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53537-01 - Seminar: Geldpolitik und Finanzmarktkapitalismus - Soziologische Perspektiven 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2019
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Malte Flachmeyer (malte.flachmeyer@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Im Seminar beschäftigen wir uns mit der gesteigerten gesamtgesellschaftlichen Bedeutung der Finanzwirtschaft und der Geldpolitik und arbeiten insbesondere heraus, wie diese beiden Felder miteinander zusammenhängen, zum Beispiel im Bereich der Stabilisierung finanzwirtschaftlicher Geschäftsmodelle und der Geldschöpfung. Wir schauen dabei vor allem auf die relativ stabilen zwei Jahrzehnte vor der Weltfinanzkrise 2007 (Great Moderation) sowie auf die nachfolgende, gegenwärtig anhaltende Periode der Krisenbekämpfung (Great Recession), eignen uns jedoch zunächst auch Grundlagenwissen über die historische Genese und die institutionelle Gestaltung moderner Finanzmärkte und Zentralbanken an.
Die Soziologie und benachbarte Disziplinen nutzen einen breiten Fundus sozialwissenschaftlicher Analysekategorien, um die politisch-gesellschaftlichen Grundlagen wirtschaftlicher und wirtschaftspolitischer Organisations-, Handlungs- und Denkweisen zu beschreiben. Spätestens seit der jüngsten Finanzkrise stehen verstärkt der wachsende Einfluss und die Fragilität von Finanzmärkten in ihrem Fokus. Bei der staatlichen Krisenbekämpfung haben sich weltweit die wichtigsten Zentralbanken in besonderer Weise hervorgetan. Mit ‚unkonventionellen‘ geldpolitischen Massnahmen wie unbegrenzten Wertpapierkäufen, Null- und Negativzinsen haben sie die Finanzmärkte kurzfristig «beruhigen» und, im Falle der EZB, nicht nur Finanzakteure, sondern sogar ganze Staaten vor dem Bankrott retten können.
Mit dieser herausragenden Rolle der Zentralbanken gehen jedoch auch grosse Unsicherheiten einher. Welche Auswirkungen etwa die ultra-lockere Geldpolitik auf die Finanzstabilität und die Geldmenge haben wird, ist Gegenstand anhaltender Debatten. Zudem sind Zentralbanken als vormals (vermeintlich) ‚unpolitischste‘ aller wirtschaftspolitischen Institutionen dabei, die Aura technokratischer Alternativlosigkeit einzubüssen. Zu Fragen der Steuerungsfähigkeit – welche Einflusswege hat geldpolitisches Handeln? – treten auch neue Legitimationsprobleme auf, die langfristig die Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit der gegenwärtigen Geldordnung betreffen.
Lernziele Die Studierenden
-kennen zentrale sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Finanzwirtschaft, ihre zunehmende gesamtwirtschaftliche Bedeutung und ihren Kollaps 2007ff.
-kennen in Grundzügen die historische Genese und die institutionelle Ausgestaltung der Geldpolitik, sowohl in Bezug auf global gemeinsame Merkmale wie auf länderspezifische Besonderheiten.
-entwickeln ein Verständnis der Steuerungsmöglichkeiten und -beschränkungen von Zentralbanken im Austausch mit unterschiedlichen Publika der Geldpolitik (Finanzmärkte, Tarifparteien) und im Kontext gesellschaftlicher Legitimitätserfordernisse
-kennen unterschiedliche Positionen zur Rolle der Geldpolitik bei der Verursachung und der politischen Bekämpfung der jüngsten Finanzkrise
Literatur -Bowman, A. et al. (2013): „Central Bank-Led Capitalism?“, Seattle Law Review 36 (2), S. 455–487.
-Faust, M., J. Kädtler und H. Wolf (2017): „Finanzmarktkapitalismus? Problemaufriss und Einführung“, in: Dies. (Hrsg.): Finanzmarktkapitalismus? Der Einfluss von Finanzialisierung auf Arbeit, Wachstum und Innovation, Frankfurt/M.: Campus, S. 9–32.
-Goodhart, C. und R. Lastra (2017): „Populism and Central Bank Independence“, Open Economies Review 29 (1), S. 49–68.
-Hickel, R. (2018): „Nach der Krise ist vor der Krise: Warum der nächste Crash droht.“, Blätter für deutsche und internationale Politik 10/18, S. 97-104
-Kraemer, K. und S. Nessel (Hrsg.) (2012): Entfesselte Finanzmärkte. Soziologische Analysen des modernen Kapitalismus, Frankfurt am Main: Campus.

 

Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Erweiterung Gesellschaftswissenschaften B.A. (Bachelor Studienfach: Politikwissenschaft)
Modul: Erweiterung Gesellschaftswissenschaften M.A. (Master Studienfach: Politikwissenschaft)
Modul: Wirtschaft, Wissen und Kultur (Bachelor Studienfach: Soziologie)
Leistungsüberprüfung Lehrveranst.-begleitend
Hinweise zur Leistungsüberprüfung - Regelmässige Präsenz, Lektüre der Basistexte und aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen
- Mitgestaltung einer Sitzung:
1. Schriftliche Formulierung von Verständnis- und Diskussionsfragen zur Erarbeitung des Basistextes im Plenum (ungefähr 5);
2. Gesprächsleitung (Moderation der Diskussion zusammen mit dem Seminarleiter)
3. Einen zweiseitigen Kommentar zum Basistext der mitgestalteten Sitzung
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung keine Wiederholungsprüfung
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Soziologie

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