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27263-01 - Seminar: Berufsbildung im Wandel (3 KP)

Semester Frühjahrsemester 2024
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Regula Julia Leemann (regula.leemann@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Im internationalen Vergleich der Bildungssysteme zeichnet sich das Schweizer Bildungssystem im nachobligatorischen Bereich durch das System der Berufsbildung aus. Zwei Drittel der Schulabgän-ger:innen beginnen eine berufliche Grundbildung, wobei die meisten Jugendlichen eine betriebliche Lehre im sogenannten dualen System (Lernort Betrieb und Schule) machen, ein kleinerer Anteil eine vollzeitschulische berufliche Erstausbildung besucht.
Der wirtschaftlich-technologische Wandel von einer Industrie- zu einer globalisierten Wissensgesellschaft erfordert, dass sich das Berufsbildungssystem – die in ihm institutionalisierten Curricula, Ausbildungsformen sowie Bildungs- und Berufslaufbahnen – diesen Entwicklungen anpasst, um auch zukünftig seinen Qualifikations- und Integrationsaufgaben gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang wird das System der Berufsbildung auch kritisiert. Ein Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage führe bei einem Teil der Jugendlichen zu einem verzögerten Einstieg in die Ausbildung und zu Warterunden in Übergangsausbildungen. Viele Lernende würden die Berufsausbildung vorzeitig abbrechen oder die Abschlussprüfungen nicht bestehen, weshalb die Abschlussquote der Sekundarstufe II zu tief sei. Der berufsbildende Weg vermittle zu wenig Allgemeinbildung und überfachlichen Schlüsselkompetenzen und führe zu wenige junge Menschen zu einer Berufsmaturität und ins tertiäre Bildungssystem. Eine Folge davon sei ein ausgeprägter Fachkräftemangel insbesondere im Bereich der MINT- und CARE-Berufe.
Eine weitere Kritik betrifft die Ungleichheit generierenden Prozesse der dualen Berufsbildung, da die frühe Berufswahl zu einer ausgeprägten Geschlechtersegregation führe, die Lehrstellen entlang von sozialen Merkmalen (Migrationshintergrund, Geschlecht, soziale Herkunft) vergeben werden, und die sozial benachteiligten Jugendlichen zu Berufsausbildungen gedrängt werden, für die sie sich nicht interessieren und die wenige Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Auch regionale Ungleichheiten beim Zugang zu einer Berufsausbildung und zur Berufsmaturität werden moniert.
Andere Stimmen dagegen sprechen von einem Erfolgsrezept und betonen die besonderen Stärken des Schweizer Berufsbildungssystems. Es sei für die tiefe Jugendarbeitslosigkeit verantwortlich, ermögliche mit der Berufsmaturität die Erweiterung der Allgemeinbildung und eine Durchlässigkeit zum Hochschulsystem. Die arbeitsmarktnahe Ausbildung mit dem erfahrungsbasierten Lernen erlaube auch schulleistungsschwächeren Jugendlichen das Absolvieren einer nachobligatorischen Ausbildung und unterstütze die Integration in den Arbeitsmarkt.
Lernziele Im Seminar werden wir uns aus einer soziologischen Perspektive mit dem System der beruflichen Bildung befassen, um die Kontroversen einordnen zu können und sowohl theoretisch wie empirisch gestützte Antworten zum Potenzial und den Herausforderungen des Berufsbildungssystems zu finden. Dabei werden wir uns in die folgenden Themen vertiefen:
- Historische Wurzeln des Berufsbildungssystems
- Heutige institutionellen Ausgestaltung des Berufsbildungssystems
- Konzept von Beruf und Beruflichkeit als Organisation des Arbeitsvermögens
- Integrations- und Ausschlussmechanismen in und durch die berufliche Grundbildung
- Ungleichheit produzierenden Mechanismen
- Durchlässigkeit ins Tertiärsystem und Fachkräftemangel
Literatur Baethge, Martin. 2006. Das deutsche Bildungs-Schisma: Welche Probleme ein vorindustrielles Bil-dungssystem in einer nachindustriellen Gesellschaft hat. SOFI-Mitteilungen (34):13-27.
Buchholz, Sandra, Christian Imdorf, Sandra Hupka-Brunner und Hans-Peter Blossfeld. 2012. Sind leis-tungsschwache Jugendliche tatsächlich nicht ausbildungsfähig? Eine Längsschnittanalyse zur beruflichen Qualifizierung von Jugendlichen mit geringen kognitiven Kompetenzen im Nachbarland Schweiz. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 64(4):701-727.
Imdorf, Christian. 2014. Die Bedeutung von Schulqualifikationen, nationaler Herkunft und Geschlecht beim Übergang von der Schule in die betriebliche Berufsausbildung. In: M. Neuenschwander (Hrsg.). Selektion in Schule und Arbeitsmarkt, Zürich, S. 41–62.
Imdorf, Christian und Regula Julia Leemann. 2011. Ermöglicht die Flexibilisierung in der Berufsausbildung mehr Chancengerechtigkeit bei der Ausbildungs-platzvergabe? Fallstudie eines Schweizer Ausbildungsverbundes. In: Dorothea Voss-Dahm, Gernot Mühge, Klaus Schmierl, Olaf Struck (Hrsg.). Qualifizierte Facharbeit im Spannungsfeld von Flexibilität und Stabilität - Organisations- und personalpolitische Innovationen im Betrieb. Wiesbaden: VS Verlag, S. 49–74.
Kriesi, Irene und Regula Julia Leemann. 2020. Tertiarisierungsdruck. Herausforderungen für das Bil-dungssystem, den Arbeitsmarkt und das Individuum. Swiss Academies Communications, Vol. 15, No 6, 2020.
Leemann, Regula Julia, Raffaella Simona Esposito, Andrea Pfeifer Brändli und Christian Imdorf. 2019. Handlungskompetent oder studierfähig? Wege in die Tertiärbildung: Die Bedeutung der Lern- und Wissenskultur. SGAB-Newsletter, 2/2019.
Meyer, Thomas und Andrés Gomensoro. 2022: Wie weiter nach der Schule? TREE-Studie: Erste Ergebnisse zu nachobligatorischen Bildungsverläufen der Schulentlassenen von 2016. Transfer, Berufsbildung in Forschung und Praxis (2/2022), SGAB, Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung.
Wettstein, Emil, Evi Schmid und Philipp Gonon. 2014. Berufsbildung in der Schweiz, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Bern: hep.
Weblink https://bildungswissenschaften.unibas.ch

 

Teilnahmevoraussetzungen BA-Abschluss. Immatrikuliert im Masterstudiengang Educational Sciences oder Fachdidaktik bzw. Doktoratsprogramm IBW. Studierende anderer Studiengänge wenden sich bei Interesse bitte zuerst an die Dozierenden.


Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum
wöchentlich Mittwoch 16.15-17.45 Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181

Einzeltermine

Datum Zeit Raum
Mittwoch 28.02.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 06.03.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 13.03.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 20.03.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 27.03.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 03.04.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 10.04.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 17.04.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 24.04.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 01.05.2024 16.15-17.45 Uhr Tag der Arbeit
Mittwoch 08.05.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 15.05.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 22.05.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Mittwoch 29.05.2024 16.15-17.45 Uhr Rosshofgasse (Schnitz), Sitzungsraum S 181
Module Modul: Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Educational Sciences)
Modul: Pädagogische Institutionen im Wandel (Masterstudium: Fachdidaktik)
Modul: Theorie und Geschichte der Erziehung, Bildung und Schule (Masterstudium: Educational Sciences)
Prüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Prüfung Präsenz, regelmässige Lektüre, aktive Teilnahme, schriftlicher Auftrag
An-/Abmeldung zur Prüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Belegen bei Nichtbestehen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Institut für Bildungswissenschaften, bildungswissenschaften@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Institut für Bildungswissenschaften

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