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52458-01 - Kolloquium: Tradition/Transformation, Kontinuität/Diskontinuität 3 KP

Semester Herbstsemester 2018
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Amanda Gabriel (amanda.gabriel@unibas.ch)
Veronika Sossau (veronika.sossau@unibas.ch)
Inhalt Konstruktion von Geschichte und «erfundene Traditionen»

Im Zentrum der diesjährigen Graduiertentagung steht die bewusste Konstruktion von Geschichte u. a. in Form des Konzeptes der «erfundenen Tradition», das Eric Hobsbawn und Terence Ranger 1983 mit der Aufsatzsammlung «The Invention of Tradition» in die wissenschaftliche Diskussion einführten. Thematisiert werden dabei gezielte Rückgriffe in die Vergangenheit zur Stiftung von Identität. Prominente Beispiele solcher «erfundenen Traditionen» bilden die Tartan der “Schottenröcke” oder die “traditionellen” Trachten. Diese «historische Fiktionen» werden durch häufige Wiederholung zu scheinbar historisch nachvollziehbaren Traditionen verfestigt. Auf diese Weise lassen sie sich in der jeweiligen Gegenwart zur Akzentuierung und Legitimation sowohl politischer als auch gesellschaftlicher Identitätskonstrukte nutzen.

Die Beiträge an der Tagung können jeweils sowohl über objektbasierte als auch über literatur- oder bildwissenschaftliche Zugänge erfolgen. Einerseits soll die Identifikation bestimmter Geschichtskonstruktionen und «erfundener Traditionen» in historischen Kontexten sowie deren Interpretation beleuchtet werden. Wie lassen sich konstruierte Traditionen bzw. konstruierte kollektive Erinnerungen als solche identifizieren? Welche Bedeutung kam ihnen bei spezifischen Ritualen in der jeweiligen Gegenwart zu und welche Ziele wurden damit verfolgt? Welche Rolle spielten dabei der Umgang mit alten Textbausteinen/ Objekten / Bildern bzw. deren bewusste Archaisierung? Andererseits betrachten wir aber auch die Dekonstruktion bzw. das Kenntlichmachen solcher Muster in der Gegenwart als zentral. Dabei geht es nicht ausschließlich darum, inwieweit konstruierte Geschichtsbilder und «erfundene Traditionen» politisch und autoritär instrumentalisiert werden, sondern auch um Fragen wie mit Retro- und Renaissance-Bewegungen, dem Bedürfnis nach Nostalgie und Reminiszenz oder aber auch mit der Inszenierung von Vergangenheit in der Kulturvermittlung
umzugehen ist.

Lernziele Im Rahmen der Tagung haben Studierende im Doktoratsprogramm die Möglichkeit, Forschungen aus ihren Dissertationsgebieten zur Diskussion zu stellen und sich Inputs von externen Spezialisten sowie zum Thema arbeitenden Doktoranden anderer Forschungseinrichtungen aus dem deutschsprachigen Raum zu holen.
Literatur Grundlegend:
E. Hobsbawn – T. Ranger (Hrsg.), The Invention of Tradition (Cambridge 1983).
H. J. Gehrke, Mythos, Geschichte, Politik – antik und modern, Saeculum 45, 1994, 239–264.
H. J. Gehrke, Mythos, Geschichte und kollektive Identität. Antike Exempla und ihr Nachleben”, in D. Dahlmann – W. Potthoff (Hrsg.), Mythen, Symbole und kollektive Identität. Die Geschichtsmächtigkeit der "Zeichen in Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert, Heidelberger Publikationen zur Slavistik B Literwaturwiss. R. 14 (Frankfurt 2000) 1–24.
H. J. Gehrke, Was ist Vergangenheit? Die „Entstehung von Vergangenheit“, in: C. Ulf (Hrsg.), Der neue Streit um Troia. Eine Bilanz 2(München 2004), 62–81.
M. Bommas (Hrsg.), Cultural Memory and Identity in Antiquity. Cultural Memory and History in Antiquity 1, (London 2011).
M. Bommas – J. Harrisson – P. Roy, Memory and Urban Religion in the Ancient World. Cultural Memory and History in Antiquity 2 (London 2012).
S. Samida, Archäologie und Öffentlichkeit: Zum Stand der Reflexion, in: M. K. H. Eggert – U. Veit (Hrsg.), Theorie in der Archäologie: Zur jüngeren Diskussion in Deutschland. Tübinger Archäologische Taschenbücher 10 (Münster u. a. 2013) 337–374.
D. Boschung – P.-A. Kreuz – T. Kienlin (Hrsg.), Biography of Objects. Aspekte eines kulturhistorischen Konzepts, Morphomata 31 (Paderborn 2015) 87–123.
K. P. Hofmann – T. Meier – D. Mölders – S. Schreiber (Hrsg.), Massendinghaltung in der Archäologie. Der material turn und die Ur- und Frühgeschichte (Leiden 2016).
M. Bommas, From Ancient Egypt to the Mississippi Delta: A comparative approach to Cultural Memory and Forgetting, in: D. Nadali (Hrsg.), Envisioning the Past Through Memories, CMHA 4, London 2016, 163–183.
Einzelstudien
M. Augstein – S. Samida, Vom Kult zum Pop? Die Kelten und Halloween in der gegenwärtigen Alltagskultur. In: C. Jacke ¬ M. Zierold (Hrsg.), Populäre Kultur und soziales Gedächtnis: theoretische und exemplarische Überlegungen zur dauervergesslichen Erinnerungsmaschine Pop. Special Issue SPIEL − Siegener Periodicum zur Internationalen Empirischen Literaturwissenschaft 24,2, 2005 (2008), 389−402.
K. P. Hofmann, With víkingr into the Identity Trap: When Historiographical Actors Get a Life of Their Own, The Genetic Challenge. Medieval worlds 4, 2016, 91–122.
E. Kistler ¬– B. Öhlinger – T. Dauth – R. Irovec – B. Wimmer, Archaika as a Resource. The Production of Locality and Colonial Empowerment on Monte Iato (Western Sicily) around 500 BC., in: A. Scholz – M. Bartelheim – R. Hardenberg – J. Stecker (Hrsg.), ResourceCultures. Sociocultural Dynamics and the Use of Resources – Theories, Methods, Perspectives, RessourcenKulturen 5 (Tübingen 2017) 159–175.
E. Kistler, The Mediterranean Sea. Mediterranean Object Histories and Their Counter-Histories, in: M. Dabag – Haller – N. Jaspert – A. Lichtenberger (Hrsg.), New Horizons. Mediterranean Research in the 21st Century, Mittelmeerstudien 10 (Paderborn 2016), 237-265.
U. Pirker ¬– E. Ulrike – M. Rüdiger C. Klein – T. Leiendecker C. Oesterle – M. Sénécheau – M. Uike-Bormann, Echte Geschichte. Authentizitätsfiktionen in populären Geschichtskulturen. Authentizitätsfiktionen in populären Geschichtskulturen, Historische Lebenswelten in populären Wissenskulturen 3 (Bielefeld 2010).
A.-B. Renger – I. Toral-Niehoff (Eds.), Genealogie und Migrationsmythen im antiken Mittelmeerraum und auf der arabischen Halbinsel (Berlin 2014).
B. Roling – S. Bauhaus – B. Schirg (Hrsg.), Apotheosis of the North. The Swedish Appropriation of Classical Antiquity around the Baltic Sea and Beyond (1650 to 1800), Transformationen der Antike (Boston 2017).
L. Rösli, Erschriebene und gespiegelte Welten im Prolog und der Gylfaginning der Prosa-Edda. In: Gabriela Brahier, Dirk Johannsen (Hrsg.): Konstruktionsgeschichten. Narrationsbezogene Ansätze in der Religionsforschung, Diskurs Religion 2 (Würzburg 2013) 281–293.
F. Wiedemann, Altes Wissen” oder “Fremdkörper im deutschen Volksglauben”. Hexendeutungen im Nationalsozialismus zwischen Neuheidentum, Antiklerikalismus und Antisemitismus, in: Uwe Puschner/ Clemens Vollnhals (Hrsg.), Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte, Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 47 (Göttingen 2012) 437–458.
F. Wiedemann, Von arischen Ursprüngen und rassischer Wiedergeburt. Themen und Figuren völkischer Geschichts¬konstruktionen, in: H. R. Yousefi – K.Fischer – H.-J.Scheidgen (Hrsg.), Wege zur Geschichte. Konvergenzen – Divergenzen – Interdisziplinäre Dimensionen (Nordhausen 2010) 103–135.
Bemerkungen Titel: Konstruktion von Geschichte und «erfundene Traditionen»

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Doktorat Ägyptologie: Empfehlungen (Promotionsfach: Ägyptologie)
Doktorat Alte Geschichte: Empfehlungen (Promotionsfach: Alte Geschichte)
Doktorat Gräzistik: Empfehlungen (Promotionsfach: Gräzistik)
Doktorat Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft)
Doktorat Klassische Archäologie: Empfehlungen (Promotionsfach: Klassische Archäologie)
Doktorat Latinistik: Empfehlungen (Promotionsfach: Latinistik)
Doktorat Ur- und Frühgeschichte: Empfehlungen (Promotionsfach: Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie)
Doktorat Vorderasiatische Altertumswissenschaft: Empfehlungen (Promotionsfach: Vorderasiatische Altertumswissenschaft)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Anwesenheit und Verfassen von zusammenfassenden Beiiträgen.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Departement Altertumswissenschaften

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