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18460-01 - Seminar: Ekphrasis in der Spätantike 3 KP

Semester Herbstsemester 2007
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Henriette Harich-Schwarzbauer (henriette.harich@unibas.ch)
Barbara Schellewald (barbara.schellewald@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt In keiner anderen Epoche der Antike hat die Ekphrasis die Literatur und Kunst ähnlich belebt wie in der Spätantike. Die Spätantike bündelt die Formen und Funktionen von Kunstbeschreibung, die ab dem Hellenismus in rhetorischen Schulübungen wie auch in Poesie und Kunstprosa (insb. Catull, Vergil, Ovid, Statius, Plinius) präsent sind und in der hohen Kaiserzeit (zweite Sophistik) u.a. die berühmten Eikones Philostrats hervorgebracht haben. Die erzählten Bilder der Literatur erhellen, dass die Funktion und Wirkweise von Bildern im Text höchst differenziert reflektiert wurden.
Zahlreiche auch für spätere Epochen wirkmächtige Beschreibungen von Bildern, Textilien, Statuen, Kultobjekten und Bauwerken (Villen, sakrale Räume) sind in der Spätantike entstanden. Teils beziehen sie sich auf Bildwerke/Bauten, teils sind sie ohne visuelle «Vor-bilder»“. Diese Beschreibungen haben ihrerseits Bilder, Objekte der gegenständlichen Kunst und der Architektur, aber auch Ekphrasen in der Literatur inspiriert.
Die Beschreibung von Mythen, Göttern, Kultinventar und Bauwerken der paganen Kultur ist ab dem 4.Jh. n. Chr. vermehrt Ausdruck einer Erinnerungskultur. Die Ästhetisierung von Religion und Kult erlaubt es, das pagane «Erbe» im Christentum «aufzuheben».
Gleichzeitig integrieren die christlichen Autoren die paganen Traditionen der Kunstbeschreibung und erkennen deren didaktischen und erbaulichen Nutzen. Orte der Begegnung (Kirchen, Grabstätten von Heiligen), Personen, und nicht zuletzt Erzählungen aus den Heiligen Schriften werden so Gegenstand der Literatur. Einzigartige Dokumente zur Bautätigkeit der Spätantike verdanken sich rhetorischen Schulen (Schule von Gaza), nicht mehr erhaltene Baudenkmäler werden aufgrund literarischer Beschreibungen rekonstruiert.
Der Bezug von literarischer Kunstbeschreibung und Kunstwerk wird anhand von ausgewählten Beispielen untersucht, Funktionen von literarischen Ekphrasen in der Spätantike werden hinterfragt. Dem Text im Bild (im Text) wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt (tituli).
Literatur Texte: (hier nur eine Auswahl, alle Texte werden auch in Übersetzung zur Verfügung gestellt)
- Claudian: der Palast der Venus; Venus maritima; die laszive Venus; der Kosmos im Gewebe der Proserpina; die Statue der Brüder in Catania; die Thermen von Abano
- Sidonius Apollinaris: die «Burg» des Leontius Pontius
- Paulinus von Nola: die Gedenkstätte für den Hl. Felix in Nola
- Paulus Silentiarius: Die Hagia Sophia


Einführende Literatur:
- Gottfried Boehm, Bildbeschreibung. Über die Grenzen von Bild und Sprache, in: Gottfried Böhm, Helmut Pfotenhauer, Beschreibungskunst – Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart. München 1995, 23-40.
- George Downey, Ekphrasis, Reallexikon für Antike und Christentum Bd.4, 1959, 921-944.
- Anton Hohlweg, Ekphrasis, Reallexikon zur byzantinischen Kunst Bd. 2, 1971, 34-75.
- Fritz Graf, Ekphrasis: Die Entstehung der Gattung in der Antike, in: Gottfried Boehm, Helmut Pfotenhauer, Beschreibungskunst – Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart. München 1995, 143-155.
- D. Thomas Benediktson, Literature and the Visual Arts in Ancient Greece and Rome. Norman 2000.
- Henry Maguire, Art and Eloquence in Byzantium, Princeton 1981.
- Ruth Macrides u. Paul Magdalino, The architecture of ekphrasis: construction and context of Paul the Silentiary’s ekphrasis of Hagia Sophia, Byzantine and Modern Greek Studies 12, 1988, 67-82.
- Ruth Webb, The aesthetics of sacred space: narrative, metaphor and motion in ekphraseis of church buildings, Dumbarton Oaks Papers 53, 1999, 59-74.
- Ruth Webb, Ekphrasis, amplification and persuasion in Procopius’Buildings, Antiquité Tardive 8, 2000, 67-71.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Epochenmodul Mittelalter (Bachelor Studienfach: Kunstgeschichte)
Modul Angewandte Latinistik: Forschung und Praxis (Master Studienfach: Latinistik)
Modul Kunstgeschichte und Interdisziplinarität (Master Studienfach: Kunstgeschichte)
Modul Lateinische Literatur (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaft)
Modul Lateinische Literatur (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul Wissens- und Kommunikationsformen (Master Studienfach: Kulturwissenschaft der Antike)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Die Leistungsüberprüfung findet in Form von Referaten, Essays oder Übungsaufgaben statt.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Kunsthistorisches Seminar

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