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45429-01 - Vorlesung: Verbrechen und (poetische) Gerechtigkeit. Literatur als Zeuge und Richter 2 KP

Semester Herbstsemester 2016
Angebotsmuster unregelmässig
Dozierende Harm Den Boer (harm.denboer@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Die Beziehung zwischen Recht und Literatur ist seit langem ein Thema von Interesse in Essays und Forschungen. Zum einen ist das Standardwerk von Richard Posner zu erwähnen, Law & Literature. A Misunderstood Relation, seit dem ersten Druck (1988) sehr umfassend und breit rezipiert. (In der dritten Ausgabe von 2009 werden eine Vielzahl von literarischen Werke und auch den Film The Matrix analysiert.) Die literarische Darstellung oder Präsenz von Verbrechen, Recht und Gerechtigkeit wird auch im Buch/Essay von Martha Nussbaum: Essay Poetic Justice, The Literary Imagination and Public Life (1997) exploriert - auch wenn ihr Plädoyer für die empathische Sichtweise der Literatur als „Komplementärbereich“ des faktischen Wissens der Rechtswissenschaft vielleicht zu idealisierend ist, und die Auswahl literarischen Texte (Dickens) beschränkt.

Die Thematik von Verbrechen, Recht und Gerechtigkeit in der Literatur ist noch immer ein dankbarer Objekt für eine literarische Erkundung. Vor allem die Präsenz und Darstellung von Gewalt in der Literatur, wie auch in den Künsten scheint mir aktuell. In Werken wie Bolaños 2666 wird die Frage nach den Wurzeln der Gewalt oder des Bösen dringlich aufgeworfen; Gewalt kann aber auch, etwa im Kriminalroman (etwa in der Narcoficción) ästhetisiert werden.

Die andere im Titel evozierte Frage betrifft die vermeintliche moralische Funktion der Literatur als Richter, verantwortlich für ein ‚gutes Ende’ mit Bestrafung der Bösen und Belohnung der Guten. Die in der Vormoderne formulierte Idee der „poetischen Gerechtigkeit“ als symmetrisch oder geschlossenes Ende wird in vielen Studien als eine Doktrin wahrgenommen, die in der Moderne definitiv von offenen Enden abgelöst wird, treuer an die nicht-gerechte Realität. In aktuellen Studien wird aber die Idee der poetischen Gerechtigkeit als Doktrin stark relativiert, und gezeigt wie Gerechtigkeit bei Shakespeare oder Lope de Vega ironisch oder als Deus ex machina erscheinen kann. In der modernen und gegenwärtigen Literatur wäre zu erkunden, ob Poetische Gerechtigkeit nur ein Kennzeichen von Bestseller- oder Trivialliteratur darstellt, oder doch eine ‚seriöse‘ Präsenz haben könnte.

Wie im vergangenen Herbstsemester wird die Vorlesungssprache – bis auf Ausnahmen – deutsch sein. Neben den allgemeinen Einführungsvorlesungen und der Abschlussklausur sind ca. 10 Vorlesungen (à ca. 60 Minuten) zu vergeben.

1. 19.9 Prof. Harm den Boer (Seminar für Iberoromanistik) Einführung
2. 26.9 Prof. Henriette Harich-Schwarzbauer (Klassische Philologie)–„Nach der grossen Flut: Kosmische Gerechtigkeit in den Metamorphosen Ovids“
3. 3.10 Prof. Susanne Zepp, FU. Berlin „Literatur und Recht: Die Dreyfus-Affäre“
4. 10.10 Dr. Seraina Plotke (Deutsches Seminar) – „Recht und Gerechtigkeit in Johannes Paulis Schwank- und Exempelbuch ›Schimpf und Ernst‹ (1522) „
5. 17.10 Prof. Alexander Honold (Deutsches Seminar)- „’Womit einer sündiget, / darmit pflegt einer auch gestrafft zu werden’. Die Gerichtsbarkeit der Verkehrten Welt (Dante, Grimmelshausen, Jean Paul).“
6. 24.10 Prof. Harm den Boer (Seminar für Iberoromanistik), „Den Fall begründen: das Plädoyer des Schelmen“ (Zu Lazarillo de Tormes]
7. 31.10 Dr. Ted Bergman (St Andrews) "Rethinking Crime, Punishment and Propaganda in Golden-Age Drama"
8. 7.11 Dr. Barbara Selmeci und SNF-Prof. Adrien Paschoud (Französisches Seminar) – „Literatur und Recht im 17. Jahrhundert Frankreich: vom Prozess des Urbain Grandier (1634) bis zur Giftaffäre (1679-1682)“
9. 14.11 Prof. Huges Marchal (Französisches Seminar)– “Prozess auf der Bühne in Les Plaideurs von Racine und Le Mariage de Figaro von Beaumarchais”.
10. 21.11 Markus Wild (Philosophisches Seminar)- „After such knowledge, what forgiveness? Think now“ Aspekte poetischer Gerechtigkeit im Werk von T.S. Eliot.
11. 28.11 (kein Vortrag)
12. 5.12. Marco Kunz (U. Lausanne) „Straflosigkeit und poetische Gerechtigkeit in der mexikanischen Narcoficción“
13. 12.12. Ina Habermann (Englisches Seminar) – "A Pound of Flesh - Shakespeare's Equitable Drama"
14. 19.12 Prüfung

 

Anmeldung zur Lehrveranstaltung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Doktorat Iberoromanische Literaturwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Iberoromanische Literaturwissenschaft)
Interphilologische Lehrveranstaltungen für die Slavistik (Master Studienfach: Slavistik (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul English & American Literature (Master Studienfach: Englisch (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik)
Modul Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul Literaturtheorie (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Modul Research Skills in English Linguistics or Literature (Master Studienfach: Englisch (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Vertiefung, Wissen, Praxis (Master Studienfach: Hispanistik (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Leistungsüberprüfung Leistungsnachweis
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Abschlussklausur in der letzen Session (am 19. Dezember), ggf. eine Take-Home Klausur
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung eine Wiederholung, Wiederholung zählt
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen beliebig wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Iberoromanistik

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