Zur Merkliste hinzufügen
Zurück

 

50718-01 - Seminar: Soziologie der Interaktion: Empirische Einsichten und theoretische Konzepte 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2018
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Thomas Hoebel (thomas.hoebel@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Der Soziologe Erving Goffman hat vor mehr als einem halben Jahrhundert behauptet, dass wir alle Theater spielen, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht begegnen. Er gilt heute als ein zentraler Vertreter interaktionssoziologischen Denkens. Seine Leistung besteht vor allem darin, schlüssig aufgezeigt zu haben, dass soziale Interaktionen eigenen Logiken gehorchen und somit auch besondere soziologische Mittel erfordern, um sie zu untersuchen, zu verstehen und zu erklären. Goffman steht damit nicht allein. Er selbst steht in der Tradition des Symbolischen Interaktionismus und hat viele Forschende dazu inspiriert, sich mit Interaktionen zu beschäftigen. Sie gelten je nach theoretischer Perspektive als „einfache Sozialsysteme“ (Niklas Luhmann), „Kommunikation unter Anwesenden“ (André Kieserling) oder „Mikrofundierung der Makrosoziologie“ (Randall Collins), um nur einige Beispiele zu nennen.

Im Seminar werden wir uns mit den Grundzügen interaktionssoziologischen Denkens beschäftigen und dazu Autoren wie Erving Goffman, Howard S. Becker oder Harold Garfinkel diskutieren. Fragen sind u.a., was Interaktionen von anderen sozialen Formen unterscheidet, welchen Stellenwert die Körperlichkeit der Beteiligten hat, warum konkrete Interaktionen in der Regel nur ein Thema haben und wie sich erklären lässt, dass manchmal einige Interaktionsteilnehmenden die anderen dominieren. Damit verbunden werden wir uns mit ausgewählten Fallstudien beschäftigen, z.B. zum Fahrstuhlfahren (Stefan Hirschauer). Spielen wir da nicht auch füreinander Theater? Außerdem werden Sie selbst kleine Feldforschungen machen, z.B. im Café, in der Sauna, in der Bahn, an der Ampel, im Fitnessstudio oder auf dem Fußballplatz. Wo Sie Ihre Beobachtungen machen, können Sie selbst entscheiden.

Didaktisch ist das Seminar als intensives Lektüreseminar angelegt, bei dem die informierte Diskussion theoretischer Positionen im Hinblick auf empirische Phänomene im Zentrum steht. Sie erhalten dabei kontinuierlich die Gelegenheit, eine Fragestellung und eine Gliederung für eine (Pro-)Seminararbeit zu entwickeln.
Lernziele Die Studierenden
- kennen die Grundfragen und Grundzüge der Interaktionssoziologie,
- sind in der Lage, empirische Studien zu sozialer Interaktion nachzuvollziehen, anderen darzustellen, kritisch zu reflektieren und für eigene Feldforschungen zu nutzen,
- kennen Grundzüge des Feldforschens,
- haben die Fähigkeit weiter entwickelt, eine eigenständige und begründete Position zu den Argumenten der Autorinnen und Autoren zu formulieren, deren Texte wir im Seminar diskutieren,
- kennen Techniken und Strategien, um eine bearbeitbare Fragestellung für eine eigene (Pro-)Seminararbeit zu formulieren.
Literatur Blumer, H., 1980: Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus. S. 80–146 in: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.), Alltagswissen, Interaktion und Gesellschaftliche Wirklichkeit. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Goffman, E., 2003: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München; Zürich: Piper.
Hirschauer, S., 1999: Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung von Anwesenheit. Eine Fahrstuhlfahrt. Soziale Welt 50: 221–245.
Wynn, J.R., 2016: On the Sociology of Occasions. Sociological Theory 34: 276–286.
Bemerkungen Wenn Sie sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht imstande sehen, sich zu jeder Sitzung intensiv mit der Seminarlektüre auseinanderzusetzen und in regelmässigen Abständen etwas für das Seminar zu schreiben, sind Sie dieser Veranstaltung leider falsch.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul Allgemeine Soziologie / Soziologische Theorie (Bachelor Studienfach: Soziologie (Studienbeginn vor 01.08.2013))
Modul Soziologische Theorie BA (Bachelor Studienfach: Soziologie)
Modul: Erweiterung Gesellschaftswissenschaften M.A. (Master Studienfach: Politikwissenschaft)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Sie schreiben zu jeder vierstündigen Sitzung jeweils ein Memo über einen der Texte, die wir in der betreffenden Sitzung diskutieren. Dadurch kommen Sie auf insgesamt fünf Memos.
Die Memos fungieren in den betreffenden Sitzungen als Arbeits- und Diskussionsgrundlage für Sie. Sie ähneln den Kurzzusammenfassungen bzw. Abstracts, die vielen Aufsätzen in Fachzeitschriften vorangestellt sind. Sie bieten einen knappen Überblick darüber, um was es in dem Text geht. Ihre Memos sollen daher die zentrale Aussage des Texts in eigenen Worten wiedergeben und dabei 100 Wörter nicht überschreiten. Erläutern Sie dabei kurz, wie die Autorin oder der Autor des von Ihnen memorierten Texts zu dieser Aussage kommt, d.h. ob und wie sie eigentlich begründet wird.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Soziologie

Zurück