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55276-01 - Vorlesung: Der antike Roman, Teil I: Eros, Mythos und phantastische Abenteuer 2 KP

Semester Herbstsemester 2019
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Anton F.H. Bierl (a.bierl@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt Der lange Zeit als Trivialliteratur verachtete griechische Liebesroman wurde erst vor ca. 40 Jahren von der Forschung im grossem Umfang als ernsthafter Gegenstand wiederentdeckt.
Im Zeitalter von TV-Serien wie Dallas, deren Episoden ein Massenpublikum Woche für Woche fesselten, entstand gerade in den 1980er Jahren ein neues Bewusstsein gegenüber populärer Kultur. Die Helden im Fernsehen oder in 'Groschenromanen', die aus der Oberschicht kommen und ganz dem aktuellen Schönheitsideal entsprechen, sind Reise- und Liebesabenteuern ausgesetzt, ihre Ehe wird durch Konkurrenten in Frage gestellt, das glückliche Leben zu zweit, das nach sämtlichen gesellschaftlichen Klischees gestaltet ist, wird durch Tod und Krankheit, Verbrechen, Verschwörung etc. bedroht, bis sich schliesslich alles in einem happy end in Wohlgefallen auflöst. Dem modernen Konsumenten ist die Verwandtschaft solcher Familiendramen mit antiken Vorbildern des Liebesromans wohl kaum bekannt.
Die Vorlesung, die im nächsten Semester fortgeführt wird, will unter anderem solche Zusammenhänge in diesem literarischen Genre populären Zuschnitts aufdecken, das trotzdem auch für ein gebildetes Publikum verfasst ist. Vor allem soll sie zeigen, dass der antike Roman Vorläufer des modernen Romans ist.
Ziel ist es, diese Form der fiktionalen Erzählung als Gattungsgeschichte anhand der wichtigsten Vertreter des griechischen Romans (Chariton, Chaireas und Kallirhoe; Xenophon von Ephesos, Ephesiaka; Longos, Daphnis und Chloe; Achilleus Tatios, Leukippe und Kleitophon; Heliodor, Aithiopika) und fragmentarisch erhaltener Romane wie auch typologisch (idealisierender und komisch realistischer Roman) aus unterschiedlichsten Perspektiven verständlich zu machen. Zudem wird der lateinische Roman (Petron, Satyrika und der berühmte Eselroman des Apuleius, oder auch genannt Metamorphosen) besprochen und ein Ausblick auf den byzantinischen Roman gegeben, der die Formen des griechischen Romans unter neuen sozio-kulturellen Bedinungen aufnimmt.
Die geschichtlichen und sozio-ökonomischen Entstehungsbedingungen einer solchen 'bürgerlichen' Buchkultur sollen ebenso wie religiöse Hintergründe beleuchtet werden. Vor allem aber wird angestrebt, bei der Interpretation von Textbeispielen auch neuere literaturwissenschaftliche Methoden, wie z. B. die Narratologie, die Erforschung von Erzählstrategien, die Intertextualität, den Reader–Response Criticism und moderne Fragen zur Geschlechterrolle (gender) und zur Anthropologie der Liebe einzubeziehen.
In diesem Herbstsemester legen wir die Grundlagen und kommmen wir voraussichtlich bis zur frühen Kaiserzeit.
Die als zentrale Fach-Vorlesung konzipierte Veranstaltung bietet sich auch als Einführung in die gesamte Griechische Philologie an, da der Roman mit seinen intertextuellen Verweisen Einblick in die gesamte Literaturgeschichte liefert und zentral für den modernen Roman ist. Daher ist sie auch von grossem Interesse für alle Studierenden der modernen Philologien. Da religiöse Formen, Mysterienreligion, Mythos und Rituale eine besondere Rolle spielen, ist die Vorlesung auch für die Religionswissenschaft von grosser Relevanz.
Lernziele
– Vertrautwerden mit dem Fach Griechische Philologie/Gräzistik und mit der griechisch-römischen Kultur
– zeitliche Einordnung der Texte in die 2. Sophistik
– Kennenlernen der Gattung des antiken griechischen und römischen Liebesromans
– Blick auf den byzantinischen Roman
– Vergleich mit modernem Roman
– Behandlung von Eros und Liebe als Gattungskonstituenten
– Vertrautwerden mit dem Prinzip der Mythopoetik
– Lektüre und Interpretation der wichtigsten Romane
– Blick auf moderne Nachwirkung
Literatur dt. Übersetzung aller Romane:
B. Kytzler (Hrsg.), Im Reiche des Eros. Sämtliche Liebes– und Abenteuerromane der Antike, 2 Bde. München 1983

Einführung:
N. Holzberg, Der antike Roman (Artemis Einführungen 25), München/Zürich 2001 (zur Einführung und Anschaffung empfohlen)

zudem:
A. Bierl, Mysterien der Liebe und die Initiation Jugendlicher. Literatur und Religion im griechischen Roman, in: A. Bierl, R. Lämmle, K. Wesselmann (Hrsg.), Literatur und Religion II. Wege zu einer mythisch–rituellen Poetik bei den Griechen, Berlin/New York 2007, 239–334
E. Cueva, S. N. Byrne (Hrsg.), A Companion to the Ancient Novel. Blackwell Companions to the Ancient World, Malden, MA/Oxford: Wiley-Blackwell 2014
C. W. Müller, Der griechische Roman, in: E. Vogt (Hrsg.), Griechische Literatur (Neues Handbuch d. Literaturwiss. 2), Wiesbaden 1981, 377–412
E. Rohde, Der griechische Roman und seine Vorläufer (1876), Darmstadt 1974
Bemerkungen Teilnehmerkreis: Studierende der Gräzistik und Latinistik sowie der gesamten Altertumswissenschaften, bes. auch der (Alten) Geschichte und Ägyptologie, ferner der Germanistik und aller modernen Philologien, des Interphilologischen Bereichs, Medienwissenschaften, der Religionswissenschaft, Philosophie. Interessierte HörerInnen anderer Fächer und aller Fakultäten sind ebenfalls herzlich willkommen. Auch geeignet für die Zertifikate ”Ancient Greek and Modern Theatre & Performance Studies” und “Literatur und Religion: Mythopoetik"
Weblink Gräzistik

 

Teilnahmebedingungen keine – Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt; alle Textbeispiele werden auch in Übersetzung vorgestellt.
Anmeldung zur Lehrveranstaltung auf ADAM
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz
HörerInnen willkommen

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Modul: Antike / monotheistische / aussereuropäische Religionen (Bachelor Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Griechische Literaturwissenschaft und Literaturgeschichte MA (Master Studienfach: Gräzistik)
Modul: Grundstudium Schwerpunkt Gräzistik (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Grundstudium Schwerpunkt Gräzistik (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studiengang: Altertumswissenschaften)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Italianistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft BA (Bachelor Studienfach: Nordistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Latinistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Italianistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Englisch)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Philologie)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Französistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Nordistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Hispanistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Slavistik)
Modul: Interphilologie: Literaturwissenschaft MA (Master Studienfach: Deutsche Literaturwissenschaft)
Modul: Literaturgeschichte (Master Studiengang: Literaturwissenschaft)
Leistungsüberprüfung Leistungsnachweis
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Kurzklausur am Ende des Semesters oder Protokolle/Essays
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: nicht erforderlich
Wiederholungsprüfung eine Wiederholung, Wiederholung zählt
Skala Pass / Fail
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Philosophisch-Historische Fakultät, studadmin-philhist@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Gräzistik

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