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24154-01 - Seminar: Schriftlichkeit und Bildlichkeit von der Spätantike bis zum Mittelalter 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2010
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Karin Krause (karin.krause@unibas.ch, BeurteilerIn)
Barbara Schellewald (barbara.schellewald@unibas.ch)
Inhalt In der wesentlich durch Schrift geprägten Kultur des christlichen Europas spielten Bilder, praktisch von Anfang an, eine unverzichtbare Rolle, dies nicht nur bezogen auf religiöse Themen. Die Medien Schrift und Bild sind eng miteinander verwoben und ergänzen sich auf vielfältige Weise wechselseitig. Dies drückt sich in der Literatur in sprachlichen Bildern (Metaphern; Allegorien) aus, und auch die Idee der «Anschaulichkeit» literarischer Schilderungen sowie literarische Beschreibungen (Ekphraseis) realer oder fiktiver Bilder spiegeln die Affinität zu visuellen Bildern. Umgekehrt zeigen Ausdrücke wie «Bildbeschreibung» oder «Bildsprache» die Notwendigkeit an, Gesehenes vermittels (geschriebener) Worte zu erfassen und zu deuten. Nicht zuletzt die Tatsache, dass im Laufe der Zeit so viele Bilder mit Schrift und so viele Texte mit Bildern versehen wurden, ist ein deutliches Zeichen für das Aufeinanderangewiesensein beider Medien.
Dem Verhältnis von Schriftlichkeit und Bildlichkeit sind in den vergangenen Jahrzehnten in unterschiedlichen Disziplinen und aus verschiedenen Perspektiven zahlreiche Einzelstudien sowie Sammelbände gewidmet worden. Die unten folgende Literaturauswahl (mit Schwerpunkt bei den im Seminar zu behandelnden Epochen und Kulturen) mag davon einen Eindruck vermitteln.
Fokussierend auf die Spätantike und das Mittelalter möchte das Seminar einen Einblick in einige charakteristische Phänomene dieses durchaus weit gefassten Untersuchungsfeldes geben. Dabei bietet die Analyse von Werken sowohl aus dem Abendland als auch aus Byzanz die Möglichkeit, im Vergleich wesentliche, kulturell bzw. historisch bedingte Unterschiede im Umgang mit Schriftlichkeit und Bildlichkeit zu thematisieren. Exemplarische Werke werden jeweils auf die funktionalen Charakteristika des Verhältnisses von Schriftlichkeit und Bildlichkeit hin befragt. Dabei sind gleichzeitig die Eigenheiten, also die spezifischen Möglichkeiten, aber auch die Grenzen beider Medien zu untersuchen: Was vermögen Bilder im Unterschied zu Texten, und umgekehrt: Wo bleiben Bilder ohne schriftliche Erläuterung unverständlich? Besonders nahe liegend ist zunächst die Betrachtung von Werken, bei denen das Verhältnis von Text und Bild ein unmittelbares ist, also illustrierte Handschriften, die ein weites Feld von Fragestellungen eröffnen, zumal die Inhalte und Adressaten sehr unterschiedlich sind: Wie geschah jeweils die Umsetzung des geschriebenen Wortes in visuelle Illustrationen? Begünstigen oder lenken die Bilder die Rezeption des Textes, kommentieren oder erläutern sie ihn? Welche Funktionen haben Bildlegenden, die vielfach zum Haupttext des Buches hinzutreten? Welche Rolle spielt dabei der Einsatz verschiedener (kalligraphischer) Schrifttypen und Schriftfarben? Zu untersuchen sind gleichfalls für das Mittelalter typische Phänomene einer unlösbaren Symbiose von Schrift und Bild, allem voran die Figurenbuchstaben (sog. «historisierte» Initialen), aber auch Figurengedichte.
Von früh an finden sich Bilder und Zyklen räumlich losgelöst von den ihnen zugrunde liegenden Texten, gross dimensioniert etwa an den Wänden von Kirchen und Palästen, jedoch auch auf Trägern kleineren Formats. Welche Funktionen übernehmen die höchst unterschiedlich gearteten Beischriften, die diese Bilder so häufig begleiten?
Im Rahmen des Seminars zu betrachten sind ferner Diagramme, Schemata und Merkbilder mit der für sie charakteristischen Kombination von Schrift und Bild sowie an der Schnittstelle beider Medien angesiedelte Zeichen und Symbole. Schliesslich ist auch nach den verschiedenen Funktionen von nicht zur Entzifferung gedachter Schrift zu fragen, die in verschiedenen Zusammenhängen begegnet (z. B. sog. «Pseudo-Kufi»).
Angesichts der weitgehend oralen Kultur des Mittelalters kann man sich dem Thema «Schriftlichkeit und Bildlichkeit» kaum adäquat nähern, ohne – als dritten Parameter – die Mündlichkeit zu berücksichtigen, vermittels derer Schrift und Bild für den Zeitgenossen vielfach erst verständlich wurden.
Literatur - Arnulf, Arwed: Versus ad picturas. Studien zur Titulusdichtung als Quellengattung der Kunstgeschichte von der Antike bis zum Hochmittelalter. München 1997.
- Boehm, Gottfried / Pfotenhauer, Helmut (Hg.): Beschreibungskunst - Kunstbeschreibung : Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart. München 1995.
- James, Liz / Webb, Ruth: To understand ultimate things and enter secret places: ekphrasis and art in Byzantium, in: Art History 14 (1991); S. 1-17.
- Maguire, Henry: Truth and convention in Byzantine descriptions of works of art, in: Dumbarton Oaks Papers 28 (1974), S. 111-140.
- Maguire, Henry: Art and Eloquence in Byzantium. Princeton, N.J. 1981.
- Meier, Christel / Ruberg, Uwe (Hg.): Text und Bild. Aspekte des Zusammenwirkens zweier Künste in Mittelalter und früher Neuzeit. Wiesbaden 1980.
- Müller, Kathrin: Visuelle Weltaneignung. Astronomische und kosmologische Diagramme in Handschriften des Mittelalters. Göttingen 2008.
- Testo e immagine nell'alto medioevo. Settimane di studio, Spoleto, 15-21 aprile 1993, Centro italiano di studi sull'alto medioevo Spoleto. Spoleto 1994.
- Wenzel, Horst: Hören und Sehen Schrift und Bild. Kultur und Gedächtnis im Mittelalter. München 1995.
- Wetzel, René / Flückiger, Fabrice (Hg.): Au-déla de l'illustration. Texte et image au Moyen Age. Approches méthodologiques et pratiques. Zürich 2009.

 

Teilnahmebedingungen Die Veranstaltung richtet sich in erster Linie an Studierende im Masterstudiengang Kunstgeschichte sowie an Studierende im fortgeschrittenen Bachelorstudium (bitte Anmeldung über ISIS). Bei begründetem Interesse am Seminarthema und ausreichender Qualifikation können auch Studierende anderer Fächer, beispielsweise der Literaturwissenschaften, teilnehmen (bitte vor der Anmeldung Kontakt aufnehmen: karin.krause@unibas.ch).
Anmeldung zur Lehrveranstaltung Anmeldung über ISIS erwünscht (http://www.isis.unibas.ch/)
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien Online-Angebot fakultativ

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Epochenmodul Mittelalter (Bachelor Studienfach: Kunstgeschichte)
Modul Kunstgeschichte und Interdisziplinarität (Master Studienfach: Kunstgeschichte)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Mündliche Präsentationen (mit Thesenpapier) in Einzel- oder Gruppenarbeit; aktive Beteiligung an den Diskussionen.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Kunsthistorisches Seminar

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