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19989-01 - Seminar: Vindonissa: oppidum-Legionslager-vicus-castrum 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2008
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Peter-Andrew Schwarz (peter-andrew.schwarz@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt „... Um Dir eine Vorstellung von der Bedeutung des Centralobjekts Vindonissa zu geben, bemerke ich, dass deren Ruinen, Reste, Andeutungen u.s.w ein terrain vom Umfang etlicher Stunden ausfüllen, dass das heutige Dorf Altenburg (Castell zur Deckung der Aarebrücke), das Städtchen Brugg (starke Befestigung eines zweiten Aareübergangs, der die Strasse nach Koblenz am Oberrhein u. Zurzach beherrscht), das Kloster Königsfelden (Ausmündung der Wasserleitung von den Bergen v. Bruneck), das Dorf Windisch (Reste der Ringmauern der alten Stadt) u. eine Masse jetziges Acker- u. Wiesenland sich befinden, - dass wir hier einen Punct ins Auge zu fassen haben, dessen militärische Wichtigkeit sich erhöhte, als das ganze rechte Rheinufergebiet in die Hände unserer frummen, völkerwandernden alemannischen Vorfahren gefallen war ... somit der eigentliche Schlüssel zum Helvetierland für einen von Nord nach Süd vorwärts dringenden Feind, der auch, wie die Geschichte ausweist, um diese Mauern, in denen die Wiege des Kaisers Vespasian gestanden, auswogend, rückprallend, wieder über den Rhein geworfen u. wieder vordringend, mit den letzten Römern im 4ten u. 5ten Jahrhundert manchen wetterlichen Kampf kämpfte. ...“
(Josef Viktor Scheffel, 1881; abgedruckt in Jber. GPV 1961/1962, 57-59).

Spätestens seit dem Abschluss des bellum Gallicum im Jahr 52 v. Chr. stand das Gebiet beim Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat in Kontakt mit der Grossmacht Rom. In den ersten Jahrzehnten vor Christi Geburt haben sowohl die keltischen Helvetier wie auch römische Truppen Spuren auf dem strategisch wichtigen Geländesporn von Windisch hinterlassen. Aus dem oppidum bzw. dem kleinen militärischen Posten entwickelte sich im Laufe der Zeit ein voll ausgebautes Legionslager, in dem ab der Mitte des 1. Jh. n. Chr. rund 6000 Soldaten stationiert waren. Im Vorfeld des Legionslagers entstanden zivile canabae und ein vicus („Vorstädte“), in denen sich Handwerker, Händler/innen und Angehörige der Soldaten niederliessen.
Gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. erweitert Rom seinen Machtbereich nach Norden, das Legionslager wird zum militärisch bedeutungslosen Etappenort im Hinterland: Die Garnison Vindonissa wird zur Zivilsiedlung Vindonissa.
Im Jahre 260 n. Chr. hat der praeses der Provinz Obergermanien Wehrmauer des Legionslagers in Stand stellen lassen, in der um 400 n. Chr. abgefassten Notitia Galliarum wird ein castrum Vindonissense erwähnt. Als Bischofssitz und Münzprägeort hatte die civitas Vindonissensis schliesslich bis mindestens in die Zeit um 600 n. Chr. eine wichtige zentralörtliche Funktion.

In den vergangenen Jahren entwickelte sich das römische Vindonissa wegen zahlreicher Bauvorhaben – grossmehrheitlich im Zusammenhang mit der Fachhochschule – zunehmend zu einer archäologischen Grossbaustelle – und damit auch zu einem begehrten Praktikumsplatz für Studierende der verschiedenen archäologischen Disziplinen (cf. Jber. GPV 2006, 83).

Neben den Notgrabungen werden aber auch grosse Anstrengungen unternommen, um die römischen Relikte in Brugg und Windisch) für die breitere Öffentlichkeit zu erschliessen: Ende 2008 werden die Renovationsarbeiten und die Neugestaltung der Dauerausstellung im Vindonissa-Museum abgeschlossen sein, 2006 bzw. 2007 wurden mit der „Offiziersküche“ und der „via et porta praetoria“ die ersten beiden Stationen des „Legionärspfads“ eröffnet. Im vorläufigen Endausbau (Eröffnung im Frühjahr 2009) wird dieses Vermittlungsprojekt acht Stationen umfassen (cf. Pauli-Gabi 2006).

Andererseits ist zu konstatieren, dass die kontinuierlich wachsende Zahl der noch nicht ausgewerteten Grabungen dazu geführt hat, dass „die Forschung den Überblick längst verloren hat“ (Meyer-Freuler/Pauli-Gabi 2004): Die letzte (eher populärwissenschaftliche) Zwischenbilanz zur Vindonissa-Forschung (Hartmann 1986) ist vor über 20 Jahren erschienen.

Dieses Defizit wird auch unser Seminar nicht beheben – kann und soll es auch nicht. Ziel des Seminars ist vielmehr, die wichtigsten Aspekte des einzigen Legionslagers in der römischen Schweiz kennenzulernen und sich aufgrund der älteren, jüngeren und neuesten Literatur einen Überblick über den aktuellen Kenntnisstand und die offenen Fragen zu verschaffen.
Lernziele Siehe oben s.v. Inhalt
Literatur P. Frey, Th. Pauli-Gabi, Gut verschanzt – Der römische Militärplatz Vindonisssa (Windisch) und die frühneuzeitlichen Festungen im Aargau. Arch. Schweiz 29, 2006/2, 16-25 bes. 16-22.

M. Hartmann (aktualisiert von R. Hänggi und Th. Pauli-Gabi), Das römische Legionslager von Vindonissa. Archäologische Führer der Schweiz 18 (2. Auflage Basel 2003).

M. Hartmann, M. A. Speidel, Die Hilftstruppen des Windischer Heeresverbandes. Zur Besatzungsgeschichte von Vindonissa im 1. Jh. n. Chr. Jber. GPV 1991, 3-33.

Jahresberichte der Gesellschaft Pro Vindonissa (ab 1897).

Kielholz, Die Gesellschaft Pro Vindonissa 1897-1946. Aus der Chronik des halben Jahrhunderts ihrer Geschichte. Jber. GPV 1945/1946, 3-31.

R. Laur-Belart, Vindonissa: Lager und Vicus. Römisch-Germanische Forschungen 10 (Berlin 1935).

H. U. Nuber, Vindonissa und die frührömischen Truppenlager am Oberrhein. Jber. GPV 1997, 13-16.

F. B. Maier, Vindonissa: Arbeitsstand und Grabungen seit 1980. Jber. GPV 1998, 3-12.

Chr. Meyer-Freuler, Th. Pauli-Gabi, Neue Forschungstrategien für Vindonissa. Jber. GPV 2004, 105-109.

Th. Pauli-Gabi, Vindonissa. In: H. Beck, D. Geuenich, H. Steuer (Hrsg.), Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 32 (Berlin, New York 2006) bes. 427-430.

F. L. von Haller, Historische und topographische Darstellung von Helvetien unter der römischen Herrschaft, Teil II ($ 1817) bes. 373-$$$.

Chr. Unz, Vindonissa – Bibliographie. Jber. GPV1975, 23-46.
Bemerkungen • Themenwünsche können ab sofort bei mir deponiert werden (Mitteilung per e-mail). Der Belegbogen resp. die Themenliste kann aus organisatorischen Gründen erst zu Beginn des FS 2008 ausgehängt werden. $
• Die wichtigste Literatur (cf. Literaturliste im Anhang) wird in einem Semesterapparat zusammengestellt. Der Standort kann aus organisatorischen Gründen erst zu Beginn FS 2008 bekannt gegeben werden. $
• Der Archäologische Führer zu Vindonissa (= Hartmann 2003) kann von den Teilnehmenden des Seminars zum Vorzugspreis von SFr. 5.- bezogen werden (in der ersten Seminarsitzung; auf Anfrage per e-mail auch schon vorher).
• Der Veranstaltungsort kann aus organisatorischen Gründen erst zu Beginn des FS 2008 bekannt gegeben werden. $
• Bitte beachten: Die Seminarsitzungen vom 29.02. vom 07.03. und vom 14.03.08 werden jeweils zwischen 18:15 und 19:45 Uhr abgehalten (ansonsten jeweils 08:15 bis 09:45 Uhr).
Weblink http//:eva.unibas.ch ? public workspaces

 

Teilnahmebedingungen • „Pflichtlektüre“ für alle Teilnehmenden: Th. Pauli-Gabi, Vindonissa. In: H. Beck, D. Geuenich, H. Steuer (Hrsg.), Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 32 (Berlin, New York 2006) bes. 427-430.
Ein pdf dieses Artikels ist auf http//:eva.unibas.ch – public workspaces – phil II – IPNA – Archäologie römische Provinzen – Seminar Ba¬sel FS 08 bereitgestellt (login ignorieren).
• Jede/r Teilnehmende übernimmt ein Referat (30 bis 45 min.) und verfasst dazu ein Handout: Umfang ca. drei bis fünf Seiten Text (ad fontes!) + Abbildungen (Pläne etc.), gegebenenfalls auch Quellentexte.
• Gäste sind willkommen. Sie müssen aber auf jeden Fall entweder einen kurzen Input (1 Seite Text + Literaturangaben) zu einem bestimmten Begriff resp. Thema übernehmen oder sich aktiv an der Vorbereitung (Führung und Handout) oder an der Nachlese zur Exkursion vom 01.03.2008 beteiligen (cf. unten).
• Das pdf des Handouts muss jeweils eine Woche vor dem Referat an alle Teilnehmer/innen des Seminars verschickt werden. Dateibezeichnung: Vindonissa + Nachname (z.B. Vindonissa_Schwarz.pdf). Termine für die Inputs nach Absprache.
• Die Handouts und die Inputs müssen von allen Teilnehmenden bis zur entsprechenden Sitzung gelesen werden. Das Feedback des Dozenten zum Handout bzw. Referat erfolgt jeweils in der gleichen Sitzung resp. im Anschluss an die Sitzung.
• Die korrigierte und ergänzte Version des Handouts resp. des Inputs muss bis spätestens Ende Semester an alle Teilnehmenden verschickt werden.
• Die Referate / Handouts können zu Proseminar- oder Seminararbeiten ausgebaut werden. Abgabetermin: Spätestens Ende Juni 2008.
• Die Exkursion nach Vindonissa vom Samstag, den 01.03.2008 bildet Bestandteil des Seminars (Kompensation der ausfallenden Sitzungen vom 21.03.08 [Karfreitag] bzw. $.
• Last, but not least: Wer verhindert ist, meldet sich ab (vorgängig, formlos, ohne Angabe von Gründen, per e-mail).
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Epochenvertiefung (Master Studienfach: Ur- und Frühgeschichte und Provinzialrömische Archäologie)
Modul Frühgeschichte (Bachelor Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (Studienbeginn vor 01.08.2007))
Modul Frühgeschichte (Bachelor Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie)
Modul Frühgeschichte (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaft)
Modul Frühgeschichte (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Siehe unten s.v. Teilnahmevoraussetzungen
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, studiendekanat-philnat@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA)

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