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56684-01 - Seminar: "Menschenwürde". Begründungs- und Anwendungsprobleme in ethischer, theologischer und religionswissenschaftlicher Perspektive 3 KP

Semester Frühjahrsemester 2020
Angebotsmuster einmalig
Dozierende Georg Pfleiderer (georg.pfleiderer@unibas.ch, BeurteilerIn)
Inhalt «Menschenwürde» ist ein normativer Grundbegriff moderner Ethik und Politik. In vielen Staatsverfassungen ist er hochstufig verankert; und in nahezu allen ethischen Diskursen - ob Rechtsethik, Ethik des Politischen, Bioethik, Wirtschafts- und Sozialethik (Migrations- und Armutsdebatten) – ist der Begriff heutzutage als normativer Leit- und Orientierungsbegriff präsent. Selbst in ausserhumanen Bereichen, in der Tier- und Umweltethik, ja sogar in der Klimaethik hat er längst Einzug gehalten. Auch für die Theologie und die Religionsgemeinschaften ist es undenkbar, sich nicht auf ihn zu berufen. «Menschenwürde» gilt als säkulares Äquivalent zum Theologumenon von der «Gottebenbildlichkeit» des Menschen.
Diese fundamentalethische und zugleich kanonische Bedeutung und Omnipräsenz des Begriffs Menschenwürde ist aus mindestens zwei Gründen überraschend. Zum einen ist der Begriff in solcher Prinzipialstellung – ungeachtet seiner langen ideengeschichtlicher Tradition – erst relativ neu. Entscheiden-des Datum dafür ist die «Allgemeine Erklärung der Menschenrecht» durch die Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948. Jahrhunderte hindurch war die europäische Ethik in Philosophie, aber auch in Theologie, nahezu ohne diesen Begriff ausgekommen.
Zum andern ist der Menschenwürdebegriff in seiner normativ-ethischen Funktionalität, seiner Konsistenz, vor allem aber hinsichtlich seiner materialethi-schen Implikationen und Folgen alles andere als unumstritten. Diese Probleme teilt er mit einem anderen fundamentalethischen Grundbegriff, mit dem er in vielfacher Hinsicht verwandt und eng verbunden ist: dem der «Person».
«Menschenwürde» scheint vor diesem Hintergrund so etwas wie den säkular-sakralen Kern von Personalität bzw. Menschsein auszumachen; anders ge-sagt: der Begriff bezeichnet «die Sakralität der Person» (H. Joas). Damit ist der Begriff in seiner religiös-theologischen Dimension in den Blick gerückt, für die in der christlichen Tradition der Begriff der Gottebenbildlichkeit steht.
Damit verbindet sich jedoch ein gewichtiges philosophisches und politisches Problem: ist der Begriff der Menschenwürde ablösbar von einem bestimmten, kulturell geprägten Menschenbild, dem abendländisch-christlich-westlichen? In der globalen Diskussion um universale Geltung und Auslegung der Menschenrechte ist darüber längst eine kritische Debatte mit weitreichenden politischen und sozialen Folgen entstanden.
Das Seminar beschäftigt sich mit dem Begriff (und seinen Äquivalenten bzw. Verwandten «Person» und «Gottebenbildlichkeit») in seiner Geschichte, seiner philosophischen Begründungsproblemen, seinen vielfältigen Anwendungen (insbesondere der Verbindung zu den «Menschenrechten») und vor allem seinen theologischen und religionswissenschaftlichen Dimensionen.
Grundfragen werden dabei sein, - warum sich dieser Begriff offensichtlich so hervorragend eignet als ethischer Grund- und gemeinschaftlicher Orientie-rungsbegriff moderner, pluralistischer Gesellschaften, - worin die Grenzen solcher Eignung liegen könnten - und was beides für Theologie, Kirche und Religionsgemeinschaften bedeutet.
Die Thematik des Seminars eignet sich ausgezeichnet zur ersten vertieften Beschäftigung mit Grund- und Materialfragen der (theologischen, philosophischen und religionswissenschaftlichen) Ethik.
Lernziele - Tieferes Verständnis eines normativen ethischen Grundbegriffs in seiner Funktion in modernen Gesellschaften.
- Verknüpfungskompetenzen von theologischen, philosophischen, gesellschaftswissenschaftlichen Themenbeständen
Literatur Bahr, Petra; Heinig, Michael (Hg.): Menschenwürde in der säkularen Verfassungsordnung. Rechtswissenschaftliche und theologische Perspektiven, Tübingen 2006.
Brudermüller, Gert; Seelmann, Kurt (Hg.): Menschenwürde. Begründung, Konturen, Geschichte, Würzburg 2008.
Dierken, Jörg; von Scheliha, Arnulf: Freiheit und Menschenwürde. Studien zum Beitrag des Protestantismus, Tübingen 2005.
Joas, Hans: Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte, Berlin 2011.
Spaemann, Robert: Personen. Versuche über den Unterschied zwischen ‘etwas’ und ‘jemand’, Stuttgart 3. Aufl. 2006.
Bemerkungen Bereich Chr (Christentum) im M.A. Interreligious Studies

 

Anmeldung zur Lehrveranstaltung Das Seminar richtet sich besonders an interessierte Studierende der Theologie, RWP, Religionswissenschaft, Philosophie, Jüdischen Studien, aber auch anderer Studiengänge, insbesondere Jus, Politische Wissenschaft, (Bio-)Ethik.
Anmeldung kann über MONA erfolgen; bei Informationsbedarf gerne Email an Georg.Pfleiderer@unibas.ch
Unterrichtssprache Deutsch
Einsatz digitaler Medien kein spezifischer Einsatz

 

Intervall Wochentag Zeit Raum

Keine Einzeltermine verfügbar, bitte informieren Sie sich direkt bei den Dozierenden.

Module Doktoratsstudium Theologie: Empfehlungen (Doktoratsstudium - Theologische Fakultät)
Modul: Biblische und systematische Theologie (Masterstudium: Theologie)
Modul: Ethik des Christentums - Fundamentalethik (ST/E 1) (Masterstudium: Theologie (Studienbeginn vor 01.08.2018))
Modul: Ethik des Christentums - Fundamentalethik (ST/E 1) (Master Studienfach: Theologie)
Modul: Ethik des Christentums – Fundamentalethik (ST/E 1) (Masterstudium: Theologie)
Modul: Religion, Ökonomie und Recht (Master Studienfach: Religionswissenschaft)
Modul: Religiöse Überzeugungen in Geschichte und Gegenwart (Masterstudium: Interreligious Studies)
Leistungsüberprüfung Leistungsnachweis
Hinweise zur Leistungsüberprüfung Die Veranstaltung ist 'interaktiv'; d.h. es wird aktive Teilnahme in Gestalt von regelmässiger Präsenz, Vorbereitung auf die jeweiligen Plenartexte sowie die Bereitschaft zur Anfertigung eines Referats erwartet, das mündlich (zusammengefasst) zu präsentieren und schriftlich auszuarbeiten ist.
An-/Abmeldung zur Leistungsüberprüfung Anmelden: Belegen; Abmelden: Dozierende
Wiederholungsprüfung eine Wiederholung, bester Versuch zählt
Skala 1-6 0,5
Wiederholtes Belegen nicht wiederholbar
Zuständige Fakultät Theologische Fakultät, studiendekanat-theol@unibas.ch
Anbietende Organisationseinheit Fachbereich Theologie

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