderna" (Zürich 2006). Die Lektüre dieses Textes wird entsprechend vorausgesetzt. |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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wöchentlich | Mittwoch | 14.15-16.00 | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Datum | Zeit | Raum |
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Mittwoch 20.09.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 27.09.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 04.10.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 11.10.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 18.10.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 25.10.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 01.11.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 08.11.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 15.11.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 22.11.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 29.11.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 06.12.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 13.12.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Mittwoch 20.12.2023 | 14.15-16.00 Uhr | Deutsches Seminar, Seminarraum 3 |
Module |
Doktorat Allgemeine Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Allgemeine Literaturwissenschaft) Doktorat Deutsche Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Forschungsorientiertes Studium (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Deutsche Literaturwissenschaft: Grundwissen Master (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik (Studienbeginn vor 01.08.2022)) Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik) Modul: Literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung (Master Studiengang: Literaturwissenschaft) Modul: Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Master Studienfach: Deutsche Philologie) Modul: Profil: Frühe Neuzeit (Master Studiengang: Kunstgeschichte und Bildtheorie) Modul: Profil: Moderne (Master Studiengang: Kunstgeschichte und Bildtheorie) Modul: Werk und Kontext (Master Studiengang: Kunstgeschichte und Bildtheorie) Modul: Werk und Kontext (Master Studienfach: Kunstgeschichte) Wahlbereich Master Deutsche Philologie: Empfehlungen (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft |