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Semester | Frühjahrsemester 2010 |
Angebotsmuster | einmalig |
Dozierende | Jens Pfeiffer (jens.pfeiffer@unibas.ch, BeurteilerIn) |
Inhalt | Über Natur wird heutzutage in vielfältiger Weise gesprochen. Sie ist Gegenstand ästhetischer Anschauung, sie erscheint als moralische Instanz (Auf die Natur hören!), sie ist nicht zuletzt Objekt der Wissenschaft. All dies ist freilich keineswegs ein Spezifikum der Moderne, sondern findet sich auch im mittelalterlichen Sprechen über die Natur wieder. Es gibt in mittelalterlichen Texten (wenngleich relativ sparsame) Landschaftsbeschreibungen, in der Personifikation der Natura finden wir eine ethische Instanz, vor allem aber gibt es seit der Mitte des 12. Jahrhunderts eine scientia naturalis. Gerade diese wird uns im Seminar besonders interessieren, da viele, die sich ohne besondere Fachkenntnisse mit dem Begriff einer mittelalterlichen Naturwissenschaft konfrontiert sehen, von dem darin formulierten Anspruch befremdet sein dürften, auch das, was vor den berühmten Entdeckungen der frühen Neuzeit geschehen sei, verdiene den Namen Wissenschaft. Was sollte angesichts kirchlicher Deutungshoheit, genauer: angesichts der seit Augustinus virulenten Warnungen vor einem allzu deutlich ausgeprägten Interesse an der Natur, an besonderen Kenntnissen und Erkenntnissen zu erwarten sein? Wird die Welt nicht als ein Buch angesehen, das nichts anderes zu sagen hat als das, was auch im Buch der Bücher zu lesen ist? Tatsächlich ist diese Sicht nicht ganz falsch. Allerdings erfaßt sie nur einen Teil des mittelalterlichen Umgangs mit der physischen Welt. Neben die allegorische Naturdeutung, wie sie etwa der Physiologus repräsentiert, tritt seit der Mitte des 12. Jahrhunderts eine Denkrichtung, die auf höchst rationale Weise versucht, physikalische, aber auch physiologische Vorgänge aus dem Zusammenspiel einiger weniger Faktoren zu erklären: den Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer nebst deren Eigenschaften heiß, kalt, trocken und feucht. (Eine Lehre, die im übrigen die Medizin bis ins 18. Jahrhundert hinein dominiert.) All diese Spielarten der mittelalterlichen Natursicht sollen im Seminar anhand ausgewählter Texte erörtert werden. Zur Sprache kommen werden neben den sog. Natureingängen der Lyriker und den Landschaftsbeschreibungen der Romane auch Texte der Naturphilosophen und Enzyklopädisten: Wilhelm von Conches, der deutsche Lucidarius, Adelard von Bath, Alanus ab Insulis, Konrad von Megenberg, Frauenlob, Heinrich von Mügeln usw. |
Literatur | Hans Blumenberg, Die Lesbarkeit der Welt, Frankfurt / M. 1981 u. ö. Ders., Die Legitimität der Neuzeit, Dritter Teil: Der Prozeß der theoretischen Neugierde. Erneuerte Ausgabe Frankfurt / M. 1988, S. 263 ff. Andreas Speer, Die entdeckte Natur. Untersuchungen zu Begründungsversuchen einer scientia naturalis im 12. Jahrhundert, Leiden / New York / Köln 1995. Vor Semesterbeginn wird eine Kopiervorlage mit den entsprechenden Texten ausliegen. Lateinische Texte werden in deutscher, wo eine solche nicht greifbar ist, in englischer Übersetzung gelesen. |
Bemerkungen | Dozent: PD Dr. Jens Pfeiffer |
Teilnahmebedingungen | erfolgreich abgeschlossene Proseminarstufe |
Anmeldung zur Lehrveranstaltung | über ISIS erforderlich (www.isis.unibas.ch ) |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Einsatz digitaler Medien | kein spezifischer Einsatz |
HörerInnen willkommen |
Intervall | Wochentag | Zeit | Raum |
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Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.
Module |
Modul Disziplinäre Vertiefung (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Einführungswissen Germanistische Mediävistik (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie) Modul Germanistische Mediävistik II (Master Studienfach: Deutsche Philologie) |
Leistungsüberprüfung | Lehrveranst.-begleitend |
Hinweise zur Leistungsüberprüfung | Präsenz, Referat, schriftliche Seminararbeit |
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung | Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich |
Wiederholungsprüfung | keine Wiederholungsprüfung |
Skala | Pass / Fail |
Wiederholtes Belegen | nicht wiederholbar |
Zuständige Fakultät | Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch |
Anbietende Organisationseinheit | Deutsches Seminar |